Amnesty International setzt sich dafür ein, die Todesstrafe weltweit abzuschaffen (Bild: AI)
Im Iran ist laut Amnesty International ein Teenager gehängt worden – möglicherweise nur, weil er mit einem anderen Mann Sex hatte.
In der iranischen Provinz Markazi ist laut "Amnesty International" Mitte Juli der 19-jährige Teenager Hassan Afshar gehängt worden, weil er laut Urteil einen anderen jungen Mann vergewaltigt haben soll.
Die Menschenrechtsorganisation merkte aber an, dass der Angeklagte stets ausgesagt habe, dass es sich um einvernehmliche sexuelle Handlungen gehandelt habe. Die Ermittlungen gehen auf eine Beschwerde des Vaters des angeblichen Opfers zurück; bei einvernehmlichem Sex hätte auch dem Sohn eine Bestrafung bis hin zur Todesstrafe gedroht.
Die "Tat" ereignete sich vor rund zwei Jahren – zu einem Zeitpunkt, als Afshar 17 Jahre und damit minderjährig gewesen ist. Laut Amnesty hatte er keinen Zugang zu einem Rechtsanwalt. Er sei im Schnellverfahren binnen zwei Monaten zum Tode verurteilt worden. "Es ist grausame Ironie, dass die Behörden Hassan Afshar sieben Monate lang nicht über das Todesurteil informiert haben, als er in einem Jugendgefängnis war, um ihm nicht zu ängstigen", sagte Amnesty-Aktivistin Magdalena Mughrabi.
Mehrere tausend Hinrichtungen wegen Homosexualität
Schätzungen zufolge sind seit der "Islamischen Revolution" im Jahr 1979 mehrere tausend Männer wegen Homosexualität im Iran hingerichtet worden. Die meisten Fälle werden allerdings nicht öffentlich. Zudem wird in vielen Urteilen von Vergewaltigungen gesprochen.
Für Empörung in westlichen Medien hatte 2005 die Hinrichtung von zwei Jugendlichen gesorgt, die offenbar wegen Homosexualität zum Tode verurteilt worden waren (queer.de berichtete). Offiziell wurde die Strafe damit begründet, dass die Männer, die zur Tatzeit Jugendliche waren, einen 13-Jährigen misshandelt hätten. Die Hintergründe sind bis heute nicht aufgeklärt.
Amnesty machte auf den Fall von Hassan Afshar aufmerksam, weil die Hinrichtung die erste eines Teenagers in diesem Jahr ist. Derzeit warteten im Iran 180 Menschen auf eine Hinrichtung für Taten, die sie als Jugendliche begangen haben sollen. Das widerspreche internationalem Recht, so die Organisation, die generell gegen die Todesstrafe kämpft.
Behörden müssten Fälle von sexuellem Missbrauch prüfen und bestrafen, so die Organisation weiter, das internationale Recht sehe dafür aber ebenfalls keine Todesstrafe vor. Auch die Bestrafung gleichgeschlechtlicher sexueller Aktivitäten verstoße gegen internationales Menschenrecht, kritisiert Amnesty. Sie schaffe in Irans Fall zudem die Situation, dass man sich zu falschen Beschuldigungen gezwungen sehen könnte. (cw)
Wie lange dauert es wohl noch, bis Union und SPD zum Frisieren ihrer Bilanz auch diesen Staat als "sicheres Herkunftsland" bezeichnen?!