Sean Hayes hat sich erst 2010 als schwul geoutet (Bild: NBC)
Bei der Verleihung einer Auszeichnung für seinen Einsatz für LGBTI-Rechte hat sich Sean Hayes dafür entschuldigt, dass er jahrelang seine Homosexualität in der Öffentlichkeit nicht thematisiert hatte.
Acht Jahre lang stellte Sean Hayes bei "Will & Grace" den schwulen Jack McFarland dar, aber erst knapp vier Jahre nach dem Ende der Erfolgsserie im Jahr 2006 outete er sich in einem Interview mit dem Szenemagazin "The Advocate" als schwul. Als er am Sonntag in Los Angeles beim Outfest den Trailblazer Award ("Preis für Vorreiter") erhielt, entschuldigte er sich erneut dafür, dass er nicht früher offen über seine sexuelle Orientierung gesprochen hatte. Bei Fragen von Journalisten nach seinem Privatleben hatte er jahrelang immer ausweichende Antworten gegeben.
In seiner Dankesrede für den Preis, der alljährlich an bekannte Künstler für ihren Einsatz für LGBTI-Rechte vergeben wird, bedauerte Hayes, dass er als "junger ungeouteter Schauspieler" aus Angst um seine Karriere nicht den Mut für ein Coming-out aufgebracht habe. Als offen schwuler Mann hätte er ein besseres Vorbild für junge Schwule sein können. "Wenn ich zurückschaue auf meine Entscheidung zu schweigen, schäme ich mich. Was habe ich bloß gedacht?", so Hayes. "Als ob man bei mir irgendwelche Zweifel haben könnte. Ich meine, welcher Heterosexuelle kann das Folgende tun?" Daraufhin stimmte der 46-Jährige "If I Could Turn Back Time" von Cher an, wie er es als Jack McFarland oft getan hatte.
Kritik auch aus der Community
2013 hatte Hayes in einem Interview mit der "Los Angeles Times" bereits darüber gesprochen, dass ihm viele Schwule und Lesben sein spätes Coming-out übel genommen hätten: "Manche Menschen in der Gay Community waren sehr sauer, dass ich mich nicht nach ihrem Bedingungen geoutet habe." Er habe sogar Todesdrohungen erhalten.
Zwischen 1998 und 2006 hatte Hayes in 188 Folgen von "Will & Grace" Jack McFarland dargestellt. Für diese Rolle erhielt er mehrere Fernsehpreise und wurde insgesamt sieben Mal für den Emmy nominiert, den er einmal gewinnen konnte. Vor der Sitcom hatte Hayes als 27-Jähriger in dem schwulen Independent-Film "Billy's Hollywood Screen Kiss" die Hauptrolle gespielt.
Auch wenn die Darstellung von Homosexualität in "Will & Grace" heute teilweise altbacken erscheint, war in den USA damals noch hoch umstritten, dass im frei empfangbaren Fernsehen in einer Serie zwei schwule Hauptfiguren auftauchten.
Hayes versuchte 2013 ein Comeback als Hauptdarsteller einer Sitcom in "Sean Saves the World". Die Serie, in der er einen schwulen Vater spielte, wurde aber nach nur 15 Folgen wegen schlechter Einschaltquoten abgesetzt. Zuletzt hat sich Hayes ohnehin eher hinter der Kamera engagiert. So produzierte er mit seiner Firma "Hazy Mills Productions" mehrere erfolgreiche TV-Formate, unter anderem die Mystery-Serie "Grimm", die Comedy-Serie "Hot in Cleveland" mit Betty White oder die sehr erfolgreiche Primetime-Spielshow "Hollywood Game Night" mit der lesbischen Moderatorin Jane Lynch ("Glee").
Den Trailblazer Award hatten in den letzten beiden Jahren mit Tom Hanks und Hilary Swank zwei heterosexuelle Schauspieler erhalten. (dk)
Schämen sollten sich eher diejenigen, die Schwule überhaupt erst in die Situation bringen, dass sie sich nicht trauen offen sie selbst zu sein.