Enttäuschender Nikokaus-Termin im Kultusministerium: CSU-Minister Ludwig Spaenle (Mitte) mit den Aktivisten (v.l.n.r.) Werner Gaßner, Anni Effner, Dorothea Weniger und Jan Erdmann (Bild: Aktionsbündnis Vielfalt statt Einfalt)
Kultusminister Spaenle traf sich am Dienstag mit dem Aktionsbündnis "Vielfalt statt Einfalt" – viel gebracht hat der lang ersehnte Termin jedoch nicht.
Am Dienstagabend bekamen Vertreter des Münchner Aktionsbündnisses "Vielfalt statt Einfalt" doch noch den lange ersehnten Termin beim bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle. In der Diskussion über die neuen Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung hatte der CSU-Politiker bereits im September Vertreter der homo- und transfeindlichen "Demo für alle" empfangen (queer.de berichtete). Ein fortschrittlicher Entwurf vom Februar 2016, der Jugendliche bestärken will, "ihre geschlechtliche Identität sowie sexuelle Orientierung zu finden und anzunehmen", liegt seitdem weiterhin auf Eis (queer.de berichtete).
Das Aktionsbündnis betonte nach eigenen Angaben in Beisein von Ministerialrat Wolfgang Ellegast die Wichtigkeit der Aufklärung über die Vielfalt der Lebensformen, um die Akzeptanz transidenter, lesbischer, bisexueller, schwuler und intersexueller Menschen zu erreichen und Ausgrenzung sowie Mobbing entgegenzuwirken.
Spaenle und Ellegast hätten zwar versichert, dass in den neuen Richtlinien das Wissen um die unterschiedlichen Lebensformen und die Achtung gegenüber LGBTI vorurteilsfrei vermittelt werden sollen. Nach mehrmaligem Nachfragen habe sich jedoch herausgestellt, dass wohl das Wort "Akzeptanz" dem Rotstift zum Opfer fallen und durch "Respekt" ersetzt werden soll. Die Streichung des Begriffs entspricht einer Forderung der sogenannten "Demo für alle".
"Ein kleiner Schritt nach vorn, zwei große Schritte zurück"
Aus Sicht des Aktionsbündnisses ist die Betonung von Akzeptanz "besonders wichtig, um die Gleichwertigkeit aller Menschen ungeachtet ihrer sexuellen Identitäten in den Mittelpunkt zu stellen und einen mobbing- und angstfreien Unterricht zu ermöglichen", heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative vom Mittwoch. Dieser Argumentation hätten Spaenle und Ellegast jedoch nicht folgen wollen.
Während des Gesprächs habe sich außerdem abgezeichnet, dass wohl einer weiteren Forderung der "Demo für alle" nachgegeben wird. So soll eine Änderung der Dienstordnung künftig festlegen, dass Aufklärungsunterricht durch externe pädagogische Fachkräfte nicht nur an der Grundschule, sondern auch an weiterführenden Schulen zwingend in Anwesenheit der zuständigen Lehrkraft durchgeführt wird.
Als "insgesamt enttäuschend" bezeichnete das Aktionsbündnis das Gespräch mit dem Kultusminister. "Es stellte sich heraus, dass das Kultusministerium mit der expliziten Wissensvermittlung über homo-, trans-, bi- und intersexuelle Lebensformen zwar einen kleinen Schritt nach vorne macht. Es geht aber leider nach der Debatte unter anderem mit der erzreaktionären Gruppierung der 'Demo für alle' mindestens zwei große Schritte zurück."
In den anderthalb Stunden mit dem Minister habe das Aktionsbündnis trotz mehrfacher Nachfragen keine weiteren der geplanten Änderungen an dem vorliegenden Richtlinien-Entwurf in Erfahrung bringen können. Es sei deshalb "weiterhin wichtig, gemeinsam für wirklich akzeptanzfördernde Bildung an Schulen und eine an der Lebensrealität orientierten Aufklärung von Kindern und Jugendlichen zu kämpfen". (cw)
Ach ja, die CSU hat sich ja in den 15 Jahren so sehr gewandelt und das reicht ja sogar für eine indirekte Wahlempfehlung.