Gerwald Claus-Brunner auf der Wahlkampfauftaktparty der Piratenpartei in Berlin (Bild: flickr / Mike Herbst / by 2.0)
Der am Sonntag abgewählte Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner hat offenbar einen jüngeren Mann ermordet.
Die Polizei hat am Dienstagnachmittag bestätigt, dass der frühere Berliner Piraten-Abgeordnete Gerwald Claus-Brunner verdächtigt wird, einen anderen Mann ermordet zu haben. Claus-Brunner war am Montag zusammen mit einem Unbekannten tot in seiner Wohnung aufgefunden worden (queer.de berichtete).
In einer Pressemitteilung der Polizei mit der Überschrift "Suizid nach Tötung", in der Claus-Brunner nicht mit Namen genannt wird, heißt es, dass ein Abschiedsbrief dazu geführt habe, dass die Beamten gegen 14 Uhr die Wohnung des Politikers in Steglitz aufbrauchen und dort die Leichen zweier Männer entdeckten. "Die Auffindesituation ließ ein Tötungsdelikt vermuten, so dass eine Mordkommission des Landeskriminalamts die Ermittlungen übernahm."
Obduktion: Opfer durch stumpfe Gewalt getötet
Die am Dienstag durchgeführten Obduktionen hätten ergeben, dass Claus-Brunner sich das Leben genommen hatte. Bei dem anderen Toten handelte es sich um einem jüngeren Mann, bei dem die Identität noch nicht abschließend festgestellt werden konnte. Bei ihm stellte man bei der Autopsie fest, dass er einige Tage zuvor durch stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper getötet wurde.
"Der Mann ist in einer anderen Wohnung zu Tode gekommen und offensichtlich von dort in die Wohnung, in der die beiden Leichen gefunden worden sind, gebracht worden", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem rbb. Eine Polizeisprecherin sagte der "Zeit", es gebe den "konkreten Verdacht", dass Claus-Brunner den anderen Mann umgebracht habe. Die Behörden ermitteln weiter.
Bereits am Mittag hatte die "Bild"-Zeitung als erstes Medium über den Tötungsvorwurf gegen den verstorbenen Piraten-Politiker berichtet (queer.de berichtete). Demnach soll es sich bei dem Opfer um einen 1987 geborenen Mann handeln. "Bild" und auch der "Tagesspiegel" berichteten zudem unter Verweis auf Ermittler, Claus-Brunner habe den Mann missbraucht.
Die "Welt" berichtete am Nachmittag, man habe aus Ermittlerkreisen erfahren, dass sich Opfer und Täter bereits seit fünf Jahren gekannt hätten. Demnach soll der Politiker seinen früheren Kollegen seit Monaten gestalkt und ihn schließlich entführt haben. Danach sei es zu sexuellen Übergriffen gekommen. In anderen Medien heißt es, bei dem Opfer könne es sich um eine frühere Bekanntschaft des Politikers gehandelt haben.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, sagte gegenüber "Spiegel Online", es handele sich bei dem zweiten Toten um einen 27-Jährigen, der zuvor gegen Claus-Brunner "Stalking-Vorwürfe erhoben hatte". Weitere Details habe er unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht bekannt geben wollen.
Einen Tag, bevor die Leichen gefunden wurden, war Claus-Brunner und seine Piratenpartei bei den Abgeordnetenhauswahlen auf unter zwei Prozent abgestürzt – er hat damit wie seine Fraktionskollegen sein Mandat verloren. Seine Partei hatte nach den ersten Berichten den Tod ihres Abgeordneten bestätigt und erklärt, dass er an einer unheilbaren Krankheit gelitten habe (queer.de berichtete). Die Staatsanwaltschaft sagte am Dienstag, für eine solche Krankheit gebe es bislang keine Hinweise. (dk)
Update 18.00 Uhr: Piratenfraktion löscht Nachruf auf Claus-Brunner
Die Berliner Piratenfraktion hat auf ihrer Website "angesichts neuer Erkenntnisse" einen Nachruf auf Claus-Brunner entfernt. "Wir bitten um Verständnis, dass wir uns nicht weiter äußern können und werden", heißt es weiter.