Schwedische Neo-Nazis zeigen stolz, dass sie mit Feuerzeugen umgehen können
Rechtsextremisten bekennen sich zum Diebstahl an Pride-Flaggen während des CSDs in Stockholm.
Eine schwedische Neonazi-Gruppe hat sich in einem Online-Video damit gebrüstet, im vergangenen Monat Regenbogenfahnen während der CSD-Saison geklaut und verbrannt zu haben. Die Rechtsextremisten von "Svenska Motståndsrörelsen" (Schwedische Widerstandsbewegung) erklärten, dass insgesamt 20 Fahnen gestohlen und "entsorgt" worden seien.
Ein Video, das bereits am Donnerstag auf Youtube hochgeladen wurde, zeigt Aktivisten der "Kampfgruppe 103" auf "Flaggenjagd" in der 30 Kilometer von Stockholm entfernten Stadt Södertälje. Sie entfernten dort Flaggen, die vor dem Rathaus anlässlich der CSD-Saison gehisst worden waren. Das Video zeigt, wie die Flaggen mit Hilfe von Brandbeschleunigern angezündet wurden.
Youtube-Nutzer begrüßten Verbrennung der "Pädophilenflagge"
In Youtube-Kommentaren wurde die Aktion gegen die "Pädophilenflaggen" begrüßt. Mit Kommentaren wie "LBGT ist Krebs" und "Ich verachte diese Schwuchteln" zeigten Nutzer ihre Gesinnung. Ein Nutzer schrieb "88 Daumen hoch" – diese Zahl symbolisiert in der Neo-Nazi-Szene den jeweils achten Buchstaben des Alphabetes und dient somit als Abkürzung für den Gruß "Heil Hitler".
Die "Widerstandsbewegung" will nach Angaben des nationalen Nachrichtendienstes "Säkerhetspolisen" eine Revolution herbeiführen und einen totalitären nordischen Staat etablieren, in dem keine Minderheiten geduldet werden. Zu den öffentlichkeitswirksamen Aktionen gehörten auch in der Vergangenheit Flaggenverbrennungen – so fackelten Aktivisten etwa am Holocaust-Gedenktag israelische Fahnen ab.
Bereits während des CSDs in Stockholm gab es Auseinandersetzungen mit Rechtsextremisten: Aktivisten der "Nordischen Jugend" stellten sich mit einem Banner mit der Aufschrift "Schützt die Kernfamilie" und einer durchgestrichenen Regenbogenfahne vor die Parade – die Polizei löste die Aktion der Nachwuchs-Nazis auf (queer.de berichtete).
Das traditionell liberale Land Schweden, das bereits 2009 die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet hatte, erlebt derzeit einen Rechtsruck: Laut Umfragen könnten derzeit die rechtspopulistischen "Schwedendemokraten" (SD) bei Parlamentswahlen stärkste Partei werden – bis zu ein Drittel der Wähler wollen die Partei wählen, die aus der rassistischen Organisation "Schweden soll schwedisch bleiben" hervorgegangen ist. Die SD beklagt den angeblichen Einfluss der "Homo-Lobby" und lehnt LGBT-Rechte grundsätzlich ab. Politiker der rechtspopulistischen Partei werben für die Einführung eines Gesetzes gegen Homo-"Propaganda" nach russischem Vorbild. Parteichef Jimmie Åkesson erklärte im Vorfeld des CSDs, dass man wegen "obszönen Elementen, Nacktheit und allgemeiner Sexualisierung" nicht teilnehmen wolle. (dk)