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Freibad Hermeskeil
Familienkarte verweigert: Keine Entschuldigung bei Regenbogenfamilie

Teure Wasserrutsche im Freibad Hermeskeil: Nach einem homophoben Vorfall wird der Familienrabatt wohl komplett abgeschafft
- 15. Oktober 2016, 11:00h 2 Min.
Einem lesbischen Paar mit Kindern wurde im Freibad Hermeskeil die Familienkarte verweigert. Als Reaktion rät der CDU-Bürgermeister zum "Schmunzeln" – und will das ermäßigte Ticket ganz abschaffen.
Weil die Mitarbeiter des Freibads Hermeskeil von Regenbogenfamilien überfordert sind, erwägt Bürgermeister Michael Hülpes die komplette Abschaffung der Familienkarte. Dies kündigte der CDU-Politiker am Freitag gegenüber der Tageszeitung "Trierischer Volksfreund" an.
Die rheinland-pfälzische Gemeinde reagierte damit auf einen wochenlangen Shitstorm. Der Auslöser: Ende August hatte eine Kassiererin des Freibads einem lesbischen Paar mit Kindern das ermäßigte Familienticket verweigert. "Frau und Frau, Mann und Mann geht hier nicht", hieß es zur Begründung (queer.de berichtete).
Der Vorfall, der durch einen vielgeteilten Facebook-Post einer der betroffenen Frauen öffentlich wurde, habe gezeigt, "dass unser Gebührensystem überholt ist", erklärte Hülpes gegenüber dem Regionalblatt. Man werde die Eintrittspreise überarbeiten und "vermutlich die Familienkarte abschaffen".
Bürgermeister will homophoben Vorfall "nicht überbewerten"
Die Reaktion der Kassiererin dürfe man "nicht überbewerten", diese habe "etwas spontan reagiert", spielte der Bürgermeister die demütigende Diskriminierung herunter. Die Familienkarte sei im Freibad Hermeskeil bereits mehrfach "nachweislich missbraucht" worden.
Der betroffenen Regenbogenfamilie schrieb Hülpes zwar eine Email, entschuldigte sich darin aber nicht. Stattdessen habe er dazu geraten, die Aussage der Kassiererin "mit einer gewissen Gelassenheit und Schmunzeln" hinzunehmen, erklärte eine der beiden verständnislosen Mütter.
Hülpes' Büroleiter Werner Haubrich räumte gegenüber dem "Trierischen Volksfreund" ein, dass das Personal des Freibads "keine Einweisung" erhalten habe, wer einen Anspruch auf die Familienkarte habe. Für ihn sei klar, dass auch homosexuelle Paare mit Kindern einzubeziehen seien. Allerdings will auch Haubrich das Tarifsystem insgesamt "vereinfachen, damit die Mitarbeiter gar nicht erst in Konfliktsituationen geraten".
Familienrabatt wurde auch anderswo schon verweigert
Streit um Familienkarten gab es zuvor bereits vereinzelt in anderen Orten: So hatte der Leipziger Zoo bis 2013 ebenfalls nur Hetero-Paare und deren Kinder als Familien angesehen (queer.de berichtete). Der Klagenfurter Miniaturenpark "Minimundus" akzeptierte erst nach einer Welle des Protestes auch Regenbogenfamilien für sein Familienticket (queer.de berichtete). Im vergangenen Jahr hatte auch das Wabach-Bad im westfälischen Bad Laasphe einem homosexuellen Paar mit Kindern den Familienrabatt verwehrt (queer.de berichtete).
In keinem anderen Ort kam man jedoch bislang auf die Idee, als Reaktion auf die Diskriminierung von Lesben und Schwulen den Familienrabatt ganz abzuschaffen – und damit womöglich alle Lebensgemeinschaften mit Kindern zu bestrafen. (mize)

Als Reaktion rät der CDU-Bürgermeister zum "Schmunzeln"
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Das ist ja wohl an Zynismus nicht mehr zu überbieten...
Bei handfester Diskriminierung soll man einfach "schmunzeln"...
Eigentlich sollte Diskriminierung (wie in immer mehr anderen Staaten) eine entsprechende Strafe nach sich ziehen! Aber zumindest eine Entschuldigung sollte doch wohl selbstverständlich sein.