Nächstes Jahr sollen Lena, Tim Bendzko und Florian Silbereisen als Juroren in den Eurovision-Ring steigen (Bild: NDR)
Zurück in die Vergangenheit: Die ARD arbeitet erneut mit Stefan Raabs Produktionsfirma zusammen und macht den Musikwettbewerb wie zu Lenas Zeiten zu einer Casting-Show.
Nachdem Deutschland in den letzten beiden Jahren beim Finale des Eurovision Song Contests den letzten Platz belegt hat, soll 2017 alles anders werden: Der deutsche Teilnehmer wird in einer Casting-Show ermittelt, die zusammen mit Raab TV produziert werden soll. Das gab der NDR am Mittwoch bekannt.
Anders als das erfolgreiche mehrteilige Format "Unser Song für Oslo", aus dem 2010 Lena Meyer-Landrut als Siegerin hervorgegangen ist, soll "Unser Song 2017" an einem Abend als dreistündige Marathonshow über die Bühne gehen. Trotz der Beteiligung von Raab TV wird Pro Sieben wie in den letzten Jahren nicht mit im Boot sein – ebensowenig wie Stefan Raab persönlich, der 2010 und 2011 noch als Juror dabei war. Die Muttergesellschaft von Raab TV, Brainpool, hatte zusammen mit dem NDR auch die letzten schwierigen Vorentscheide verantwortet.
Das neue Prozedere soll wie folgt aussehen: Ab sofort können sich Kandidaten bei unser-song-2017.de bewerben. Unter allen Kandidaten wählen der federführende Sender NDR zusammen mit anderen ARD-Anstalten und Raab TV sowie musikalischen Experten 30 "junge Leute" (NDR-Pressetext) aus, die zu einer zweiten Castingrunde eingeladen werden. Die besten fünf schaffen es in den deutschen ESC-Vorentscheid, der am 9. Februar in Köln stattfinden und ab 20.15 Uhr lief im Ersten übertragen wird.
Barbara Schöneberger wird moderieren
Die Moderation des Vorentscheids wird erneut Barbara Schöneberger übernehmen. Die fünf ausgewählten Sängerinnen und Sänger werden dann Titel vorstellen, "die national und international erfolgreiche Produzenten" speziell für den ESC geschrieben haben. Die Auswahl, wer was singt, trifft die Expertenrunde.

Beim Vorentscheid wird auch eine Jury mit ESC-Siegerin Lena, Bundesvision-Sieger Tim Bendzko und der volkstümlichen Ikone Florian Silbereisen dabei sein. Die Juroren werden – wie bei Castingshows üblich – die Auftritte kommentieren, aber selbst kein Stimmrecht besitzen. Entscheiden werden wie in den letzten Jahren die Zuschauer via SMS- und Telefon- oder Onlineabstimmung.
Beste Ergebnisse aus Casting-Shows
Nach viel Kritik – insbesondere nach dem Xavier-Naidoo-Desaster im vergangenen Jahr – glaubt die ARD, ein Erfolgskonzept gefunden zu haben: "International haben wir seit 2002 die besten Ergebnisse mit den Siegern aus Castings und eigens für sie produzierten Liedern erzielt – mit Max Mutzke den 8. Platz 2004 in Istanbul, den Sieg mit Lena 2010 in Oslo und den 10. Platz 2011 in Düsseldorf sowie Roman Lobs 8. Platz 2012 in Baku", sagte Thomas Schreiber, ARD-Koordinator für Unterhaltungsprogramme. Lobs "Standing Still" war u.a. vom britischen Musiker Jamie Cullum komponiert worden.
Die ARD will den Vorentscheid auch international bekannt machen. So wird die Show live mit der Eurovision-App übertragen (ebenso auf eurovision.de und eurovision.tv). Über die offizielle Eurovision-App können Fans in Europa ihre Empfehlung für ihr Lieblingslied aussprechen. Wie erfolgsversprechend der Song ist, soll damit erstmals auch ein "europäisches Stimmungsbarometer" zeigen. "Deutschland ist der größte Fernsehmarkt in Europa und der NDR ist der perfekte Partner für die Weiterentwicklung und Verbesserung der App", lobte Jon Ola Sand, Executive Supervisor des ESC bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU).
Volker Herres, der Programmdirektor von Das Erste, verspricht bereits, dass es nun mit den letzten Plätzen vorbei sein wird: "'Unser Song 2017' hat alle Zutaten, damit Deutschland im kommenden Jahr eine Chance auf eine Top-Ten-Platzierung beim ESC erhält", so Herres. (dk)