Die Werbekampagne "Listerine: Sei bereit für alles" startete dieses Jahr in Deutschland (Bild: Johnson & Johnson)
Eine antiseptische Mundspülung tötet das Bakterium Neisseria gonorrhoeae ab, das die Geschlechtskrankheit Tripper auslöst. Das ist das Ergebnis einer Studie von australischen Forschern, die am Dienstag im Fachmagazin "Sexually Transmitted Infections" veröffentlicht wurde.
Die Wissenschaftler unter Führung von Dr. Eric Chow vom Sexual Health Centre in Melbourne führten für die Studie zwei Experimente durch: Zum einen fügten sie in eine mit Gonorrhö-Bakterien gefüllte Petrischale die Mundspülungen "Listerine Cool Mint" oder "Listerine Total Care" unverdünnt hinzu. Das Ergebnis: Nach nur einer Minute konnten die Wissenschaftler keine Bakterien in der Schale mehr finden. Sogar wenn sie die Mundspülungen im Verhältnis vier zu eins mit Wasser mischten, tötete das Produkt die meisten Bakterien ab. Dagegen hatte eine salzhaltige Lösung kaum Auswirkungen.
In einem zweiten Experiment rekrutierten die Forscher 58 schwule oder bisexuelle Männer, die positiv auf Tripper im Mund getestet worden waren. Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt; die Hälfte gurgelte Listerine, die andere eine Salzwasserlösung. Nach einer Minute Gurgeln und ein paar Minuten Wartezeit konnte noch in 84 Prozent der Salz-Gurgler Mund-Tripper nachgewiesen werden, aber nur bei der Hälfte der Listerine-Gurgler.
Listerine war laut den Forschern besonders effektiv im Kampf gegen Tripper-Bakterien im vorderen Mundbereich, aber weniger im hinteren. Die Studie führt als möglichen Grund an, dass die Probanden nicht gründlich genug gegurgelt haben.
Es ist unklar, welche Inhaltsstoffe die Bakterien abtöten
Die getestenen Listerine-Produkte enthalten über 20 Prozent Alkohol. Die Forscher konnten aber keine Aussagen darüber machen, welcher Inhaltsstoff für das Verschwinden der Bakterien verantwortlich war. Der Schnell-Test konnte auch nicht beweisen, ob wirklich alle Erreger dauerhaft vernichtet wurden.
"Die Untersuchung weist darauf hin, dass Listerine signifikant die Anzahl von Neisseria gonorrhoeae im Rachen reduzieren kann", heißt es in der Studie. Das könne wichtige Auswirkungen auf die Prävention haben. Weitere Untersuchungen seien aber notwendig.
Die Gonorrhö ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen weltweit, auch bei schwulen Männern, die zu den Hauptbetroffenengruppen gehören. Die bakterielle Erkrankung kann durch Oral- und Analsex und die gemeinsame Nutzung von Sextoys übertragen werden. Eine Erkrankung ist oft zunächst symptomlos; Mund-Tripper kann später die selben Symptome wie bei Hals- oder Mandelentzündung hervorrufen. Es kommt zu einer Entzündung, die sich auf die inneren Organe übertragen kann, wenn keine Behandlung erfolgt.
Vor 70 Jahren haben Ärzte begonnen, den Tripper mit Penicillin zu bekämpfen. Seither hat das Bakterium allerdings gegen die meisten Antibiotika eine Resistenz entwickelt und ist daher heute schwerer zu bekämpfen. (dk)