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  • 25. April 2005 28 4 Min.

40 Aktivisten erklärt die US-Gruppe "Equality Forum" am 1. Mai zu Homo-Helden. Einziger Europäer in der Runde: Der grüne Politiker Volker Beck.

Von Dennis Klein

Was haben Volker Beck, Martina Navratilova und MTV gemein? Sie alle sind Helden. Das meint zumindest das Equality Forum, eine der größten schwul-lesbischen Organisationen in den USA. Anlässlich des 40. Jahrestages der ersten Homo-Demo auf amerikanischem Boden zeichnet der 1993 gegründete Verein 40 Homo-"Heroes" aus, die "einen außerordentlichen Beitrag für die Gleichstellung schwuler, lesbischer, bi- oder transsexueller Personen" geleistet hätten.

Journalisten haben für das Equality Forum 37 Einzelpersonen, zwei Paare und einem Unternehmen Heldenstatus verliehen. "Wir werden vor den Homo-Pionieren salutieren und die 40 Helden ehren, die in den letzten 40 Jahren unsere Bewegung angeführt haben", so die Co-Vorsitzende Sally Susman mit einem Schuss amerikanischen Pathos. Am 1. Mai werden die Helden in einer Gala in der Independence Hall geehrt, in der 1776 die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben wurde.

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Wer dabei eine wahrhaft internationale Auswahl an Heroen erwartet hat, liegt jedoch falsch: 37 der 40 Auszeichnungen gehen an Amerikaner, eine nach Kanada und eine an den US-Fernsehsender MTV. Schwule haben ein klares Übergewicht: 26 Auszeichnungen gingen an Männer, nur 13 an Frauen.

Nur eine Person außerhalb Nordamerikas erringt Heldenstatus: Der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck. Er sei "der Vater der modernen deutschen Homo-Bürgerrechtsbewegung", erklärt das Equality Forum seine Wahl - und lobt seinen Werdegang vom Studienabbrecher zum Erfinder der deutschen Homo-Ehe. Der 44-jährige gebürtige Stuttgarter ist seit 1994 Bundestagsabgeordneter für Köln. Im Parlament konnte der LSVD-Aktivist seinen größten Erfolg verbuchen: Er setzte 2001 gegen Widerstände in der SPD die Homo-Ehe durch.

Manche Helden sind umstritten

Beck steht in einem illustren Kreis anderer Heroen. Die Prominentesten unter ihnen sind die lesbische Tennisspielerin Martina Navratilova ("die erste Weltklasse-Sportlerin, die sich outete"), Sängerin Melissa Etheridge ("outete sich als erster Rockstar"), sowie der anglikanische Bischof Gene Robinson ("der erste offen schwule Priester, der nicht im Zölibat lebt"). Doch auch unter Aktivisten umstrittene Personen erhielten Heldenstatus: So tritt der konservative Kolumnist Andrew Sullivan dafür ein, dass Schwule sich endlich der Mainstream-Kultur anpassen und nicht als "Kopien der Village People" in der Öffentlichkeit auftreten sollten. Sein Ruf als Moralist wurde jedoch 2001 beschädigt, als ein Szenemagazin aufdeckte, dass der Verfechter von Monogamie in Datingportalen Partner für Bareback-Sex suchte. Sullivan ist HIV-positiv und wollte Männer treffen, die ebenfalls mit dem Virus infiziert waren.

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Besonders kurios ist die Auszeichnung für den Musikkanal MTV. Der Sender sei "das erste Fernsehprogramm, das Schwule und Lesben inklusive deren Kampf gegen Homophobie, Gewalt und unsafen Sex ehrlich dargestellt" habe. Das Equality Forum stellt dabei die Reality-Shows "Real World" und "Road Rules" als beispielhaft heraus. MTV wird außerdem dieses Jahr den ersten US-Homo-Kanal namens "Logo" in die Kabelnetze einspeisen.

Reagans Richter ist auch ein Held

Auch der Supreme-Court-Richter Anthony Kennedy heimste den Heldenstatus ein, da er mit seinen Kollegen 2003 Homo-Sex in ganz Amerika für legal erklärte. Zu diesem Zeitpunkt hatten noch insgesamt 13 Staaten - die meisten davon im Süden - Geschlechtsverkehr unter Männern verboten. Kennedy, der 1988 ausgerechnet vom konservativen Moralisten Ronald Reagan ernannt wurde, hat die Mehrheitsmeinung in dieser 6:3-Entscheidung verfasst. "Der Staat kann nicht die Menschen erniedrigen oder ihr Schicksal kontrollieren, indem er private sexuelle Handlungen zu einer Straftat macht", so Kennedy. Allerdings hat sich der so Ausgezeichnete nicht immer heldenhaft für Homo-Rechte eingesetzt: So war er bei einer 5:4-Entscheidung im Jahr 2000 Zünglein an der Waage, ob Pfadfinder Schwule wegen ihrer Sexualität aus der staatlich geförderten Institution ausschließen können. Kennedy meinte, die "Boy Scouts" haben das Recht dazu.

Zur Preisverleihung am 1. Mai haben sich nicht nur Homo-Aktivisten aus dem ganzen Land angesagt, es sind auch christliche Protestaktionen geplant. Mitglieder der Gruppe "Repent America" ("Bereue Amerika") wollen mit Bibeln und Kindern anreisen und den "Sündern" den rechten Weg weisen. "Als Christen wissen wir, dass es eine Hölle und einen Fluss aus Feuer gibt, in dem die, die nicht erlöst werden, bis in alle Ewigkeit brennen werden", so der Anführer der Gruppe, Michael Marcavage. Die Zeit für Helden ist also noch lange nicht vorbei.

25. April 2005

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#1 heroAnonym
  • 25.04.2005, 16:06h
  • Gratulation!

    Peinlich nur, dass diese Anerkennung von us-amerikanischen Schwestern ausgesprochen wird; das wäre eigentlich mal in Deutschland fällig.
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#2 MarkusAnonym
  • 25.04.2005, 17:10h
  • Aber in Deutschland geht eben den einen die "Homoehe" noch nicht weit genug, den anderen kam sie nicht schnell genug, die nächsten halten sie für überflüssig und der Rest hat was gegen die Grünen. Lauter Gründe, auf Beck rumzuhacken. Dabei hätten wir ohne seinen Einsatz nicht mal Bruchteile von dem, was zwischenzeitlich erreicht wurde! Ich gratuliere auch, den Preis hat er verdient.
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#3 OlafAnonym
  • 25.04.2005, 17:43h
  • Warum kriegt Volker Beck die Auszeichnung und nicht einer wie Zapatero aus Spanien. Trotz des Widerstandes der mächtigen katholischen Kirche hat sein Land Deutschland bereits um Längen überholt.
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