Mit einer Pille am Tag kann man heute eine HIV-Infektion in Schach halten, dennoch treten gesundheitliche Einschränkungen auf (Bild: flickr / bark / by 2.0)
Moderne Medikamente ermöglichen Menschen mit HIV heute ein weitestgehend gesundes Leben. Größtes Problem sind die Nebenwirkungen.
Über die Präventionsmethode "Safer Sex durch Therapie" wird seit einiger Zeit viel diskutiert: HIV-Positive, die regelmäßig ihre Medikamente nehmen und das Virus damit unter die Nachweisgrenze drücken, sind nach übereinstimmenden wissenschaftlichen Studien nicht mehr infektiös. Sie können auf Kondome (die allerdings auch vor anderen sexuellen Infektionen schützen) verzichten.
Doch wie funktioniert die HIV-Therapie in der Praxis? Wie zuverlässig ist sie, und mit welchen Problemen und Nebenwirkungen haben Infizierte zu kämpfen? Wir geben einen kleinen Überblick.
HIV ist zu einer chronischen Infektion geworden
Fakt ist: Moderne Medikamente ermöglichen Menschen mit einer HIV-Infektion heute ein weitestgehend gesundes Leben. Ihre Lebenserwartung reicht aufgrund der Therapiemöglichkeiten bei langfristig gut verlaufender Behandlung fast an die der Allgemeinbevölkerung heran. In weniger als 30 Jahren ist die HIV-Infektion damit von einer lebensbedrohlichen zu einer immer noch gefährlichen, aber – wenn effektiv therapiert – chronischen Infektion geworden.
Einer der wichtigsten Faktoren für den Therapieerfolg ist die sogenannte Virussuppression – Ziel ist es, die Anzahl der Viren dauerhaft so niedrig zu halten, dass sie mit heutigen Methoden nicht mehr nachgewiesen werden kann. Das geht mit den modernen Medikamenten erstaunlich schnell: Bereits nach vier Wochen sollte die Viruslast auf ein Bruchteil absinken. In der Regel nach drei bis vier, spätestens nach sechs Monaten lässt sich HIV dann nicht mehr nachweisen.
Es ist dabei wichtig, nicht zu spät mit der Therapie zu beginnen. Der richtige Zeitpunkt kann aber individuell verschieden sein. Ärzte, die sich auf die Behandlung von HIV spezialisiert haben, sind die besten Ansprechpartner, um die Frage des Therapiestarts zu klären.
Zum Einsatz kommt ein Medikamenten-Mix: Einige Wirkstoffe verhindern, dass das HI-Virus in die Zellen eindringt, andere sorgen dafür, dass es dort nicht die Oberhand gewinnt, und wieder andere stoppen die Produktion neuer Viren. Die Medikamente bekämpfen HIV sozusagen mit vereinten Kräften. Dieses Vorgehen nennt man Kombinationstherapie.
Eine Pille am Tag – aber zu einer festen Uhrzeit
Während früher oft viele Tabletten zu verschiedenen, festgelegten Zeitpunkten über den Tag verteilt eingenommen werden mussten, gibt es heute HIV-Therapien, bei der nur eine Pille täglich geschluckt werden muss – allerdings zu einer festen Uhrzeit. Vergessene oder verspätete Einnahmen können sich negativ auf den Erfolg auswirken.
Zudem muss sich der Körper erst an die Therapie gewöhnen. In den ersten Tagen oder Wochen kann es deshalb zu Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder intensiven Träumen kommen, manche haben in dieser Zeit auch keine Lust auf Sex. Diese Probleme sind jedoch in der Regel vorübergehend.
Gravierender sind die Langzeitfolgen. So sind Menschen mit einer HIV-Infektion häufiger bzw. früher von gesundheitlichen Einschränkungen betroffen als Nicht-Infizierte. So haben sie sowohl durch die Infektion selbst als auch durch die HIV-Therapie ein beispielsweise höheres Risiko für Nierenerkrankungen, Knochenbrüche, Herzinfarkte oder Diabetes als gleichaltrige Nicht-Infizierte. Mit Sport und einer gesunden Ernährung kann man den Risiken entgegenwirken. Es ist zudem wichtig, seinen Körper genau zu beobachten und Veränderungen mit dem Arzt zu besprechen.
Auch Gedächtnisstörungen bis zur Demenz kommen bei HIV-Infizierten ebenso wie Depressionen und Schlafstörungen häufiger vor als bei Nicht-Infizierten. Auch einige antiretrovirale Wirkstoffe selbst können zu Schlafstörungen und Gemütsschwankungen bis hin zu Depressionen führen.
Um die langfristige Gesundheit von HIV-Infizierten zu verbessern, ist es daher wichtig, von Anfang an eine Therapie zu wählen, die das persönliche Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen auf lange Sicht minimiert. (cw)