Marihuana ist immer noch die populärste Droge – und unter Schwulen, Lesben und Bisexuellen weit populärer als unter Heteros (Bild: Cannabis Culture / flickr)
Drogen, Alkohol, psychische Erkrankungen: Laut einer neuen US-Studie sind sexuelle Minderheiten eher gefährdet. Schuld sind Experten zufolge Ausgrenzung und Diskriminierung.
Lesbische, schwule und bisexuelle Menschen missbrauchen viel eher Drogen und Medikamente, trinken mehr Alkohol, rauchen mehr und leiden eher an psychischen Erkrankungen als heterosexuelle Personen. Das ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie des US-Gesundheitsministeriums, bei der 2015 repräsentativ in allen 50 Bundesstaaten über 50.000 erwachsene Menschen befragt wurden. Davon gehörten rund 3.000 Teilnehmer einer sexuellen Minderheit an. Es handelt sich damit um die größte bislang durchgeführte Studie ihrer Art.
Demnach geben 39 Prozent der Homo- und Bisexuellen an, im Vorjahr mindestens ein Mal illegale Drogen eingenommen oder Medikamente missbraucht zu haben. Bei der heterosexuellen Bevölkerung sind es nur 17 Prozent. Bei allen der zehn abgefragten Rauschmittel gibt es statistisch signifikante Unterschiede zwischen der sexuellen Minderheit und der sexuellen Mehrheit.
Am populärsten ist das als vergleichsweise harmlos geltende Marihuana, das nach amerikanischem Bundesrecht illegal ist, aber in der Hälfte der Bundesstaaten als Medikament oder für den Freizeitkonsum erlaubt wurde. Rund 31 Prozent der LGB-Amerikaner konsumierten Marihuana, aber nur 13 Prozent der Heterosexuellen. An zweiter Stelle folgen verschreibungspflichtige Schmerzmittel, die über zehn Prozent der Schwulen, Lesben und Bisexuellen missbrauchten, aber nur 4,5 Prozent der Mehrheitsbevölkerung.
Drogen- und Medikamentenmissbrauch
Den größten Unterschied zwischen den Personengruppen gab es bei Inhalationsmitteln wie Klebstoff. Hier nahmen nur 0,3 Prozent der Heterosexuellen die Mittel ein, aber 3,7 Prozent der Homo- und Bisexuellen. Auch beim Konsum von Crystal Meth (2,3 Prozent zu 0,6 Prozent), Kokain (5,1 Prozent zu 1,8 Prozent) und Heroin (0,9 Prozent zu 0,3 Prozent) liegen Schwule, Lesben und Bisexuelle weit vorne.
Unterschiede zwischen Hetero und Homo bei Frauen größer
Die Zahlen zeigen insgesamt, dass die Unterschiede nach sexueller Orientierung bei Frauen viel größer sind als bei Männern: So nahmen 36 Prozent der schwulen und bisexuellen Männer und 20 Prozent der heterosexuellen Männer illegale Drogen ein oder missbrauchten Medikamente. Bei Lesben und bisexuellen Frauen beträgt der Anteil gar 41 Prozent, während er bei heterosexellen Frauen nur bei 14 Prozent liegt. Außerdem sind besonders junge Personen bis 25 Jahre betroffen: Über die Hälfte junger LGB nahm mindestens eins der abgefragten Mittel ein.
Kampftrinken nach Alter und Geschlecht
Laut der Befragung ist auch der Alkohol- und Zigarettenkonsum unter Homo- und Bisexuellen höher als unter Heteros – hier sind die Unterschiede allerdings weniger deutlich. So trinken lesbische und bisexuelle Frauen etwa viel mehr Alkohol als Heterosexuelle, allerdings gibt es bei Männern zwischen sexueller Mehrheit und Minderheit in dieser Frage kaum Unterschiede.
Mehr als jeder dritte LGB hat psychische Probleme binnen eines Jahres
Bei psychischen Problemen gibt es ein ähnliches Bild: Bei Schwulen, Lesben und Bisexuellen hatten 37 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten mindestens eine psychische Erkrankung nach der offiziellen US-Klassifikation (DSM-IV). Bei Heterosexuellen sind es nur 17 Prozent. Auch hier sind Jüngere eher gefährdet als Ältere. Außerdem trifft es generell Frauen mehr – mit 42 Prozent liegt der Anteil bei Lesben und bisexuellen Frauen besonders hoch.
Psychische Krankheiten nach Alter und Geschlecht
Die Ergebnisse bestätigen bisherige Studien, die allesamt einen höheren Anteil von Drogenmissbrauch und psychischen Problemen bei sexuellen Minderheiten gemessen haben. So kam eine britische Studie 2014 beim Konsum illegaler Drogen unter schwulen und bisexuellen Männern zu ähnlichen Ergebnissen (queer.de berichtete).
Forscher erklären die Diskrepanz in der Regel mit "besonderen Stressfaktoren" für Homo- und Bisexuelle. Wegen der anhaltenden Diskriminierung suche diese Gruppe eher Ausflüchte aus dem realen Leben und habe gleichzeitig mehr seelische Probleme. Dr. Eric Yarbrough, der bei einer Drogenpsychiatrie in New York City arbeitet, bestätigte angesichts der neuen Studie diese Analyse: "Psychische Krankheiten können manchmal genetische Ursachen haben, aber oft ist es so, dass die Symptome unter Stress zum Vorschein kommen", meinte Yarbrough gegenüber dem Sender NBC. "Mehr Stress kann zu Drogenmissbrauch und psychischen Problemen führen. Sexuelle Minderheiten erfahren oft Abweisung, beispielsweise von ihren Familien, religiösen Organisationen oder anderen Formen der Diskriminierung." Er kritisierte, dass die Ärzteausbildung die besonderen Faktoren, die die LGBTI-Community beeinflussten, bislang überhaupt nicht berücksichtige. Medizinisches Fachpersonal müsste in dieser Frage sensibilisiert werden. (dk)
Schuld sind Experten zufolge Ausgrenzung und Diskriminierung.
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Tja, Diskriminierung schadet auch der Volkswirtschaft. Die Kosten, die nur schon dem Gesundheitssystem oder auch den Arbeitslosen-Kassen dadurch entstehen, gehen in die Milliarden-Beträge.
Da sieht man, wie tief der Hass verwurzelt ist, wenn man sogar so massive volkswirtschaftliche Schäden in Kauf nimmt, nur um seinen Hass ausleben zu können.