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Rechter Druck im Wahlkampf
Paris: Zehntausende demonstrierten gegen LGBT-Rechte

Mit den inzwischen auch in Deutschland genutzten Plakaten mit Hetero-Familien in rosa und blau zogen die Homo-Gegner diesmal gen Eiffelturm (Bild: La Manif Pour Tous / twitter)
- 16. Oktober 2016, 18:39h 3 Min.
Die homofeindliche Bewegung "La Manif Pour Tous" ging erstmals seit zwei Jahren wieder in Paris auf die Straße – mit erheblich weniger Teilnehmern als früher.
Rund 24.000 Menschen haben am Sonntag nach Polizeiangaben in Paris gegen LGBT-Rechte demonstriert. Beim ersten Protest der Bewegung "La Manif pour tous" (Demo für alle) seit zwei Jahren forderten Teilnehmer unter anderem die Abschaffung der 2014 eingeführten "Ehe für alle".
Die Veranstalter sprachen von rund 200.000 Teilnehmern – bei dem letzten Protest kurz vor Verabschiedung des Gesetzes zur Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare hatten ihren Angaben zufolge noch eine halbe Millionen Menschen demonstriert, nach Angaben der Polizei damals rund 70.000.
Bei dem Protest am Sonntag ging es unter anderem auch um die vermeintliche "Gender-Ideologie" an Schulen, die künstliche Befruchtung oder Leihmutterschaft für gleichgeschlechtliche Paare (beides bislang nicht erlaubt) oder um das in dieser Woche verabschiedetes Gesetz, das Transsexuellen das Leben erleichtern soll (queer.de berichtete). Die rechten und gläubigen Aktivisten sehen in diesen Fragen eine Abschaffung der natürlichen Geschlechter.
Lebenszeichen vor der Wahl
"Dieser Protest gibt uns Stärke und ist ein Erfolg", meinte die Organisatorin Ludovine de La Rochère. "Die Öffentlichkeit bleibt mobilisiert." Mit der neuesten Demo soll vor allem Druck auf die Kandidaten der Präsidentschaftswahlen im nächsten Frühjahr aufgebaut werden.

Eine Abschaffung der Ehe für alle wird dabei bislang, mit Ausnahme von Jean-Frédéric Poisson von der kleinen Christdemokratischen Partei, von keinen wichtigen Bewerbern um das Amt gefordert – in Umfragen unter Wählern gibt es dafür auch keine Mehrheit. Im sonstigen Kampf für "traditionelle Familienwerte", etwa im Bereich der Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität, erhält die Bewegung allerdings durchaus Unterstützung. So nahmen an der Demo auch mehrere prominente Politiker der Konservativen ebenso teil wie Marion Maréchal-Le Pen vom Front National.
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Gewalt gegen Femen-Protest, friedliches Kiss-In
Die Demo der Homo-Gegner führte diesmal zum Place du Trocadéro am Eiffelturm. Am Rande wurden sechs Demonstrantinnen der Gruppe "Femen" festgenommen: Die Frauen hatten sich u.a. "Hass ist kein Familienwert" auf den nackten Oberkörper geschrieben und Parolen skandiert. Ein Video von BMFTV zeigt, wie sie von Teilnehmern und Ordnern der "Demo für alle" angegriffen und weggeschleppt wurden. Insgesamt kam es nach Angaben der Polizei zu 13 Festnahmen.
Am Platz der Republik hatten sich am Nachmittag zugleich mehrere tausend homo- und heterosexuelle Menschen zu einem "Kiss-In" versammelt, um ein Zeichen für Vielfalt zu setzen.
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"Demo für alle" in zwei Wochen in Wiesbaden
"La Manif pour tous" gilt als Vorbild der deutschen homofeindlichen Bewegung "Demo für alle", bei deren Protesten in Stuttgart und Hannover mit bislang maximal 5.000 Teilnehmern immer wieder Gäste aus Frankreich und anderen europäischen Ländern sprachen. Auch hierzulande vereint das Bündnis rechte Parteien bis rechtsextremistische Organisationen mit christlich-fundamentalistischen Aktivisten und "besorgten" Bürgern. Am 30. Oktober soll es die erste "Demo für alle" in Wiesbaden geben (queer.de berichtete), die Szene plant mit Partnern aus der ganzen Zivilgesellschaft einen bunten Gegenprotest (queer.de berichtete).














