Der homophobste Bischof der evangelischen Kirche: Für Carsten Rentzing entspricht "gelebte Homosexualität" nicht "dem Willen Gottes" (Bild: Steffen Giersch / EVLKS)
Nach dem Segnungsbeschluss der Sächsischen Landeskirche rät Landesbischof Carsten Rentzing vor öffentlichen Zeremonien für lesbische und schwule Paare ab.
Von der überraschenden Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, kirchliche Segnungen homosexueller Paare ab kommenden Jahr "im Einzelfall" zu ermöglichen, hat sich nun ausgerechnet der eigene Landesbischof Carsten Rentzing indirekt distanziert.
Gegenüber der evangelischen Nachrichtenagentur idea erklärte Rentzing, die Kirche werde auch künftig "niemandem dazu raten, gleichgeschlechtliche Partnerschaften öffentlich zu segnen". Die Landeskirche sei auch nicht "umgekippt", sagte er in Richtung von Homogegnern: "Am Ende ist man meinem Vorschlag gefolgt, kein allgemeines Recht auf eine Segnung in der Landeskirche zu installieren, sondern eine an die Gewissen der Pfarrerinnen und Pfarrer gebundene Einzelfallregelung."
In dem Beschluss der sächischen Landeskirche vom vergangenen Montag gibt es in der Tat mehrere Einschränkungen: So haben Pfarrer die Möglichkeit, die Segnung abzulehnen. Außerdem müssen sie sich im Vorfeld mit dem Kirchenvorstand beraten. Die Segnung wird von der exklusiv heterosexuell verstandenen Trauung abgegrenzt, auch liturgisch. Es wird ein gesondertes Verzeichnis geführt, das Kirchenbuch bleibt den Homopaaren verschlossen (queer.de berichtete).
"Erster Schritt in die richtige Richtung"
Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) reagierte sowohl mit Lob als auch Kritik auf den Segnungsbeschluss. In einer Pressemitteilung vom Montagmorgen begrüßte die HuK den "Mut der sächsischen Kirchenleitung, der theologischen Überzeugung dieser Mehrheit eine Tat folgen zu lassen, die biblisch gut fundiert ist". Die Gruppe sieht den Segnungsbeschluss als "ersten Schritt in die richtige Richtung".
Die Äußerungen Rentzings kritisierte die HuK jedoch scharf: "Wir halten es für dringend erforderlich, dass die Kirchenleitung und besonders der Bischof den Pfarrerinnen und Pfarrern der Rücken stärken, denen die letzte Entscheidung über die Segnung von lesbischen und schwulen Paaren im Gottesdienst obliegt", erklärte Pfarrer Thorsten Maruschke von der AG Evangelische Kirchenpolitik. Er befüchtet, das Pfarrer, die zur Segnung bereit sind, unter Druck gesetzt werden, und hält es für "gefährlich, wenn Bischof Rentzing von öffentlichen Segnungen abrät und damit Distanz zum Beschluss der eigenen Kirchenleitung sucht".
Auch HuK-Sprecher Markus Gutfleisch ist überzeugt: "Dieser Bischof spielt eine geradezu peinliche Rolle, wenn er vor allem auf diejenigen schielt, die die Segnung ablehnen. Wir erwarten, dass er sein Willkommen nicht nur in Richtung der Konservativen in der Kirche spricht, sondern ebenso an uns Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*-Menschen."
Württembergische Landeskirche ist neues Schlusslicht
Mit Sachsen erlauben 19 der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland die Segnung von homosexuellen Paaren, in mehreren Kirchen ist zudem eine Trauungszeremonie möglich. Das Schlusslicht bildet nun die württembergische Landeskirche, die eine öffentliche Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren noch immer komplett verbietet. Erst vergangenen Monat rüffelte die Kirchenführung einen Dekan aus Böblingen, weil er einem lesbischen Paar seinen Segen gegeben hatte (queer.de berichtete).
Weitreichende Diskriminierung gibt es nach wie vor auch in der sächsischen Landeskirche. So dürfen homosexuelle Pfarrer nach einem Beschluss von 2012 nur dann mit ihrem Partner im selben Pfarrhaus leben, wenn sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen sind und der gesamte Kirchenvorstand zugestimmt hat – eine Hürde, die heterosexuelle Pfarrer nicht überwinden müssen (queer.de berichtete). Im vergangenen Jahr wurde ein schwuler Organist aufgrund seiner Homosexualität von einer Chemnitzer Kirche gefeuert (queer.de berichtete).
Der sächsische Landesbischof Carsten Rentzing sorgte zudem 2015 nach seiner Wahl für Schlagzeilen, als er behauptete, dass "gelebte Homosexualität" nicht "dem Willen Gottes" entspreche (queer.de berichtete). (cw)
Das ist bemerkenswert; er stellt sich damit gegen die mehrheit der gläubigen und die formal geltende beschlusslage.
Wenn ihm die landeskirche, wie sie mehrheitlich ist, nicht mehr passt, sollte er auf seinen führungsanspruch verzichten und ins glied zurück treten.
In anderen organisationen ist das so standard. Vielleicht auch in der evangelischen kirche.