Kirchenpräsident Volker Jung findet es gut, dass an Schulen gelehrt wird, LGBTI respektvoll gegenüber zu treten (Bild: Rolf Oeser / wikipedia)
Der Chef der Landeskirche stellt sich hinter den hessischen Lehrplan. Alle Menschen, auch Schwule, Lesben und Transsexuelle, seien Geschöpfe Gottes und verdienten es, akzeptiert zu werden.
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hat am Donnerstag seine volle Unterstützung für den neuen hessischen Sexualkunde-Lehrplan bekräftigt. Das ausgearbeitete Papier sei ein Beitrag zur Überwindung der Diskriminierung von Menschen, insbesondere von Homo- und Transsexuellen. Er stellte klar, dass seine Landeskirche keinerlei Einwände gegen den Lehrplan habe.
"Nach christlichem Verständnis ist Sexualität eine gute Gabe Gottes, die es gilt, in Verantwortung zu leben. Das muss gelernt werden – zuhause und in der Schule in altersgemäßer Weise", erklärte Jung. Dazu gehöre natürlich auch, "Menschen mit anderer sexueller Orientierung und anderer Geschlechtsidentität zu akzeptieren und sie nicht in irgendeiner Weise zu verachten und zu diskriminieren".
Im schwarz-grünen Hessen ist die "Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen" seit September offizielles Unterrichtsziel (queer.de berichtete). Außerdem soll "Wissen über die Existenz unterschiedlicher Partnerschaftsformen und Verständnisse von Familie, sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten" vermittelt werden.
"Toleranz im Vollsinn bedeutet Akzeptanz"
Jung erklärte, dass die augenblicklich geführten Debatten, ob zwischen Toleranz und Akzeptanz unterschieden werden müsse, aus seiner Sicht "nicht hilfreich" seien. "Toleranz im Vollsinn bedeutet Akzeptanz. Als Evangelische Kirche in Hessen und Nassau setzen wir uns aufgrund unseres Menschenbildes, das jeden Menschen als Gottes Geschöpf und Ebenbild sieht, dafür ein, dass Diskriminierung jeder Art überwunden und Menschen respektvoll und verantwortlich miteinander leben."
Unter anderem hatte der Landeselternbeirat Hessen das Wort "Akzeptanz" kritisiert (queer.de berichtete). Dieser Begriff solle durch "Toleranz" ersetzt werden, so die Forderung. Homo-Hasser von der "Demo für alle" bezeichnen das "Einfordern von Akzeptanz" als Verstoß gegen das Indoktrinationsverbot. Im Landtag reagierte der schwule SPD-Abgeordnete Christoph Degen Mitte Oktober auf die Vorwürfe mit den Worten: "Ich sage Ihnen selbst persönlich: Ich möchte nicht geduldet werden, ich möchte akzeptiert werden."
Die "Demo für alle" will am Sonntag in Wiesbaden gegen den Lehrplan protestieren. Mehr als 50 Vereine und Initiativen aus der Stadt und der Rhein-Main-Region rufen zu einer Gegendemonstration auf, unter ihnen auch die Evangelische Jugend (queer.de berichtete).
Volker Jung hat sich in den letzten Jahren mehrfach für die Akzeptantz und rechtliche Gleichstellung von LGBTI eingesetzt. So unterstützte er bereits 2014 die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren im Adoptionsrecht (queer.de berichtete). Für sein Engagement erhielt er unter anderem die Kompassnadel des Schwulen Netzwerks NRW und den Ehrenpreis der Lesben und Schwulen in der Union. (dk)
Auch wenn ich persönlich keinen großen Wert auf die Wertschätzung durch Kirchenkreise mehr lege...als Jugendlicher war !!! ich auch noch religiös... freut mich doch diese sehr vernünftige Einlassung von Herrn Jung.
Wir und vor allem die jungen LGBTTIQ in der Schule können jeden Verbündeten gebrauchen.