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Norwegen prescht als erstes Land mit kostenlosem PrEP-Pillen vor
- 24. Oktober 2016, 15:44h 2 Min.
Norwegen bekämpft HIV künftig auch mit PrEP: Als erstes Land gibt Norwegen über sein staatliches Gesundheitssystem das vorbeugende HIV-Medikament kostenlos ab.
Der norwegische Gesundheitsminister Bent Høie hat vergangene Woche angekündigt, dass Truvada als vorbeugendes HIV-Medikament (Präexpositions-Prophylaxe oder PrEP) im Rahmen des staatlichen Gesundheitssystems kostenlos an Personen mit erhöhtem Risiko einer Ansteckung, darunter an schwule Männer mit häufig wechselnden Sexpartnern, ausgegeben werden kann. LGBTI- und Aids-Organisationen begrüßten den bislang einmaligen Schritt. Der konservative Gesundheitsminister war bereits im Frühjahr mit einem fortschrittlichen Transsexuellengesetz von LGBTI-Organisationen gelobt worden (queer.de berichtete).
"Die PrEP will dazu beitragen, die Rate der Neuinfektionen in der schwulen Community zu reduzieren", erklärte Leif-Ove Hansen von der Aidshilfe-Organisation HivNorge. "Kondomnutzung geht zurück, daher sind wir glücklich, dass die PrEP Teil des nationalen Gesundheitssystems wird."
Die Europäischen Kommission hatte im August die Einführung von Truvada zum Zwecke der Prävention nach dem Antrag der Pharmafirma Gilead Sciences bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur zugelassen (queer.de berichtete). Die Arzneimittel-Agentur ist für alle 28 EU-Staaten sowie für Norwegen, Island und Liechtenstein zuständig.
Medikament wird bereits bei Positiven und als Post-Expositionsprophylaxe angewandt
Das Medikament, das die Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin enthält, wird in Europa bereits seit 2005 bei HIV-Positiven eingesetzt, um die Ausbreitung des Virus im Körper zu hemmen. Außerdem kann Truvada bei HIV-Negativen als Post-Expositionsprophylaxe in Kombination mit einem anderen Medikament angewendet werden, wenn es binnen 24 Stunden nach einem Risikokontakt eingenommen wird.
Studien zufolge kann das Medikament als PrEP bei täglicher Einnahme das Risiko einer Infektion mit dem Virus auf nahezu Null senken. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC hat im vergangenen Jahr empfohlen, dass Menschen mit besonders hohem Risiko einer Ansteckung das Medikament einnehmen sollten – darunter laut CDC rund ein Viertel der sexuell aktiven Schwulen und bisexuellen Männer, die HIV-negativ sind (queer.de berichtete).
In den nächsten Monaten soll die PrEP auch in Deutschland erhältlich sein. Es ist derzeit aber noch völlig unsicher, ob die gesetzlichen Krankenkassen das Medikament finanzieren werden. Die Deutsche Aids-Hilfe, die seit Jahren die Einführung fordert, appellierte daher bereits an den Hersteller Gilead, die Preise für das Medikament zu senken. Derzeit kostet eine Monatsration von 30 Tabletten in Deutschland mehr als 800 Euro. (cw)















Norwegen ist uns in vielen Dingen voraus, auch in der Förderung der Elektromobilität.
In der BRD wird es das garantiert nicht gratis geben