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Sachsens größtes Erlebnisbad "Aqua Marien" in Marienberg belohnt kinderreiche Familien: Beim Familientarif muss nur für das erste Kind gezahlt werden, alle weiteren Kinder sind frei (Bild: Stadtwerke Marienberg)
- 17. November 2016, 07:16h 2 Min.
Im "Aqua Marien" erhielten homosexuelle Paare mit Kindern keine rabattierte Familienkarte. Andere mussten nachweisen, dass sie wirklich zusammenleben.
Auf der Facebookseite des Freizeit- und Erlebnisbads "Aqua Marien" im sächsischen Marienberg kann man die Beschwerden und Demütigungen von Regenbogenfamilien noch immer nachlesen. So schrieben dort homosexuelle Paare mit Kindern, dass sie – anders als heterosexuelle – einen Nachweis vorlegen mussten, dass sie auch wirklich zusammenleben. Andere queere Familien berichteten, ihnen sei die rabattierte Familienkarte komplett verweigert worden.
"Wir mussten nachweisen, dass wir eine Familie sind! Das ist schon diskriminierend! Eine Frau mit Mann und Kindern müssen nichts erklären oder gar beweisen, wenn sie eine Familienkarte wollen. Aber wir!", schrieb eine Besucherin am 16. Juli. Am 14. Oktober heißt es in einer anderen Facebook-Bewertung des Bades im Erzgebirge: "Da will man einen schönen Ausflug mit Frau und Kindern machen und kann sich nicht einmal ein Familienticket kaufen, da ich nicht das richtige Geschlecht hatte. Dachte aus dieser Zeit sind wir raus." Sämtliche Beschwerden endeten mit der Ankündigung, das Bad nie wieder zu besuchen.
Das Freizeitbad reagierte erst auf eine Anfrage der "Freien Presse"
Das "Aqua Marien" ignorierte die negativen Facebook-Kommentare und nahm erst Stellung, nachdem die Regionalzeitung "Freie Presse" in der Sache nachhakte. "Der Vorfall, sofern er sich tatsächlich so ereignet hat, ist selbstverständlich sehr bedauernswert", erklärte Stadtwerke-Sprecher Stephan Baier zur Verweigerung der Familienkarte im Oktober, sprach jedoch von einem "Einzelfall". In dem Freizeit- und Erlebnisbad hätten Vorbehalte gegenüber "sexueller Identität und Geschlecht keinen Platz". Bei Stichproben müssten auch heterosexuelle Familien ihre Ausweise zeigen, so Baier.
Eine Entschuldigung gab es vom Stadtwerke-Sprecher nicht. Dem lesbischen Paar warf er stattdessen vor, sich nicht sofort an die Badleitung gewandt zu haben, um das "Missverständnis" aufzuklären. Der betroffenen Familie will er nun ein persönliches Gespräch anbieten. Zudem kündigte Baier an, dass die Angestellten des "Aqua Marien" für den Umgang mit Regenbogenfamilien sensibilisiert werden sollen.
Familienrabatt wurde auch anderswo schon verweigert
Diskriminierungen bei der Abgabe von rabattierten Familienkarten kommen immer wieder vor: So hatte der Leipziger Zoo bis 2013 ebenfalls nur Hetero-Paare und deren Kinder als Familien angesehen (queer.de berichtete). Der Klagenfurter Miniaturenpark "Minimundus" akzeptierte erst nach einer Welle des Protestes auch Regenbogenfamilien für sein Familienticket (queer.de berichtete). Im vergangenen Jahr hatte das Wabach-Bad im westfälischen Bad Laasphe einem homosexuellen Paar mit Kindern den Familienrabatt verwehrt (queer.de berichtete).
In diesem Jahr sorgte das Freibad Hermeskeil in Rheinland-Pfalz gleich zweimal für Schlagzeilen. Als Reaktion auf die erfolgte Diskriminierung eines lesbisches Paares mit Kindern kam es auf die Idee, den Familienrabatt ganz abzuschaffen, weil die Mitarbeiter mit dem Erkennen von Regenbogenfamilien überfordert seien (queer.de berichtete). (cw)















Diese Empörungsheischerei geht mir auch auf dem Senkel. Hauptsache bei Facebook und der Presse ein Fass aufmachen aber nicht die Eier in der Hose einfach mal vor Ort ein Gespräch zu führen.
Zu Diskriminierung wird es frühestens wenn eine nachweisliche Familie aufgrund der Zusammensetzung anders gegenüber anderen behandelt wird. Doch genau dafür gibt es als ultima ratio den Rechtsweg. Also ist der Fall abgefangen.