Die Münchner Richter müssen über das Schicksal des 71-jährigen Rentners entscheiden (Bild: flickr / Jack Pearce / by 2.0)
Mit einer 25 Zentimeter langen Klinge attackierte ein 71-jähriger Münchner seinen 30 Jahre jüngeren Untermieter, weil dieser keinen Sex haben wollte.
Vor dem Münchner Landgericht hat am Mittwoch der Prozess gegen einen 71-Jährigen begonnen, der offenbar aus Wut über Sex-Verweigerung seinen 40-jährigen Untermieter niedergestochen haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft Alfred S. versuchten Totschlag vor. Der Rentner erklärte vor Gericht aber, dass er bei der Tat am 10. Januar so betrunken gewesen sei, dass er sich nicht mehr an Details aus der Auseinandersetzung erinnern könne. "Mein Mandant räumt den Sachverhalt ein. Er bestreitet aber jegliche Tötungsabsicht", erklärte der Verteidiger nach Angaben der "Bild"-Zeitung.
Bei der ersten Verhandlung sagte der Angeklagte, dass er aus schwierigen Familienverhältnissen komme. Er wurde laut "Süddeutsche Zeitung" als uneheliches Kind geboren, sei zeitweise im Heim aufgewachsen und habe bereits mit 15 Jahren begonnen zu trinken. Der Alkohol habe ihn später nicht mehr losgelassen: Er habe deswegen in den Sechzigerjahren seinen Arbeitsplatz als Fahrer verloren, später als Küchenhilfe gejobbt und sei immer wieder arbeitslos gewesen. Diese Zeit habe er meist in Kneipen verbracht. Heute lebe er von Grundsicherung.
Aus finanziellen Gründen habe der Rentner den Untermieter aufgenommen, einen 40-jährigen Altenpfleger. Dieser habe nur einmal die Miete von 150 Euro bezahlt, danach habe der Bisexuelle laut dem Staatsanwalt "gelegentlich sexuelle Gefälligkeiten" als Bezahlung angeboten.
"Ihr habt immer Spaß, ich bin seit sieben Jahren solo"
Wie die SZ aus dem Prozess berichtet, seien beide Männer am Tatabend nach Schnaps- und Bierkonsum sehr betrunken gewesen, als ein Bekannter des Untermieters in der Wohnung vorbeikam. Der Angeklagte soll gesagt haben: "Ihr habt immer Spaß, ich bin seit sieben Jahren solo" – und habe danach einen Dreier gefordert.
Der Bekannte lehnte das allerdings ab und verabschiedete sich. Auch dass der 40-Jährige anders als zuvor Sex ablehnte, habe den Rentner wütend gemacht, so dass er ein Messer mit einer 25 Zentimeter langen Klinge geholt habe. Er habe dann den Untermieter attackiert und nach mehreren Fehlversuchen im Bauch getroffen. Das Tatopfer berichtete, er habe den Stich nicht gespürt, aber "etwas Flüssiges, das sich auf meiner Haut ausbreitete" – sein eigenes Blut. Anschließend habe der Rentner sich geweigert, den Rettungsdienst zu alarmieren.
Der Untermieter wurde schließlich ins Schwabinger Krankenhaus eingeliefert. Seine drei Zentimeter tiefe Wunde wurde genäht, nach zwei Tagen konnte er wieder entlassen werden. Inzwischen ist der 40-Jährige aus München weggezogen. Er erklärte, dass er noch heute unter der Tat leide.
Ein Urteil wird kommende Woche erwartet, dem Angeklagten droht ein langjährige Haftstrafe. (cw)
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Urteil: 6 Jahre