Der Landeselternbeirat in Hessen wird sich trotz seiner Kritik nicht an den Protesten gegen den neuen Lehrplan beteiligen (Bild: Gays With Kids)
Der neue hessische Lehrplan zur Sexualerziehung biete keine Anhaltspunkte für eine "Frühsexualisierung", stellten die Elternvertreter klar. Man akzeptiere das Ergebnis.
Der Landeselternbeirat in Hessen lässt sich nicht vor den Karren der homo- und transfeindlichen "Demo für alle" spannen. In einer Pressemitteilung (PDF) distanzierte sich der Vorstand in der vergangenen Woche "eindeutig von den Äußerungen ultrakonservativer Christen und nationalistischen Kräften, die eine 'Frühsexualisierung der Kinder' befürchten. Dafür bietet der Lehrplan keinerlei Anhaltspunkte und dies war auch nicht Gegenstand der Diskussion."
Hintergrund der Auseinandersetzung: Im schwarz-grünen Hessen ist die "Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen" seit vergangenem Monat offizielles Unterrichtsziel. Der Landeselternbeirat hatte dem neuen "Lehrplan zur Sexualerziehung an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Hessen" (PDF) dabei nicht zugestimmt, Kultusminister Alexander Lorz (CDU) setzte ihn per Ministerentscheid in Kraft.
Die "Demo für alle", die die hessische Diskussion über den neuen Lehrplan komplett verschlafen hatte, trat erst nach ersten Medienberichten auf den Plan und versucht seitdem, den Landeselternbeirat für ihre Ziele zu instrumentalisieren.
Streit um die Worte "Akzeptanz" und "Toleranz"
Die Elternvertreter stellten nun klar, dass sie sich die Ablehnung nicht leicht gemacht hätten. Der Landeselternbeirat hatte dem Kultusministerium vorgeschlagen, das Wort "Akzeptanz" durch "Toleranz" zu ersetzen: "An dieser Frage 'Was ist Akzeptanz / Toleranz?' entbrannte eine Diskussion innerhalb des Gremiums", heißt es in der Pressemitteilung. "So kam die Mehrheit des Gremiums zu dem Entschluss, dass 'Toleranz' das Maximum der Forderung sei, die der Lehrplan vorsehen kann. Es wurde kontrovers diskutiert, ob 'Akzeptanz' mit dem Hessischen Schulgesetz vereinbar sei."
Generell akzeptiere das Gremium jedoch das Ergebnis, da der Vorgang abgeschlossen sei. "Dass der jetzt in Kraft getretene Lehrplan wegen eines Verstoßes gegen das Indoktrinierungsverbot verfassungswidrig sein soll, sieht der Vorstand des Landeselternbeirats nicht."
Aufmarsch der Homo-Hasser am 30. Oktober
Die "Demo für alle", lange Zeit von CDU-Mitglied Hedwig von Beverfoerde aus dem Berliner Büro der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch aus organisiert, will am 30. Oktober in Wiesbaden gegen den neuen Lehrplan demonstrieren. Sie findet es bereits "radikal" und "indoktrinierend", dass Schüler in Hessen über Homo- und Transsexualität aufgeklärt werden sollen (queer.de berichtete). "Dieser Lehrplan muss weg", so die Forderung zur geplanten Kundgebung, zu der inzwischen auch die AfD aufgerufen hat (queer.de berichtete).
In Stuttgart hatte die "Demo für alle" mehrfach mehrere tausend Menschen versammelt – in Hannover beließ es das homo- und transfeindliche Bündnis bei einer einzigen Kundgebung, nachdem ein großer Gegenprotest der Szene und ihrer Bündnispartner mit ihren Inhalten die mediale Debatte von Anfang an bestimmen konnte (queer.de berichtete).
Auch in Wiesbaden hat das neue "Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt – gegen Diskriminierung und Ausgrenzung" bereits eine Gegendemonstration für den 30. Oktober angekündigt (queer.de berichtete). (cw)
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