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Homosexuellenverfolgung
Marokko: Küssende Mädchen freigesprochen

Menschen aus aller Welt schickten den beiden Mädchen rund 1.700 Solidaritätspostkarten (Bild: All Out)
- 10. Dezember 2016, 08:52h 2 Min.
Zwei minderjährige Frauen im Alter von 16 und 17 Jahren, die sich in der Öffentlichkeit geküsst hatten, wurden von einem Gericht in Marrakesch nicht bestraft.
Ein Strafgericht in Marrakesch hat am Freitag nach Angaben der LGBTI-Organisation All Out zwei Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren vom Vorwurf der Homosexualität freigesprochen. Die beiden minderjährigen Frauen waren Ende Oktober festgenommen worden, weil sie sich auf einem Hausdach umarmt und geküsst haben sollen (queer.de berichtete).
Der Fall hatte weltweit Empörung ausgelöst. Demnach soll ein Anwohner den Kuss beobachtet, die beiden Mädchen fotografiert und angezeigt haben. Die 16- und die 17-Jährige wurden daraufhin nach Strafrechtsparagraf 489 angeklagt, der auf homosexuelle Handlungen bis zu drei Jahre Haft vorsieht. Die marokkanischen Menschenrechtsorganisation "Association marocaine des droits humains" (AMDH) stellte den Beschuldigten einen Anwalt. Nach Angaben von AMDH soll das ältere Mädchens im Gefängnis von anderen Insassen misshandelt worden sein.
100.000 Unterschriften forderten Freispruch
Am Tag vor dem Urteil hatte All Out in Kooperation mit den lokalen Gruppen Aswat Collectif und Akaliyat eine Petition mit über 100.000 Unterschriften für einen Freispruch der beiden jungen Frauen an den marokkanischen Justizminister zugestellt. Zusammen mit der L'Union Féministe Libre wurden zudem 1.700 personalisierte Solidaritätspostkarten direkt an die Mädchen geschickt.
"Das ist ein großer Sieg für LGBT-Rechte in Marokko, einen Tag vor dem Internationalen Tag der Menschenrechte", erklärte All-Out-Kampagnenmanager Mathias Wasik. "Aber unsere Arbeit ist noch lange nicht beendet. Wir fordern die marokkanischen Behörden auf, alle wegen ihrer sexuellen Orientierung Gefangenen freizulassen und die antihomosexuelle Gesetzgebung abzuschaffen."
Aus Marokko, das die deutsche Bundesregierung als "sicheren Herkunftsstaat" betrachtet, gibt es immer wieder Berichte über die Verfolgung von Homosexuellen: Erst im Juli sollen ein 23-Jähriger und ein 46-Jähriger von einem Berufungsgericht in der Hafenstadt Agadir zu Haftstrafen wegen Homosexualität verurteilt worden sein (queer.de berichtete). (cw)















Nein, ist es nicht.
Das ältere Mädchen wurde in Haft misshandelt und wird auch den jetzigen Freispruch nicht als "Sieg" oder gar "großen Sieg" empfinden. Die wird vielleicht für den Rest ihres Lebens unter dem Erlebten leiden, da ist es zynisch von einem "großen Sieg" zu sprechen.
Im übrigen:
hier wurde vermutlich nicht aus Einsicht freigesprochen, sondern aufgrund der internationalen Proteste.
Aber es gibt zig andere wegen (tatsächlicher oder vermeintlicher) Homosexualität Inhaftierte, die nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen und auch nicht freigesprochen werden. Ein aktuelles Beispiel von zwei Männern steht ja auch im Artikel. Ich kann da keinen Fortschritt in dem Land erkennen.