Protestaktion gegen die "Umpolung" von Lesben und Schwulen: "Selbsthass ist keine Therapie"
Zweieinhalb Jahre nach dem Ausschluss des Leo e.V. muss der Kreistag Mansfeld-Südharz erneut über die homophobe Initiative beraten.
Dem Verein Leo (Gesellschaft für Lebensorientierung) aus Bennungen in Sachsen-Anhalt wurde vor über zwei Jahren die freie Trägerschaft in der Jugendhilfe abgesprochen – wegen seiner Unterstützung einer "Heilung" von Homosexuellen. Dies muss nach einer erfolgreichen Klage der Initiative vor dem Verwaltungsgericht Halle gegen den Landkreis Mansfeld-Südharz jedoch rückgängig gemacht werden. Am Montag berät der Jugendhilfeausschuss, am Donnerstag läuft die Berufungsfrist ab.
Über die dubiosen Aktivitäten und Angebote von Leo e.V. hatte im Januar 2014 erstmals das ARD-Magazin "Fakt" berichtet – und auch über dessen Verbindungen in die CDU (queer.de berichtete). So war der Verein, in dessen Seminaren Homosexualität als angeblich kurierbares "psychisches Problem" bezeichnet wurde, vom früheren CDU-Landtagsabgeordneten und Pfarrer Bernhard Ritter gegründet worden. Ex-Ministerpräsident Christoph Bergner sitzt bis heute im Kuratorium.
Neues Blog liefert die vom Gericht geforderten Beweise
Nach den Enthüllungen von "Fakt" wurde Leo e.V. von den Landesverbänden des Paritätischen Wohlfahrtsverbands und Bildungswerks ausgeschlossen (queer.de berichtete). Im Mai 2014 widerrief der Kreistag die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe – und versperrte damit den Zugang zu öffentlichen Mitteln. Doch am 5. September erklärte das Verwaltungsgericht Halle diese Entscheidung für nichtig. Es gebe nicht genügend Belege, dass die umstrittene Haltung des Vorsitzenden Bernhard Ritter zur "Heilung" von Homosexualität in den Angeboten des Vereins eine zentrale Rolle spiele.
Kurz vor der Entscheidung des Jugendhilfeausschusses über das weitere Vorgehen hat der Journalist Markus Kowalski, der als Jugendlicher die homophoben Predigten des Pfarrers Ritter selbst miterlebte, nun das Blog "Leo Watch" veröffentlicht. Seine neuen Recherchen zeigen, dass der Verein sogar noch viel stärker für "Homoheilung" warb als bisher bekannt. Neben Medienberichten und Parlamentsdrucksachen hat Kowalski auch interne Emails und Stellungnahmen dokumentiert.
So ging es im Emailverteiler des Leo e.V. über Jahre hinweg immer wieder um sogenannte Konversionstherapien. Am 5. März 2012 leitete Ritter etwa eine Initiative des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft weiter und empfahl "ausdrücklich, dieses Anliegen zu unterstützen". Das Institut bat darum, für eine Initiative zur "Therapie für unerwünschte Homosexualität" auf einer Plattform der Bundesregierung abzustimmen.
Seminare für jene, "die mit ihrer sexuellen Orientierung im unreinen sind"
Der Vorsitzende des Kuratoriums von Leo e.V., Prof. Peter Heimann, erklärte im Februar 2014 in einem Offenen Brief an die evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann seine ausdrückliche Unterstützung für das Engagement des Vereinschefs. Zu dessen Arbeit gehöre es, so Heimann, dass Menschen zu den Seminaren kommen, "die mit ihrer sexuellen Orientierung im unreinen sind". Diese Menschen würden "von Pfarrer Ritter in seelsorgerischer Fürsorge" angenommen.
Direkt in Homo-"Heilungen" verstrickt sei mit Stephan Brücker sogar der zweite Vorsitzende des Vereins, der in seiner Arztpraxis die Behandlung von sogenannter Ich-dystoner Homosexualität anbiete, so Kowalski in seinem Blog: "Auf telefonische Nachfrage hin bestätigt er, Homosexuelle wegen ihrer sexuellen Orientierung zu behandeln. Das sei in seiner privaten Praxis in Dresden möglich."
Der Weltärztebund verurteilt solche "Therapien" als unwissenschaftlich und als Verletzung von Menschenrechten (queer.de berichtete). (mize)
"Deutschland 2016 gehört,was LGBT-Rechte angeht, denn doch zu den fortschrittlichen und aufgeschlossensten Ländern in der Welt."
Und der (Un-)Geist der SS-Homo-Heiler von Buchenwald und anderswo lebt versteckt unter dem Pastorentalar munter weiter.
de.wikipedia.org/wiki/Carl_V%C3%A6rnet