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Jahresrückblick

Höhepunkte des Jahres 2016

2016 war zwar ein schreckliches Jahr mit vielen Tiefschlägen. Aber nicht alles war schlecht. queer.de stellt zehn der Highlights der vergangenen zwölf Monate aus LGBTI-Sicht vor.


Auch ein Highlight: Justin Trudeau nahm in diesem Jahr als erster kanadischer Premierminister an der CSD-Parade von Toronto teil

1. Homophobie geht kontinuierlich zurück
Mit dem kometenhaften Aufstieg der AfD könnte man meinen, dass der Hass in der Mitte der Gesellschaft zunimmt. Allerdings zeigen die Zahlen in Wirklichkeit etwas anderes: Homophobie nimmt in Deutschland ab, ergab eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Demnach werten weniger als zehn Prozent der Menschen in Deutschland Homosexuelle ab – ein Jahrzehnt zuvor waren es noch doppelt so viel. Eine Ipsos-Studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass die meisten Deutschen ihr Land für homophober halten, als es eigentlich ist.

Diese Entwicklungen führen auch dazu, dass in Deutschland immer mehr Schwule und Lesben aus ihrer sexuellen Orientierung kein Geheimnis mehr machen. Eine Online-Studie des Berliner Berliner Marktforschungsinstitut Dalia Research zeigte, dass sich in Deutschland mehr Menschen als LGBT identifizieren als in anderen befragten Ländern wie Spanien, Großbritannien, Italien oder Frankreich.

Gleichwohl bleibt Homophobie insbesondere an Schulen weit verbreitet: So kam eine Expertise aus Mecklenburg-Vorpommern zu dem Ergebnis, dass bei schwulen, lesbischen und transsexuellen Jugendlichen Diskriminierung und Ausgrenzung nach wie vor "eine große Rolle" spielten. Zudem wird gerade in sozialen Netzwerken gegen LGBTI gehetzt wie nie zuvor – und auch in der politischen Debatte wird der Umgang dank eines zunehmenden Populismus rauer.

2. LGBTI-freundliche Olympische Spiele
In der 120-jährigen Geschichte der modernen Olympiade gab es noch nie derart LGBTI-freundliche Spiele wie in diesem Sommer in Rio de Janeiro. Dutzende offen schwule, lesbische, bi- oder transsexuelle Athleten nahmen teil, mehr als doppelt so viele wie vier Jahre zuvor in London. Dazu kamen romantische Szenen, wie die öffentliche Verlobung der lesbischen Rugby-Spielerin Isadora Cerullo.

Auch sportlich feierten die LGBTI-Olympioniken Erfolge: Am Ende hieß es zehn Mal Gold, elf Mal Silber und vier Mal Bronze fürs Team LGBTI.

3. Olivia Jones' Einsatz für LGBTI-Rechte
Nachdem Olivia Jones in den letzten Jahren als Vize-Dschungelkönigin durch die RTL-Shows getingelt war, engagierte sie sich 2016 wieder politisch: Für Aufregung sorgte im September ihre Anzeige gegen den sachsen-anhaltinischen AfD-Chef André Poggenburg, weil seine Fraktion Homosexualität mit Kindesmissbrauch in Verbindung gebracht hatte. Die Grünen luden Jones in den Landtag in Magdeburg ein; dort las sie aus ihrem Kinderbuch "Keine Angst in Andersrum" vor. Poggenburg reagierte, indem er den Aktionsplan zur LGBTI-Akzeptanz "eine Schändung von Kinderseelen" nannte. Als erste Dragqueen wird Olivia übrigens im kommenden Jahr als Wahlfrau der Bundesversammlung mitbestimmen, wer unser neuer Bundespräsident wird.

4. REWE entdeckt den Regenbogen
Einer der größten deutschen Supermarktketten hat dieses Jahr eine vorbildliche Akzeptanzkampagne gestartet: Eine vom Vorstand der Kölner Firma unterstützte Initiative des LGBT-Mitarbeiternetzwerks wollte ein Zeichen setzen, dass jeder willkommen ist. Daher begrüßten an vielen Märkten Regenbogenfahnen die Kunden. Mit der ohne viel Tamtam gestarteten Kampagne wolle man signalisieren, dass jeder Kunde und jede Kundin "egal nach welcher sexuellen Ausrichtung sie leben, bei uns willkommen sind."


