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US-Präsidentschaftswahl
Donald Trump tritt vor Homo-Hassern in Orlando auf

Donald Trump vor seinen Anhängern bei einem Wahlkampfauftritt in Wilmington (North Carolina)
- 10. August 2016, 10:19h 4 Min.
Genau zwei Monate nach dem Massaker im LGBT-Club "Pulse" kommt der Präsidentschaftskandidat nach Orlando – allerdings nicht, um der Opfer zu gedenken.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump wird laut "Bloomberg News" am Donnerstag bei einer Veranstaltung des "American Renewal Project" in Orlando eine Rede halten. Die von der "American Family Association" finanzierte Lobbygruppe gilt als eine der homophobsten Organisationen des Landes. LGBT-Aktivisten kritisieren den geplanten Auftritt scharf, der exakt zwei Monate nach dem Anschlag auf das "Pulse" stattfinden soll, bei dem 49 Besucher von einem Terroristen erschossen worden sind (queer.de berichtete).
Das "American Renewal Project" ist vom erzkonservativen Aktivisten David Lane gegründet worden, der damit gegen LGBT-Rechte polemisiert. Lane hat bereits angekündigt, er wolle mit der Veranstaltung gegen "homosexuellen Totalitarismus" kämpfen. Der 60-Jährige hat immer wieder mit homophoben Äußerungen für Aufregung gesorgt. 2012 kritisierte er etwa, dass bei den Feierlichkeiten zu Barack Obamas zweiter Amtseinführung ein schwuler Dichter und ein homofreundlicher Pastor auftraten. Das würde Gott erzürnen, was zu "Autobomben in Los Angeles, Washington und Des Moines" führen würde – die LGBT-Bürgerrechtsbewegung, so Lane, führe am Ende zur "Vernichtung" von Amerika.
Ein Stelldichein der Homo-Hasser
Zu der Veranstaltung hat sich neben Trump unter anderem auch Mat Staver angekündigt. der Chef der homophoben Juristenorganisation "Liberty Counsel", der Schwule und Lesben als "dämonisch" bezeichnet und vor einem "Bürgerkrieg" zwischen Hetero- und Homosexuellen warnt; er hatte die Standesbeamtin Kim Davis, die keine Homo-Paare trauen wollte, juristisch vertreten (queer.de berichtete).
Außerdem wird der republikanische Aktivist David Barton eine Rede halten, der Aids als göttliche "Strafe" für Homosexualität bezeichnete. Auch Pastor Ken Graves, ein selbsternannter Kämpfer gegen "militanten Homofaschismus", und Verschwörungstheoretiker Bill Federer, der glaubt, dass LGBT-Rechte zu einer islamistischen Revolution in den USA führen würden, sind bei der Veranstaltung dabei. Bereits letzte Woche hat der republikanische Senator und ehemalige Präsidentschaftskandidat Marco Rubio seine Teilnahme bekannt gegeben. Als Kandidat hatte er angekündigt, als erste Handlung LGBT-Antidiskriminierungsrichtlinien außer Kraft zu setzen.
LGBT-Aktivisten üben scharfe Kritik: "Diese Veranstaltung ist eine Beleidigung der Opfer und Familien der unschuldigen Menschen, die vor zwei Monaten ermordet worden sind", erklärte Russell Royball vom "National LGBTQ Task Force Action Fund". "Homophobie und Islamophobie anzuheizen ist immer falsch, aber das zu tun, während Orlando noch um die Opfer trauert, ist mehr als geschmacklos." Aktivisten kündigten eine Demonstration gegen die Veranstaltung an.
LGBT-Organisationen wie die Human Rights Campaign unterstützen mehrheitlich die demokratische Kandidatin Hillary Clinton. Laut Umfragen würde auch eine große Mehrheit von LGBT für Clinton stimmen.
Es gibt allerdings auch LGBT-Unterstützer von Donald Trump, etwa in der Gruppe "Gays for Trump" (queer.de berichtete). Sie argumentieren, der 70-Jährige sei der bessere Kandidat, weil er mit seinem geplanten Einreiseverbot für alle Muslime gegen "islamischen Extremismus" kämpfen wolle – und somit Homosexuelle schütze. Gegner werfen Trump aber vor, Homophobie und Minderheitenhass zu schüren und eine "hasserfüllte Ideologie" zu vertreten (queer.de berichtete). LGBT-Aktivisten kritisieren auch, dass er mit Mike Pence einen der homophobsten Gouverneure des Landes zu seinem Vize-Kandidaten gemacht hat (queer.de berichtete). Zudem sieht das republikanische Wahlprogramm unter anderem vor, Homo-Paaren das Eherecht wieder zu entziehen (queer.de berichtete).
Aufregung um Vater des "Pulse"-Attentäters beim Clinton-Wahlkampf
Für Aufregung unter LGBT-Aktivisten sorgte am Montag auch die Clinton-Kampagne: Der Vater des Orlando-Attentäters, Seddique Mateen, wurde bei einem Wahlkampfauftritt von Hillary Clinton in der Stadt Kissimmee in Florida hinter der Kandidatin gesichtet. Die Clinton-Kampagne distanzierte sich sofort von Mateen, der laut US-Medienberichten auf sozialen Netzwerken seine Unterstützung für die Taliban verkündet und erklärt hatte, dass Gott Homosexuelle bestrafen würde – die Tat seines Sohnes verurteilte er allerdings. Während Clintons Team erklärte, der ungebetene Gast sei einfach zu der Veranstaltung erschienen, nutzte Trumps Kampagne den Auftritt sofort für den Wahlkampf: Die Szene beweise die angebliche Nähe Clintons zum Islamismus.
Wie aggressiv der Wahlkampf ist, zeigt eine Aussage von Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Wilmington (North Carolina) am Dienstag. Eine Passage einer frei gehaltenen Rede ließ sich so interpretieren, dass man sie erschießen sollte, wenn die Demokratin das Recht auf Waffenbesitz einschränken wolle. Clinton-Anhänger warfen ihm eine gefährliche Verrohung des Wahlkampfes vor, Trump-Anhänger erklärten dagegen, die Demokraten würden die doppeldeutige Aussage falsch interpretieren und überreagieren. (dk)














