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"Offene Antwort"
Der Dialog mit Boris Palmer ist gescheitert

Für seine Facebook-Posts gegen die "intolerante" Homolobby bekommt Boris Palmer Beifall aus der AfD – seine eigene Partei schweigt zum großen Teil zu den fragwürdigen Äußerungen (Bild: Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg / flickr)
- 15. Oktober 2016, 12:39h 3 Min.
Tübingens grüner Oberbürgermeister hat auf den Offenen Brief von QueerGrün Berlin reagiert – uneinsichtig und mit neuen Vorwürfen.
Die Diskussion dreht sich im Kreis: Nach wie vor verwahrt sich Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer vehement dagegen, dass sein Lob der heterosexuellen Mehrheit und Gebärfreudigkeit auch nur im Ansatz homophob sein könnte – und teilt gleichzeitig kräftig gegen seine Kritiker aus.
Noch am Freitag hat der 44-Jährige mit einer "Offenen Antwort" auf Facebook auf einen Offenen Brief der Berliner LAG QueerGrün vom selben Tag reagiert. Diese hatte Palmers Kommentare der letzten Tage als "verletzend, unangebracht und fern jedem grünen Debattenstand und Diskurs" kritisiert – und sich einen echten Dialog außerhalb von Facebook gewünscht.
Entzündet hatte sich die Debatte an der unglücklichen Werbung von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann für die heterosexuelle Ehe in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit" ("So ist und bleibt die klassische Ehe die bevorzugte Lebensform der meisten Menschen – und das ist auch gut so"), für die sich der Landesvater nach einem Shitstorm allerdings indirekt entschuldigte. Palmer selbst fand die Äußerung vollkommen richtig und warf den Kritikern "Intoleranz und Jakobinismus" vor.
In der folgenden Facebook-Debatte hatte Palmer unter anderem geschrieben, er wolle "nicht als homophob bezeichnet werden, wenn ich es ganz gut finde, dass die Mehrheit nicht homosexuell ist".
Palmer an LGBTI-Aktivisten: Weg vom "Kampfmodus"
Palmer konterte in seiner "Offenen Antwort" erneut mit einem Aufruf zur Mäßigung: "Aus der persönlichen Betroffenheit heraus ist es verständlich, wenn eine Gruppe von Menschen, die so viel auszuhalten hatte wie Schwule und Lesben, empfindlich reagiert. Weil die Gesellschaft sich positiv gewandelt hat, ist es aber an der Zeit, vom Kampfmodus weg zu kommen." So sei mehr für die rechtliche Gleichstellung zu erreichen.
"Die große Mehrheit der Menschen ist heute dazu bereit, sich mit queeren Anliegen ruhig und verständnisvoll zu beschäftigen, auch wenn sie noch Fragen oder Zweifel haben", schreibt der OB. "Könnten wir darüber nicht auch in der Partei diskutieren?"
Er selbst werde Lesben und Schwule für "rüde Attacken einiger weniger" nicht in Haftung zu nehmen, meinte Palmer. "Aber für das Zusammenleben in der Gesellschaft gilt das nicht. Die Menschen, die im Gegensatz zu mir die volle Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe ablehnen, werden sich durch den Vorwurf der Homophobie nicht überzeugen lassen. Wer Menschen vor den Kopf stößt, muss sich im Klaren sein, dass das auch beim Gegenüber Schmerzen und Gegenwehr verursacht."
Der Homolobby wirft Palmer "Verfremdung" und "Fälschung" vor
Aktivisten – und wohl auch queer.de – warf Palmer "falsche Unterstellungen" vor: "Ich habe nirgendwo geschrieben oder auch nur angedeutet, dass homosexuelle Partnerschaften wegen ihrer geringen Kinderzahl weniger wichtig sind. Ich habe einzig und allein argumentiert, dass man den heterosexuellen Lebensgemeinschaften wegen ihrer relativ und absolut wesentlich höheren Kinderzahl Respekt für ihre Erziehungsleistung aussprechen kann, ohne dass daran irgendetwas homophob ist."
Gleichzeitig schaltete Palmer wieder in den Angriffsmodus und kritisierte die Medienberichterstattung über ihn: "Mir fällt leider auf, dass die von euch zitierte Homolobby die Technik der Verfremdung von Aussagen und schlichter Fälschung sehr oft zur Bekämpfung vermeintlicher Gegner einsetzt. Auf den einschlägigen Online-Portalen erscheint fast täglich ein Artikel, in dem mir mit dieser Methode Homophobie unterstellt wird."
Null Einsicht, stattdessen neue Vorwürfe – ein echter Dialog mit Boris Palmer scheint selbst innerhalb der Grünen nicht möglich zu sein. (mize)















Stattdessen legt er nochmal mit neuen Vorwürfen nach und schuld sind wieder mal nur die anderen, die alle zu dumm sind.
Daran sieht man, dass wir ihn nicht falsch verstanden haben oder zu hart reagiert haben, sondern dass er wirklich diese Positionen hat.
Und auch diesmal wird die Mehrheit der Grünen (inkl. der Parteispitze) wieder dazu schweigen.