Standbetreiber Paul Astor musste sein selbstgemaltes Angebot auf Kölns schwul-lesbischem Weihnachtsmarkt "Christmas Avenue" entschärfen (Bild: Paul Astor)
Auf Anordnung des Ordnungsamtes musste der Berliner Illustrator Paul Astor seine selbst gemalten Phallus-Bilder und "Schwanz-Memorys" verdecken.
Für das Kölner Boulevardblatt "Express" war es der Aufmacher: "Skandal um Erotik-Bilder", lautete am Samstag die Titelschlagzeile über den Vorfall auf dem schwul-lesbischen Weihnachtsmarkt "Christmas Avenue" am Kölner Rudolfplatz. Auf Druck des Ordnungsamtes musste der aus Berlin stammende Standbetreiber Paul Astor einen Teil seiner Ware verdecken.
Im Angebot des Illustrators befinden sich selbst gemalte Penis-Bilder in allen Erregungsstufen und Variationen – als limitierte Kunstdruckedition, Kühlschrankmagnet oder auch als "Schwanz-Memory". Doch kaum war der mit roter Glitzerfolie dekorierte Verkaufsstand am Mittwoch aufgebaut, kamen zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorbei und drohten mit Schließung und Konfiszierung der Ware, sollten die männlichen Geschlechtsteile nicht züchtig verdeckt werden. Astor fügte sich der Anordnung – allerdings mit dem Hinweis "Zensiert: Ordnungsamt Köln" auf seinen Goldfolie-Abdeckern.
Das Ordnungsamt schaltete sogar die Polizei ein
Behörden-Sprecher Herbert Büth verteidigte gegenüber dem "Express" das Einschreiten der Mitarbeiter gegen die Penis-Bilder: "Dies wirkt hier grob anstößig, da auch Kinder und Jugendliche ungehinderten Zugang zu diesem Markt haben." Das Ordnungsamt habe außerdem die Polizei eingeschaltet wegen des Verdachts der Verbreitung pornografischer Schriften.
"Das ist Kunst, keine Pornografie!", kritisierte Astor die Kölner Prüderie. Auf Berliner Märkten habe er noch nie Probleme mit seinem Angebot gehabt. Auch das Kölner Onlinemagazin report-K.de wunderte sich über die Zensur: "Nur wer an den Stand von Paul Astor herantritt, wird gewahr, was dort ausgestellt ist. Eilige Passanten oder Besucher der Sparkasse Köln Bonn erkennen den Inhalt des Angebots auf den ersten Blick nicht."
"Christmas Avenue"-Veranstalter Markus Poscher verurteilte im "Express" ebenfalls das Einschreiten der Behörde: "Es werden ja bei uns an anderen Ständen auch Teig- und Schoko-Penisse angeboten. Da sagt das Ordnungsamt nichts." (cw)
1. Ein schlaffer Penis ist ja eh rechtlich zulässig.
2. Auch ein erigierter Penis ist dann zulässig, wenn die Abbildung entweder künstlerisch ist oder edukativen Zwecken dient. (Weswegen z.B. auch die Abbildung eines errigierten Penis in einem Lexikon oder Schulbuch kein Problem ist.)
Was darf Kunst? In einer echten Demokratie sehr viel. In Deutschland offenbar nicht so viel...