"Ich möchte ankommen heil": Bettina Böttinger erklärte am 1. September bei "Markus Lanz", warum sie einen Bogen um Greifswald macht (Bild: ZDF)
Bei "Markus Lanz" erklärte Bettina Böttinger, sie möchte nicht mit ihrer Frau Hand in Hand durch Greifswald laufen – nun lud der grüne Oberbürgermeister die lesbische Journalistin in seine "liberale und weltoffene Stadt" ein.
In Greifswald ist der Ärger noch immer groß. Am 1. September, also noch vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern, hatte die lesbische Journalistin Bettina Böttinger in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" aus heiterem Himmel behauptet, dass die Universitäts- und Hansestadt Greifswald für Lesben und Schwule nicht sicher sei.
Angesprochen auf das homofreundliche Klima in Deutschland, meinte die 60-Jährige: "Aber ich stell mir mal vor, so'n ganz normaler Arbeitsplatz, irgendwo inner Kleinstadt oder in der ländlichen Bevölkerung. Das ist ein Riesending, wenn da irgendjemand sagt, so ich hab jetzt übrigens als Frau 'ne Frau geheiratet." In ihrer Heimatstadt Köln sei es besser, so Böttinger: "Da ist es, glaub ich, einfach liberaler und selbstverständlicher. Aber in andern Städten… Ich möchte auch nicht mit meiner Frau Hand in Hand durch Greifswald rennen. Tut mir furchtbar leid. Möcht' ich nicht. Ich glaube, da sind andere Ressentiments als in großen liberalen Städten. […] Ich möchte ankommen heil."
Die WDR-Talkerin hatte sich erst im Juli an ihrem 60. Geburtstag in Köln verpartnert (queer.de berichtete).
OB wirbt für seine "liberale und weltoffene Stadt"
In der "Ostsee-Zeitung" war Böttingers Äußerung ein großes Thema
Während Böttinger seit der Äußerung einem Shitstorm ausgesetzt ist, lud Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder die Moderatorin zusammen mit ihrer Lebenspartnerin nach Greifswald ein. "Ich möchte Ihnen zeigen, dass Greifswald eine liberale und weltoffene Stadt ist. Als Universitäts- und Wissenschaftsstadt sind wir tolerant und leben Vielfalt", erklärte der Grünen-Politiker in einer Pressemitteilung. "Frau Böttinger und ihre Frau können sich dann selbst ein Bild davon machen, dass Frau und Frau, Mann und Mann ganz selbstverständlich in Greifswald leben und Hand in Hand durch die Stadt gehen. Ich würde mich freuen, wenn Frau Böttinger meine Einladung annimmt."
Das Aktionsbündnis Queer in Greifswald begrüßte die Initiative des Oberbürgermeisters: "Sie und Ihre Frau müssen keine Angst haben, hier Hand in Hand durch die Stadt zu gehen", wandten sich die Aktivisten in einer Facebook-Nachricht direkt an Bettina Böttinger.
Greifswalder Markt mit Rathaus und Dom St. Nikolai (Bild: flickr / Gilles Ollivier / cc by 2.0)
Bei der Landtagswahl am 4. September gab es in Greifswald keine sehr großen Abweichungen zum Landesdurchschnitt. Die AfD landete mit 18,7 Prozent auf dem zweiten Platz hinter der SPD, die 27,8 Prozent erhielt. Für die NPD stimmten in der Hansestadt 1,8 Prozent der Wähler. Der grüne Oberbürgermeister Stefan Fassbinder hatte im vergangenen Jahr eine Stichwahl mit 50,05 Prozent äußerst knapp gewonnen. Hinter ihm stand ein Wahlbündnis, das neben seiner eigenen Partei außerdem SPD, Linke und Piraten umfasste. (cw)
... Ob das nun Greifswald ist oder Detmold oder was weiß ich... Ich gehe in Deutschland generell nicht Hand-in-hand mit meinem Mann, wir küssen uns auch nicht in der Öffentlichkeit. Es ist zu riskant.
Das machen wir auch nicht zu Hause in Norwegen. Die Fresse poliert zu bekommen, weil ich einen Mann liebe und mit ihm auch verheiratet bin, wollen wir uns nicht antun.