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Mirko Welsch, Vorstandsmitglied der "Homo­sexuellen in der AfD", kämpft mit Verleumdungen gegen Schulaufklärung über LGBTI

  • 12. November 2016, 19:20h 57 4 Min.

Im Rahmen der Hirschfeld-Tage referierte Jan Schnorrenberg am Freitag in Jena über die krude Gedankenwelt von Mirko Welsch und Co.

Von Sebastian Weise

In der heißen Phase des Wahlkampfes twittert Donald Trump ein Bild, welches ihn mit einer Regenbogenflagge zeigt. Mit schwarzem Edding steht auf dieser: "LGBT's for Trump". Seine Anhänger feiern ihn für seine vermeintliche Toleranz, seine politischen Gegner sind empört. Unter jenen, die Trump für dieses Bild feiern, sind auch Homosexuelle. Sie unterstützen den Rechtspopulisten ausdrücklich.

Doch dies ist mitnichten eine amerikanische Eigenheit. Die französische rechtsextreme Partei Front National stellt seit 2014 einen schwulen Bürgermeister, in Schweden lässt die rechtspopulistische Schwedenpartei einen "CSD" durch ein muslimisches Viertel in Stockholm ziehen, und auch hierzulande gibt es eine Bundesinteressengemeinschaft "Homosexuelle in der AfD". Und es stellt sich die Frage, wie passt dies zusammen?

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Von der "rosa Stasi" zur bedrohten Männlichkeit


"Unsere AfD ist nicht homophob. Sie ist sogar die schwulenfreundlichste Partei", heißt es zu diesem Facebook-Post vom 3. Juli

Genau diese Frage stellte sich auch die Grüne Jugend Thüringen und lud am vergangenen Freitag im Rahmen der Hirschfeld-Tage zu einem Vortrag in Jena über den "rosa Dolchstoß" der AfD-Homos. Knapp 30 Leute folgten der Einladung ins Paradies-Café. Sachlich und Stück für Stück nahm Referent Jan Schnorrenberg, Mitarbeiter des Schwulen Museums* Berlin, die krude Truppe um Mirko Welsch und Alexander Tassis auseinander. Schnell wurden drei Feindbilder der rechtspopulistischen Homo­sexuellen sichtbar: die "Homolobby", der Queer-Feminismus und der Islam.

Im ersten Feindbild geht es vor allem darum, die AfD als alleinigen Akteur in der Homo­sexuellenbewegung platzieren zu wollen. Erreicht werden soll dies über die Diffamierung als Homolobby und "rosa Stasi", als ein totalitäres, intolerantes und ideologisch gleichgeschaltetes System. Das gleiche Ziel hat der Kampfbegriff "links-grüne Homo­sexuelle". Indem die "Homo­sexuellen in der AfD" immer wieder eine gleichgeschaltete LGBTI-Community in Deutschland heraufbeschwören, wollen sie sich als die mutigen Widerstandskämpfer präsentieren. Sie unterteilen letztendlich in gute und böse Homo­sexuelle, wobei sie die Guten sind.


Jan Schnorrenberg bei seinem Vortrag in Jena (Bild: Sebastian Weise)

Im zweiten Feindbild steht der Queer-Feminismus im Mittelpunkt und wird als Bedrohung für die Männlichkeit umgedeutet. Ergo werden Schwule und Queer-Feminismus als Gegensätze begriffen. "Lasst uns Männer Männer sein" oder die Verwendung von "queer" als negativen Begriff sind sprachliche Auswüchse der heraufbeschworenen Bedrohungskulisse.

Im Sinne dieser Argumentation lehnen die AfD-Homos Bildungspläne ab, die die Aufklärung über LGBTI im Unterricht fördern wollen. Eine weitere Bedrohungskulisse wird hier mit dem Schlagwort "Frühsexualisierung" aufgebaut. Denn die Behauptung der "Homo­sexuellen in der AfD" ist, dass solche Bildungspläne vor allem Pädophilen weiterhelfen würden, dass Kinder nicht mehr sicher seien und die Homolobby sich für Sex mit Kindern einsetze.

