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USA

Obama: Kritik von Homo-Aktivisten hat mich verletzt

Der scheidende US-Präsident erinnert sich, wie er von aufgebrachten Aktivisten angebrüllt wurde, denen seine Gleichstellungspolitik nicht weit genug ging.


Barack Obama gibt Mitte Januar das Zepter an Donald Trump ab (Bild: Marc Nozell / flickr)

  • 23. Dezember 2016, 12:02h 27 2 Min.

US-Präsident Barack Obama hat sich in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Magazin "The Atlantic" frustriert über die andauernde Kritik von Homo-Aktivisten während seiner Präsidentschaft geäußert.

Als Beispiel nannte er die Beschwerde über die angeblich zu langsame Legalisierung von offener Homosexualität im Militär, die erst nach einer langwierigen Studie zweieinhalb Jahre nach Obamas Amtsantritt umgesetzt wurde (queer.de berichtete). "Während jeder Rede haben mich Homo-Aktivisten auf meinen Veranstaltungen angebrüllt. Als ich gesagt habe: 'Hey, Mann, ich bin ja mit euch nicht nur einer Meinung, ich habe auch eine Strategie, um das Ziel zu erreichen. Wir führen die Strategie aus. Wie hilft es eurem Anliegen, wenn ihr mich anbrüllt?'"

Obama: Kritik ist trotzdem nützlich, selbst wenn sie "unangebracht" ist

Obama warf vielen schwul-lesbischen Aktivisten – wie auch Aktivisten, die sich für eine Reform der Einwanderungspolitik stark machen – "Unkenntnis" vor. Sie hätten ihre "Hausaufgaben" oft nicht gemacht. Im Interview meinte der Demokrat zudem, die Kritik habe ihn "ein wenig verletzt". Allerdings habe er auch Verständnis für die kompromisslose Haltung von Aktivisten: "Manchmal ist es nützlich, wenn man von Aktivisten an etwas erinnert und nicht selbstgefällig wird, auch wenn man oft denkt, dass ihre Kritik unangebracht ist."

Nach seinem Wahlsieg im Herbst 2008 war Obama während seiner ersten Amtszeit von LGBTI-Aktivisten insbesondere attackiert worden, weil er die Öffnung der Ehe ablehnte. Damals befürwortete er – wie auch andere führende Demokraten wie Hillary Clinton oder Vizepräsident Joe Biden – nur eingetragene Partnerschaften. Erst Mitte 2012 erklärte er als erster Präsident der US-Geschichte, dass er die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Eherecht befürworte (queer.de berichtete). Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Umfragen gedreht – erstmals sprach sich eine Mehrheit der Amerikaner für die Gleichbehandlung aus. Drei Jahre später erklärte schließlich der Supreme Court, das Ehe-Verbot für gleichgeschlechtliche Paare sei diskriminierend und müsse sofort aufgehoben werden (queer.de berichtete).

Obamas früherer Berater David Axelrod gestand 2015, dass der Präsident die Ehe für alle eigentlich nie abgelehnt habe. Er habe seine homofreundliche Haltung im ersten Wahlkampf aber verschleiert, um religiöse afro-amerikanische Wähler nicht zu verprellen (queer.de berichtete). (dk)

-w-

#1 MatzkeAnonym
  • 23.12.2016, 13:17h
  • Sehr schade, dass der Mann gehen wird. Er hat mir sehr gefallen und stets die richtigen Worte gefunden. Auf das Theater mit dem neuen Präsidenten, wer nie einer werden wollte, bin ich gespannt. Schon toll, dass die eine Minderheit der anderen Minderheit ihre Hand gibt und gemeinsam Ziele verfolgen.
  • Direktlink »
#2 ursusEhemaliges Profil
  • 23.12.2016, 15:13h
  • "Manchmal ist es nützlich, wenn man von Aktivisten an etwas erinnert und nicht selbstgefällig wird, auch wenn man oft denkt, dass ihre Kritik unangebracht ist."

    das ist eine haltung, die sich nicht nur um empathie und differenzierung bemüht, sondern auch darum, sich selbst immer wieder in frage zu stellen, um den eigenen job noch besser zu machen.

    qualitäten, die sein nachfolger auf schmerzliche und gefährliche weise vermissen lassen wird.
  • Direktlink »
#3 usererEhemaliges Profil
  • 23.12.2016, 19:54h
  • Habe ich es verpasst oder sind SPD-Genoss_innen in Deutschland wegen ihres wahlbetrügerischen Verhaltens noch nie angebrüllt worden?
  • Direktlink »

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