Professor Vitit Muntarbhorn ist ein ausgewiesener Experte für Menschenrechte (Bild: UN)
Der UN-Menschenrechtsrat hat am Freitagabend Professor Vitit Muntarbhorn zum ersten LGBTI-Ermittler der Vereinten Nationen ernannt.
Als unabhängiger Experte soll Vitit Muntarbhorn in den kommenden drei Jahren die Wahrung der Rechte Von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen in aller Welt überwachen. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen ernannte den thailändischen Professor am Freitagabend zum ersten LGBTI-Ermittler in der Geschichte der UN.
Muntarbhorn, der Jura an der renommierten Chulalongkorn-Universität in Bangkok lehrt, hat sich in den vergangenen Jahren als Menschenrechtsexperte einen Namen gemacht. Für die Vereinten Nationen war der 63-Jährige unter anderem bereits als Ermittler im Bereich des Kinderhandels und der Kinderprostitution tätig. Außerdem untersuchte er Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea und Syrien.
Russland und China stimmten gegen das neue Amt
Das Amt eines unabhängigen Experten für LGBTI-Rechte war Ende Juni vom Menschenrechtsrat mehrheitlich beschlossen worden (queer.de berichtete). Der Vertreter soll darüber Berichte sowohl für den Menschenrechtsrat als auch für die UN-Vollversammlung anfertigen. Außerdem soll er mit Regierungen zusammenarbeiten, um die Rechte queerer Menschen zu stärken und Hass zu bekämpfen.
Für die von südamerikanischen Staaten gestartete Initiative im 47 Mitglieder zählenden Gremium stimmten damals 23 Staaten, 18 waren dagegen. Sechs Länder enthielten sich. Unterstützung erhielt der Vorschlag vor allem aus Lateinamerika und Europa – auch Deutschland unterstützte die Initiative. Gegen den Vorschlag stimmten in erster Linie afrikanische Staaten (mit Ausnahme von Nigeria) und muslimische Staaten (mit Ausnahme von Albanien). Auch die Schwergewichte Russland und China waren gegen die Einrichtung des Amtes, der Vertreter des Vatikans beim Rat kritisierte sie (das komplette Abstimmungsverhalten im vorherigen Link).
Bereits Ende September hatte es im Rahmen der UN-Vollversammlung in New York ein erstes Spitzentreffen der Vereinten Nationen zu LGBTI-Rechten gegeben (queer.de berichtete). UN-Generalsekretär Ban Ki-moon kritisierte dort Verfolgerstaaten mit deutlichen Worten, weil sie sich "dem Lauf der Geschichte" entgegenstellten: "In unserem 21. Jahrhundert ist kein Platz für Diskriminierung auf Grundlage der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität."
Thailand gilt als LGBTI-freundlichstes Land Asiens
Vitit Muntarbhorns Heimatland Thailand gilt vor allem aufgrund der vergleichsweise sehr liberalen Einstellung der Bevölkerung als der LGBTI-freundlichste Staat Asiens. Seit 2015 gibt es ein Gesetz, dass die Diskriminierung von Homo- und Transsexuellen verbietet.
Dennoch werden gleichgeschlechtliche Partnerschaften noch immer rechtlich nicht anerkannt – der letzte parlamentarische Vorstoß zur Einführung eingetragener Partnerschaften scheiterte am jüngsten Militärputsch im Jahr 2014. Vor allem Transpersonen sind in Thailand nach wie Opfer sozialer Diskriminierung. Aktivisten beklagen zudem, dass es immer wieder zu "korrigierenden" Vergewaltigungen von Lesben komme. (cw)