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Der schwule Kampf gegen die "Islamisierung" Deutschlands


Die "Homosexuellen in der AfD" schüren Ängste vor Muslimen und Flüchtlingen

Im dritten Feindbild wird der Islam ausschließlich als eine homogene und totalitäre politische Ideologie gesehen. Einwanderung führe zur Verfolgung und Diskriminierung von LGBTI in Deutschland. Auf diesem Feindbild aufbauend, behaupten die Homo­sexuellen in der AfD, dass sich links-grüne Homo­sexuelle antifeministisch und homophob verhalten, wenn sie sich für Geflüchtete einsetzen. Die Homo­sexuellen in der AfD versuchen sich hier wieder als mutige Widerstandskämpfer gegen die Homolobby zu positionieren und zeigen gleichzeitig den ersten Bruch im eigenen Weltbild auf.

Indem sie sich gegen Queer-Feminismus und die LGBTI-Bewegung in Deutschland stellen, verhalten sie sich selbst antifeministisch und feindlich gegenüber LGBTI-Menschen. Ein zweiter Bruch wird daran deutlich, dass die "Homo­sexuellen in der AfD" zwar die Grundrechte für Homo-, Bi- und Trans­sexuelle vor dem Islam verteidigen wollen, nicht aber vor der eigenen Partei. Die Bundesinteressengemeinschaft lehnt Bildungspläne oder die Ehe für alle selbst ab und spricht davon, dass es keine wirkliche Diskriminierung in Deutschland mehr gebe.

Welchen Nutzen zieht die AfD daraus?

Die Analyse von Jan Schnorrenberg ist treffsicher. Nach der Vorstellung der Feindbilder macht er eine kleine Pause und holt dann noch einmal aus. Er unterscheidet zwischen heterosexuellem und homo­sexuellem Rechtspopulismus. Während der heterosexuelle Rechtspopulismus die Spaltung der Gesellschaft in korrupte Elite und reines Volk teilen möchte und dadurch die politische Alleinvertretung des Volkes sein will, will der homo­sexuelle Rechtspopulismus die LGBTI-Bewegung in eine schrille Minderheit und eine stille Mehrheit unterteilen und somit eine politische Alleinvertretung der LGBTI-Bewegung in Deutschland sein.

Am Ende bleibt die Frage übrig, wie die Bundesinteressengemeinschaft "Homo­sexuelle in der AfD" der AfD selbst nützt? Auch hierauf kann Schnorrenberg antworten. Der homo­sexuelle Rechtspopulismus macht die Neuen Rechten salonfähig, weil er der Öffentlichkeit eine Toleranz und Akzeptanz von LGBTI-Menschen vorgaukelt. Damit verhelfen die AfD-Homos den vorgestrigen Themen der Partei zur Behauptung in der Moderne. So wird der Rechtspopulismus der Neuen Rechten mit alten Begrifflichkeiten nicht mehr greifbar und entzieht sich alten Erklärungsmodellen.

Hirschfeld-Tage 2016

Unter dem Motto "L(i)ebe die Vielfalt" stehen bis zum 19. Dezember bei den dritten Hirschfeld-Tagen 115 Veranstaltungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auf dem Programm. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld als Veranstalterin kooperiert dabei mit neun regionalen Partnern aus der Community. Weitere Infos zum Programm auf hirschfeld-tage.de.
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#1 pimkinAnonym
  • 12.11.2016, 20:29h
  • Ist die Formel homosexuell=links ein Naturgesetz? Scheinbar nein, es scheint wohl auch einige zu geben, die über ihren Tellerrand hinnaussehen. In einer Demokratie sollte man unterschiedliche Meinungen akzeptieren.
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#2 goddamn liberalAnonym
  • 12.11.2016, 20:42h
  • Antwort auf #1 von pimkin
  • Selbsthass ist keine Meinung.

    Mirko Welsch u.a. sind nicht nicht-links, die sind einfach grotesk.

    Sie wären sicherlich eine zu vernachlässigende Größe, wenn eine säkulare Kritik an der extremen Sexual- und Körperfeindlichkeit in den reaktionären islamischen Kreisen hierzulande so normal 'links' wäre wie Kritik am christlichen Klerikalismus.

    Das ist aber nicht so.

    Mutige säkulare Türkinnen wie Lale Akgün oder Seyran Ates werden von grünlichen Multi-Kulti-Romantikern in Deutschland oft genug im Stich gelassen.
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#3 Tommy0607
  • 12.11.2016, 21:01hEtzbach
  • Diese Partei besonders mit dem ist nur noch dümmer . sind und bleiben eine N.Partei !
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