
https://queer.de/?27745
Freifrau ohne Heimat
Hedwig von Beverfoerde tritt aus CDU aus

Von Beverfoerde bei einer "Demo für alle" 2014 in Hannover. Die Bewegung richtete sich zunächst gegen eine Schulaufklärung über LGBTI, dann aber auch gegen die Ehe für alle oder Aktionspläne gegen Homo- und Transphobie. (Bild: nb)
- 7. Dezember 2016, 18:41h 3 Min.
Die Organisatorin der "Demo für alle" hat genug von einer "Gender"-CDU und der Flüchtlingspolitik Merkels.
Von Norbert Blech
Hedwig von Beverfoerde ist nicht mehr Mitglied der CDU. Das gab die christlich-fundamentalistische Aktivistin am Mittwoch zum Abschluss des Bundesparteitags der CDU in einem Gastbeitrag in dem Portal "The Germanz" bekannt, das vom Ehemann der Publizistin Birgit Kelle betrieben wird.
Die Magdeburgerin, die zunächst aus dem Büro der AfD-Europaabegordneten Beatrix von Storch heraus die "Demo für alle" organisiert hatte, beklagt in dem Beitrag, wie sie als "treue Katholikin" keine Heimat mehr habe in einer CDU unter Merkel. Zu deren "beachtlicher Bilanz des Schreckens" zählt Beverfoerde u.a. eine "Gender- und Sexuelle-Vielfalts-Indoktrination unter CDU-Führung".
Ausschlaggebend für den Austritt sei allerdings die Flüchtlingspolitik. "Hunderttausende Immigranten, zumeist junge moslemische Männer, haben Deutschland in nur wenigen Monaten radikal verändert. Die innere Sicherheit ist vielerorts rapide gesunken. Straftaten aller Art häufen sich", behauptet Beverfoerde, um dann ganz in Hetze überzugehen: "Junge Mädchen, Frauen aller Alterstufen und Kinder sind plötzlich einem nie dagewesenen Risiko sexueller Belästigung und Vergewaltigung durch Einzelne und Männergruppen ausgesetzt."
Wie bei Lehrplänen zur sexuellen Vielfalt sieht die neurechte Aktivistin gar die Zukunft des Landes in Gefahr: "Nur wenn JETZT durch eine kluge Regierung starke und weitreichende Gegenmaßnahmen getroffen werden, kann der Untergang unserer christlich geprägten Kultur, unserer freiheitlichen Grundordnung und Zivilisation noch abgewendet werden. Andernfalls ist Deutschlands Schicksal besiegelt. Die Zukunft unserer Kinder!"
Merkel steuere "als Hauptverantwortliche Deutschland und Europa seit dem 4. September 2015 unbelehrbar in die für jedermann absehbare totale Katastrophe" und sei dennoch erneut mit großer Mehrheit zur CDU-Chefin gewählt worden, so Beverfoerde. Das könne sie nicht mittragen.
An der Schnittstelle von CDU und AfD
In den letzten Jahren hatte Beverfoerde noch ihre Kontakte in die CDU genutzt, um die Anliegen der homofeindlichen "Demo für alle" voranzubringen. Sie trat – ebenso wie "Gender-Gaga"-Autorin Birgit Kelle – auf Parteiveranstaltungen auf, traf sich im baden-württembergischen Wahlkampf heimlich mit CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf oder bekam kürzlich zusammen mit Kelle einen eigenen Empfang beim bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), um, offenbar erfolgreich, neue Richtlinien zur Sexualkunde in letzer Minute vor dem geplanten In-Kraft-Treten wieder einzuschränken.
Auch wenn sich die "Demo für alle" zuletzt immer öfter nicht nur gegen LGBTI und Menschenrechte, sondern auch gegen die Union stellte, führte das in der Partei zu keinen Debatten oder Konsequenzen. Als die "Amadeu Antonio Stiftung" kürzlich Beverfoerde und Kelle in eine Liste von "Neuen Rechten" einreihte und das mit dem Tag "CDU" versah, erntete sie dafür nicht nur einen neurechten Shitstorm, sondern auch Kritik von CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der die Stiftung aufforderte, sich von der "unverantwortlichen Gleichsetzung der CDU mit den Feinden unserer Demokratie zu distanzieren und das sofort abzustellen". Von den kritisierten Aktivistinnen distanzierte er sich dabei nicht.
Beverfoerde, kürzlich von den Aktivisten von "Enough is Enough" im zweiten Jahr in Folge als "Miss Homophobia" ausgezeichnet (queer.de berichtete), vereinte in ihrem Kampf gegen die "Gender- und Homo-Lobby" dabei Aktivisten und Basis von CDU und AfD und gab ihnen ein gemeinsames Thema. Im Oktober wechselte der frühere CDU-Bezirksvorstand und "Demo für alle"-Redner Malte Kaufmann zur AfD, weil die CDU nun den Bildungsplan im Ländle unterstütze (queer.de berichtete),
Das Auftauchen der AfD und ihre Themen bewegen viele CDU-Mitglieder seit Monaten, angeblich sollen so einige an einen Wechsel denken oder sich zumindest eine zukünftige Koalition wünschen. Beverfoerde selbst scheint einen Übertritt jedoch nicht zu planen. Auf Facebook schrieb sie am Mittwoch: "Status jetzt und in Zukunft: parteilos."

Mehr zum Thema:
» Parteitag in Essen: CDU gibt sich homofreundlich (07.12.2016)
Und was ihr Gesabbel und wehleidiges Gejammer betrifft: Wie immer die übliche Täter-Opfer-Umkehr dieser Rechtsfaschos. - Also, alles beim Alten...