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Skandal-Transparent
Homophobes Banner beim Spiel Hertha gegen Köln

Einen derart prominent platzierten homophoben Spruch hat man in der Bundesliga schon länger nicht mehr gesehen (Bild: politikkultur / twitter)
- 22. Oktober 2016, 17:55h 3 Min.
Beim Bundesliga-Spitzenspiel meinten Berliner Fans Richtung Kölner Fans: "Lieber eine Mutter als zwei Väter".
Fans des Bundesliga-Erstligisten Hertha BSC haben am Samstag für einen homophoben Eklat beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln gesorgt. In der Ostkurve hielten sie während des Spiels in den Rängen direkt hinter dem Tor ein gut 30 Meter langes Transparent hoch: "WH'96: Lieber eine Mutter als zwei Väter!"
Das Tumblr-Blog "Ultrapeinlich", das problematische Spruchbände und Transparente aus Spielen sammelt, kommentierte: "Die Fanszene von Hertha BSC hat heute wieder alles gegeben und auf der Suche danach, welche diskriminierenden Klischees denn bei einem Gegner wie dem 1. FC Köln passen, kamen sie auf Homophobie. Dies dann nicht einmal kreativ verpackt, sondern so stumpf, wie nur möglich. Beeindruckend peinlich."
Mit dem homophoben Spruch sollten offenbar die Anhänger der "Wilden Horde" geärgert werden, Ultras des 1. FC Köln. Wie "Ultrapeinlich" später aus dem Archiv herauskramte, hatten diese offenbar Anhänger der Berliner Ultras im Februar mit einem optisch ähnlichen Transparent geärgert. Auf ihm stand: "HB'98: Elf glückliche Väter, eine Mutter." Mit dem Kürzel sind die Berliner Ultras Harlekins gemeint.
/ ultrapeinlichðŸÂ"· 26.2.2016 1. FC Köln – Hertha BSC: Sexistisches Spruchband der Wilden Horde gegen die Harlekins… https://t.co/QqYJ6UBy0p
— ultrapeinlich (@ultrapeinlich) October 22, 2016
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"Lasst den Blödsinn"
Der Berliner Fußballclub, der das Spiel mit 2:1 gewann, reagierte auf Twitter bislang eher salopp zu den Vorfall: "Lasst doch den Blödsinn sein!", kommentierte der Verein bei einer Weiterleitung eines kritischen Tweets des Fußballmagazins "11 Freunde". "Hertha BSC distanziert sich seit jeher von jeglicher Form von Diskriminierung!"
Es ist dabei unklar, ob der Verein den "Blödsinn" der Fans meinte oder den Kommentar von "11 Freunde". Das Magazin hatte zu einem Bild des Transparents gemeint: "Schade, Hertha, wieder alles verspielt." Später retweetete der Verein einen Kommentar eines Fans: "Liebe @11Freunde_de, WIR haben gar nichts verspielt. Denn diese dumme Diskriminierung hat mit @HerthaBSC definitiv nichts zu tun."
/ FasziFankurve | Das Ausmaß des Banners macht dieser Tweet deutlichChoreo der @ColoniacsUltras & #Homophobie Diskussion nach Spruchband der #HerthaBSC #Ultras: #Effzeh #hahohe #BSCKOE https://t.co/GMFeHo49AQ pic.twitter.com/CNXOr4TDHl
— Faszination Fankurve (@FasziFankurve) October 22, 2016
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Der Verein, der mit den Hertha-Junxx einen eigenen queeren Fanclub besitzt, engagiert sich seit Jahren gegen Homophobie, so zeigte er 2014 vor einem Heimspiel einen entsprechenden Spot (queer.de berichtete). 2013 war er dem Berliner Toleranzbündnis beigetreten (queer.de berichtete) und gehörte zu den Erstunterzeichnern der Berliner Erklärung "gegen Homophobie und für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport".
Ob das ausreicht, um das Transparent vergessen zu machen? In der ARD-"Sportschau" wurde es weder gezeigt noch thematisiert. Spiegel Online nannte das Transparent in seiner Spielbesprechung zugleich das "Skandal des Spiels": "In der Hertha-Fankurve wurde ein homophobes Banner hochgehalten, das hoffentlich noch Gegenstand einer Untersuchung durch den DFB sein wird." Jörg Steinert vom LSVD Berlin-Brandenburg meinte am Samstag, er habe Hertha bereits um eine Stellungnahme gebeten. (nb)
Update 23.10.: DFB prüft
Das Transparent wird ein Thema für den Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes. "Wir werden der Sache nachgehen und das untersuchen", sagte der Kontrollausschuss-Vorsitzende Anton Nachreiner dem Kölner "Express". Der Berliner Fußballclub hatte derweil am Abend in seinen sozialen Netzwerken noch seine Erklärung gegen Homophobie aus dem Jahr 2014 verbreitet.














