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Gegen gesellschaftlichen Rollback
Hamburg Pride legt sich mit AfD an

2015 stand der Hamburg Pride unter dem Motto "Akzeptanz ist schulreif – sexuelle Vielfalt auf den Stundenplan!"
- 17. November 2016, 20:20h 3 Min.
Der CSD weist die "Magdeburger Erklärung zur Frühsexualisierung" der Partei als "Kampfansage an Lesben und Schwule" zurück – und verlangt von der örtlichen Fraktion Antworten.
Der Hamburger CSD geht in die Vorwärtsverteidigung: Nachdem Vertreter der verschiedenen AfD-Landtagsfraktionen am Dienstag in Magdeburg ein Positionspapier gegen Schulaufklärung über "sexuelle Vielfalt" vorstellten, hat der Verein am Donnerstag eine Pressemitteilung herausgegeben, die es in sich hat.
"Die 'Magdeburger Erklärung' der AfD ist eine Kampfansage an Lesben und Schwule. Dabei geht es der Partei nicht um Fakten, sondern ausschließlich darum, Vorurteile aus parteitaktischen Interessen zu schüren", schreibt der Vereinsvorsitzende Stefan Mielchen. "Das ist menschlich niederträchtig und politisch durchsichtig. Dass sich Hamburger AfD-Abgeordnete als Erstunterzeichner hierfür hergeben, passt nicht zum aufgeklärten und liberalen Geist unserer Stadt."
Konkret bemängelt Mielchen u.a., dass die AfD eine "Frühsexualisierung" beklage, mit der Kinder in Schule und Kita "mit scham- und persönlichkeitsverletzenden Inhalten in Wort, Bild und Ton" konfrontiert würden. Der Vorstand des CSD habe die Hamburger AfD-Fraktion daher aufgefordert, dezidiert aufzulisten, wo konkret dies an Hamburger Schulen oder Kitas der Fall sein soll.
CSD bemängelt bewusste Ausgrenzung von LGBT

CSD-Vorstand Stefan Mielchen war früher Chefredakteur des "hinnerk" und weiß, wie man Medien auf seine Seiten zieht (Bild: Hamburg Pride)
In der "Magdeburger Erklärung" definiert die AfD außerdem Familie als "Verbindung aus Mann und Frau, aus der Kinder hervorgehen". Auch das will der CSD nicht stehen lassen: "Dieser Familienbegriff grenzt Lesben und Schwule bewusst aus", so Mielchen. "Familie ist da, wo Menschen füreinander einstehen und Kinder großziehen – auch wenn dies zwei Mamas oder zwei Papas sind. Das ist gelebte Realität in Regenbogen- und Patchworkfamilien. Diese Lebensrealität lässt sich nicht aus ideologischer Beschränktheit wegleugnen.
Die AfD agitierte gegen eine aufgeklärte, offene Gesellschaft und gegen die Akzeptanz unterschiedlicher Lebensformen, "als hätte es den Bewusstseinswandel und die zunehmende Akzeptanz von Vielfalt in der Bundesrepublik nie gegeben", ärgert sich der CSD. "Wer die Ausgrenzung und Diffamierung Homosexueller nach der Aids-Krise und der Abschaffung des Strafrechtsparagraphen 175 für überwunden gehalten hat, erlebt nun Jahrzehnte später deren Wiederkehr."
Mit diesem "Griff in die familien- und sexualitätspolitische Mottenkiste" versuche die Partei, "diese menschenfeindlichen Positionen wieder salonfähig zu machen", kritisiert der Hamburg Pride. "Sie setzt damit ein knappes Jahr vor der Bundestagswahl den Ton auch auf dem Feld der Gleichstellungspolitik." Die Pressemitteilung des CSD, die es mit ihrem scharfen Ton in die Medien schaffen sollte, endet mit einer deutlichen Kampfansage: "Diesem Rollback stellen wir uns als CSD-Veranstalter mit allem Nachdruck entgegen."
Der Hamburger CSD hat bereits Erfahrung mit homofeindlichen Gegenbewegungen: Als im Januar 2015 die "Besorgten Eltern" zu einer Kundgebung gegen Schulaufklärung zu Homo- und Transsexualität in der Stadt aufriefen, organisierte er zusammen mit weiteren in einem Aktionsbündins versammelten Gruppen einen großen, bunten – und informativen – Gegenprotest (queer.de berichtete). Das Thema Schulaufklärung griff der Pride zudem in seinem CSD-Motto auf (queer.de berichtete).
Das neue AfD-Papier hatten zuvor bereits der LSVD und die Grünen kritisiert. Der LSVD bemängelte etwa, dass "die Akzeptanz von Vielfalt und das Eintreten für (Mit-)Menschlichkeit von der AfD diffamiert" werde (queer.de berichtete). In der "Magdeburger Erklärung" sprach sich die Partei auch gegen das Adoptionsrecht für Homo-Paare und eine Antidiskriminierungspolitik aus, die sich "einseitig an den angeblichen Lebensvorstellungen sexueller Minderheiten ausrichtet" (queer.de berichtete). (nb/pm)

(Der Vorstand des CSD habe die Hamburger AfD-Fraktion daher aufgefordert, dezidiert aufzulisten, wo konkret dies an Hamburger Schulen oder Kitas der Fall sein soll.)
Und genau da bricht die "Argumentation" von AfD & Co. auseinander. Angst machen und Stimmen sammeln von Leuten, die mit dem 21. Jahrhundert nicht klarkommen (wollen?), das können sie - konkrete Beispiele z.B. für "Frühsexualisierung" liefern nicht.
@CSD Hamburg: Weiter so!!
@andere Städte: Auch wenn ihr den HSV/St. Pauli/Fischbrötchen/die Stadt Hamburg überhaupt sch... findet, nehmt sie in diesem Fall als Vorbild!