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Drei Tage lang haben sich die grünen Delegierten auf ihrem Parteitag in Münster über die Zukunft unterhalten

  • 14. November 2016, 15:18h 6 2 Min.

Die Ökopartei will die Rechte der 1,3 Millionen Arbeitnehmer stärken, die für die Kirchen arbeiten und für die beispielsweise der Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Ausrichtung nicht gilt.

Es ging nicht nur um Vermögenssteuer und den umstrittene Auftritt des Daimler-Chefs: Auf ihrem Bundesparteitag in Münster haben die Grünen am Sonntag auch einen Leitantrag des Bundesvorstands mit dem Titel "Religions- und Weltanschauungsfreiheit in der offenen Gesellschaft" beschlossen, in dem sie unter anderem eine grundlegende Reform des kirchlichen Arbeitsrechts fordern. Auf dem Parteitag erklärte Volker Beck, der religionspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, dass es den Kirchen nicht mehr erlaubt sein solle, Schwule und Lesben wegen ihrer sexuellen Orientierung zu feuern: "Wie wir leben und lieben geht den Arbeitgeber nichts an."

In dem beschlossenen Antrag heißt es, dass "außerdienstliches und privates Verhalten" keine "arbeitsrechtlichen Auswirkungen" mehr haben dürfe. Außerhalb des Bereiches der religiösen Verkündung seien die existierenden Loyalitätspflichten nach Ansicht der Grünen "unverhältnismäßig".

Derzeit arbeiten rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland für eine der beiden christlichen Kirchen. Sie haben dabei viel weniger Rechte als Arbeitnehmer in anderen Bereichen – obwohl die meisten in Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Schulen arbeiteten, die praktisch vollständig vom Staat finanziert werden.

Sogar Putzfrau wegen Homosexualität gefeuert

In der Vergangenheit sind immer wieder Fälle bekannt geworden, in denen Andersgläubige, Homosexuelle und Wiederverheiratete wegen ihres Privatlebens gefeuert worden sind, insbesondere von der katholischen Kirche. Die Mitarbeiter können sich nach deutschem Kirchenarbeitsrecht nicht auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz berufen und dürfen damit offen diskriminiert werden. In der Vergangenheit entließ beispielsweise ein katholischer Kindergarten eine Putzfrau, weil sie sich mit einer Frau verpartnert hatte (queer.de berichtete). Im letzten Jahr liberalisierte die katholische Kirche zwar ihr Arbeitsrecht, beharrt aber weiter auf dem Recht, Schwule und Lesben feuern zu dürfen (queer.de berichtete).

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatte vor knapp einem Jahr gefordert, das kirchliche Arbeitsrecht zu reformieren (queer.de berichtete). Politiker der Union halten jedoch am Status quo fest.

In dem grünen Papier geht es auch generell um das Verhältnis zwischen Staat und Kirche. Darin heißt es etwa, dass keine Religion über dem Grundgesetz stehen dürfe. Gleichzeitig müsse der Staat Religionen neutral gegenüber stehen. "Wir sind die Partei, in der Atheisten für Muslime streiten, Strenggläubige für Säkulare, Juden für Christen und Aleviten für Hindus", erklärte Bettina Jarasch, die den Antrag für den grünen Bundesvorstand auf dem Parteitag eingebracht hatte. Vorausgegangen war eine fast dreijährige Arbeit der grünen Religions- und Weltanschauungskommission. (cw)

-w-

#1 sanscapote
  • 14.11.2016, 16:54h
  • Der Preis, dass Politiker sich von Rom befehlen lassen ... Der Preis, dass eine kinderlose evangelikale Merkel nach ihrem Bauch bestimmt, fuehrt dazu dass Menschen in Kirchendiensten rechtlich-sozial benachteiligt werden.

    Den Kirchen als Arbeitgeber muss auf die Finger geschaut werden.
    Die Kirchen muessen sich den staatlichen Gesetzen anpassen. Es kann nicht um "mehr" Recht gehen, sondern um Uebernahme aller Rechte.

    Es muss endlich die echte Trennung von Staat und Kirche kommen, bevor die Kirchen als volksverhetzende Institutionen verboten werden.
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#2 KMBonn
  • 14.11.2016, 17:19hBonn
  • Wieso ist eigentlich überhaupt ein eigenes Arbeitsrecht für Kirchen noch zulässig? Da denkt man doch immer, gleiches Recht für alle gelte überall in einer demokratischen Gesellschaft. Noch dazu in einer Gesellschaft, die eigentlich eine Trennung von Staat und Kirche vorsieht. Theoretisch zumindest.
    Seeeeehr theoretisch ...

    Ich würde gern den Aufschrei sehen, wenn eine islamische Gemeinde über eine Kopftuch- oder gar Burkapflicht auch nur diskutieren würde.

    Es dürfen auch keine Kinder geschlagen werden, obwohl die Basisliteratur der Bibelfans das und einiges mehr ja durchaus vorsieht, für legitim und geradezu notwendig hält. Das kollidiert aber dann doch mit diversen Paragraphen und da wird geltendes Recht zum Schutz von Kindern und Jugendlichen auch - wenn auch mit Ach und Krach - durchgesetzt. Siehe die Causa "Zwölf Stämme".

    Es wird Zeit, auch dieses Überbleibsel des längst vergangenen Bündnisses von Thron und Altar abzuschaffen. Der Thron ist weg, überdauert höchstens noch in diversen Blättern der Yellow Press,wo er keinen Schaden anrichtet und sogar amüsant ist. Und den Altar sollte man auch auf das Niveau "Brauchtumspflege" reduzieren.
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#3 SebiAnonym
  • 14.11.2016, 19:38h
  • Sehr richtig und längst überfällig!!

    Es muss endlich ein Anti-Diskriminierungs-Gesetz ohne Ausnahmen für Religionen geben!

    Es ist skandalös, dass eine Putzfrau in einem Kindergarten gekündigt wird, weil sie lesbisch ist. (Zumal die Kirche nur ihren Namen gibt und der Steuerzahler den Kindergarten eigentlich finanziert. Darin ist die Kirche ja groß, die Taten anderer als ihre eigenen zu verkaufen.)

    Und genauso skandalös ist es, wenn ein kompetenter Chefarzt eines Krankenhauses in Düsseldorf entlassen wird, weil er sich scheiden lässt und neu heiraten will.

    Etc. etc. etc.

    Es kann nicht sein, dass die Kirche über dem Gesetz steht und sich ihre eigenen Regeln macht.
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