Ob ihm der Heilige Vater wohl vergeben wird? David Berger sorgt mit einem neuen Blogeintrag für Kopfschütteln und Erheiterung in der queeren Community (Bild: Wiki Commons / Jo Goede / CC-BY-SA-3.0)
Vor vier Jahren hatte der schwule Theologe Homo-Gerüchte um Joseph Ratzinger kolportiert – heute fühle er sich wie ein "undankbarer, untreuer Sohn".
Von Micha Schulze
Er hatte gehofft, nach seinem Rausschmiss im Vatikan der große Führer der deutschen Schwulenbewegung zu werden, doch das ging bekanntlich schief. Seit seiner Entlassung als Chefredakteur des Homomagazins "Männer" im Februar 2015 inszeniert sich David Berger stattdessen als ein Sprachrohr der Neuen Rechten und schreibt vor allem gegen eine vermeintliche "Islamisierung" Europas an. Nun geht der ehemalige Lektor der Päpstlichen Kongregation für die Glaubenslehre auch wieder auf Schmusekurs mit den Hardlinern der Katholischen Kirche, die er 2010 in seinem Buch "Der heilige Schein" noch heftig kritisiert hatte.
In seinem neuen Blog "Philosophia Perennis" bittet Berger den zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. "aufrecht und mit zerknirschtem Herzen um Entschuldigung", weil er 2012 in Fernseh-Interviews über eine Homosexualität des ehemaligen Oberhaupts der katholischen Kirche spekuliert hatte. Er habe vor vier Jahren "fatalerweise […] über Gerüchte gesprochen, die im Vatikan kursierten, in der Zeit als ich für den Vatikan tätig war", zeigt sich der schwule Theologe in seinem Text reuevoll.
Außerdem habe er sich dabei leider "auf zweifelhafte Studien gestützt, nach denen Männer, die sich kritisch zur Gay-Szene äußern, angeblich häufig ungeoutet schwul sind und damit große psychische Probleme haben".
Er habe Benedikt "schweren Schmerz" zugefügt
Anlass der Entschuldigung sei die bevorstehende Veröffentlichung eines Interviewbandes mit Joseph Ratzinger. Ein Journalist "einer großen Zeitung" habe ihn angefragt, ob er sein "'Outing von Papst Benedikt XVI', das ich damals 'im ZDF und Stern-TV im Sommer 2012 gewagt habe', nicht in einem umfangreicheren Interview wiederholen möchte", heißt es in Bergers Blogeintrag. Die Anfrage habe er jedoch zurückgewiesen.
"Inzwischen weiß ich, dass Benedikt diese Aussagen erreichten und ihm schweren Schmerz zugefügt haben. Zugleich weiß ich um seine hohe Sensibilität, auch dass er mir zuvor mehrmals über sein Umfeld schätzende Worte zu meinem theologischen Arbeiten hat ausrichten lassen", schreibt Berger. Er komme sich deshalb wie ein "undankbarer, untreuer Sohn" vor. "Und es tut es mir leid, dass ich das Gesagte nicht mehr einfangen und zurückholen kann. Dass ich nur mit zerknirschtem Herzen und gesenktem Haupt sagen kann, dass mir meine Worte von damals aufrichtig leid tun."
Weniger nette Worte findet David Berger für Benedikts Nachfolger Franziskus, der das Papstamt "schwer beschädigt" habe und "die Welt mit seinem zeitgeistigen Islam-Appeasement in einen gefährlichen Irrweg" treibe. Diesen Vorwurf hatte Berger zuvor u.a. in der extrem rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit" erhoben. Sowohl Papst Franziskus als auch die deutschen Bischöfe verrieten die Juden und Christen im Nahen Osten und zeigten eine "dekadente Lust am Untergang".