Trump bei seiner Siegesrede neben seinem Vize Mike Pence (links) – eine Szene, auf die viele LGBTI-Aktivisten gerne verzichtet hätten
Die meisten Aktivisten unterstützten im US-Wahlkampf Hillary Clinton. Auf sozialen Netzwerken lassen manche ihrer Verzweiflung freien Lauf.
Von Dennis Klein
Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen überraschte auch LGBTI-Aktivisten – viele zeigten sich dabei in ersten Reaktionen geschockt über den Sieg des republikanischen Kandidaten. So schrieb der langjährige Aktivist Michelangelo Signorile: "Manchmal gewinnt der Hass, oft als Gegenreaktion. Viele von uns sind damit aufgewachsen. Wir kennen ihn aus unserem Innersten. Wir haben nur eine Wahl: Leidenschaftlich dagegen zu kämpfen. Das werden wir tun."
"Star Trek"-Schauspieler George Takei, der sich seit seinem Coming-out vor elf Jahren unermüdlich für LGBTI-Rechte engagiert, twitterte die ganze Nacht eine Mischung aus Verzweiflung und Durchhalteparolen. In einem Tweet nahm er Bezug auf seine Kindheit, als er mit seiner Familie während des Zweiten Weltkrieges wegen seines japanischen Stammbaums in ein Internierungslager gesteckt wurde: "Das Undenkbare ist schon zuvor passiert – nämlich meiner Familie im Zweiten Weltkrieg. Wir haben das überstanden. Wir sind zusammengerückt. Wir haben unsere Würde behalten und unsere Ideale hochgehalten." Takei kannte Trump persönlich, da er in dessen Realityshow "Celebrity Apprentice" mitgemacht hatte. Während des Wahlkampfes war Takei ein erbitterte Gegner des Republikaners.
Auch Schwulenikone Cher leckt ihre Wunden: "Die Welt wird nie wieder dieselbe sein. Mir tut es leid für die Jüngeren." Daraufhin folgte ein Toiletten-Emoji – während des Wahlkampfes ihr Twitter-Symbol für Donald Trump. Dieses ergänzte sie noch durch ein Emoji eines Hundehaufens, der nicht zu polieren sei, so die 70-Jährige.
In einem weiteren Tweet verglich sich die Wut und den Zorn der US-Wähler mit dem im Deutschland der Dreißigerjahre.
"Modern Family"-Star Jesse Tyler Ferguson schrieb: "Ich nehme mir heute Abend Zeit zu trauern für Minderheiten, Frauen, Einwanderer, Muslime und die LGBTQ-Community. Aber morgen werde ich aufwachen und bereit sein zu kämpfen."
Auf ihrer Twitter-Seite konzentriert sich die Human Rights Campaign, die größte LGBTI-Organisation der USA, die Clinton uneingeschränkt unterstützt hatte, zunächst auf die Erfolge und gratulierte den unterstützten LGBTI-freundlichen Kandidaten, die gewonnen haben – etwa der lesbischen Kongressabgeordneten Kyrsten Sinema, die in Arizona wiedergewählt wurde.
HRC-Chad Griffin konzentriert zunächst ebenfalls auf das Positive – und zwar auf die Niederlage des Gouverneurs von North Carolina, der das homo- und transphobe Gesetz HB 2 einführte: "Pat McCrory dachte, er könnte damit durchkommen, LGBTQ zu attackieren. Heute Abend hat er gelernt, dass das nicht geht. Jetzt muss North Carolina mit der Arbeit beginnen, um HB 2 abzuschaffen."
Auf ihrer Website veröffentlichte die HRC schließlich eine Stunde nach Trumps Siegesrede eine Botschaft, in der angekündigt wurde, dem neuen Präsidenten Paroli bieten zu wollen: "Das ist ein entscheidender Augenblick für unsere Nation und die LGBTQ-Bewegung. Die Wahl eines Mannes, der die meisten unserer Grundwerte ablehnt, hat uns bestürzt. Wir werden Zeit brauchen, die Ergebnisse dieser Wahl zu analysieren, aber wir dürfen uns nicht aufhalten lassen. Wir müssen die zukünftigen Herausforderungen offensiv angehen." Man sei nach wie vor stolz, Clinton unterstützt zu haben – und müsse nun versuchen, den Schaden, den Trump verursachen werde, so klein wie möglich zu halten.
Optimistisch zeigten sich dagegen die Log Cabin Republicans, die größte LGBTI-Organisation der republikanischen Partei. Die Parteiaktivisten hatten Trump während der Wahl nicht direkt unterstützt, zeigten sich in einem Eintrag auf Facebook aber glücklich, dass ihr Parteifreund gewonnen hat: "Während wir während der einzigartigen Wahlkampagne für das höchste Amt der Nation zeitweise unterschiedlicher Meinung mit Herrn Trump waren, haben die Log Cabin Republicans nie mit Lob gespart, wenn er das verdient hat: Herr Trumps beispiellose und wiederholte Annäherungsversuche mit der 'LGBTQ Community' wurden von uns ohne Einschränkung gelobt und wir freuen uns, wenn die Trump-Regierung diesen Worten Taten folgen lässt." Man werde außerdem mit dem gewählten Präsidenten zusammenarbeiten, "um die historischen Fortschritte in der Freiheit von LGBT" fortzuführen. Der offen homophobe neuen Vizepräsident Mike Pence wurde nicht erwähnt.
Man sollte sich jetzt nicht gegenseitig herunter ziehen. Nicht das manche labile Leute noch Selbstmord begehen weil andere Weltuntergangsszenarien an die Wand malen.
Das meine ich vollkommen ernst. Gerade weil dort auch viele Waffen besitzen. Auch Schwule gehen gern schiessen.