Bild: Florian Meerheim

5. Trans-Sichtbarkeit in der "Lindenstraße"
1990 war es ein Skandal, als Carsten Flöter in der "Lindenstraße" erstmals einen Mann küsste. 26 Jahre später ist Homosexualität in TV-Serien inzwischen weit verbreiteter, allerdings ist vielen Menschen das Thema Transsexualität nach wie vor suspekt. Daher ist es gut, dass sie die Mietersoap das Coming-out der Figur Marek Zöllig im Sommer zelebrierte. Zazie de Paris spielt im Herbst zudem eine transsexuelle Gastrolle in der vom WDR produzierten Serie.

Auch im US-Fernsehen tauchen vermehrt Trans-Rollen auf. Vorbild ist die Amazon-Webserie "Transparent", die auch dieses Jahr in ihrer zweiten Staffel wieder viele TV-Preise einheimste.

6. Tatort-Kommissar Bottom
Wenn etwas im "Tatort" passiert, nimmt die deutsche Gesellschaft traditionell Notiz. Ein Kommissar, der schwul ist und sich gerne ficken lässt – und das auch noch vor der Kamera – ist etwas, das es bisher noch nicht gegeben hat. Schön!


Bild: rbb

7. Rehabilitierung der Paragraf-175-Opfer
Die Bundesrepublik ließ zehntausende Männer wegen Homosexualität verurteilen. Im Jahr 2016 sieht die Bundesregierung endlich ein, dass dies nicht in Ordnung war. Im Mai kündigte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) einen Gesetzentwurf zur Rehabilitierung an, nachdem es in der Vergangenheit insbesondere aus der Union erheblichen Widerstand gegeben hatte. Zwar gibt es nach wie vor Auseinandersetzungen mit der Opposition, wie die Rehabilitierung umgesetzt wird. Einzugestehen, dass auch eine Demokratie Fehler machen und die Rechte ihrer Bürger verletzen kann, ist dennoch ein großer Schritt.

8. Lesbische Ikone Ellen DeGeneres erhält "Medal of Freedom"
Es war wohl einer der bewegendsten Momente des Jahres: Im November verlieh der scheidende Präsident Barack Obama zum letzten Mal die "Presidential Medal of Freedom", eine Art US-Bundesverdienstkreuz. Dabei zeichnete er 21 Personen aus, unter anderem auch die lesbische Entertainerin Ellen DeGeneres, die den Preis mit Tränen in den Augen entgegennahm.

Man könne heute leicht vergessen, "wie viel Mut es Ellen gekostet haben muss, sich vor rund 20 Jahren zu outen", erklärte Obama, der im Sommer wie der kanadische Premier Justin Trudeau die CSD-Saison eröffnet hatte, bei der feierlichen Verleihung. Und tatsächlich: Ellens Coming-out in ihrer Sitcom 1997 veränderte die TV-Landschaft und führte dazu, dass Serien wie "Will & Grace" oder "Queer as Folk USA" erst möglich wurden. Die Sichtbarkeit von LGBTI-Rollen im Fernsehen ist seither sprunghaft angestiegen – und diese Rollen, das zeigen Studien, erhöhen die Sensibilität der Zuschauer für politische Forderungen von sexuellen Minderheiten.



9. Kolumbien öffnet als einziges Land 2016 die Ehe
Wie einfach die Ehe-Öffnung sein kann, bewies der Oberste Gerichtshof von Kolumbien: Das "Corte Constitucional de Colombia" verwies auf das Diskriminierungsverbot in der Verfassung – und überstimmte damit besorgte Abgeordnete, die wie in Deutschland Angst haben, dass die gleichgeschlechtliche Ehe irgendwie Heteros schaden könnte. Damit ist Kolumbien das einzige unabhängige Land, das im Jahr 2016 Schwule und Lesben im Eherecht gleichgestellt hat. Hinzu kommen Beschlüsse in den britischen Territorien Gibraltar, Guernsey und Isle of Man sowie in der dänischen Inselgruppe Färöer, umgesetzt wurde die Ehe-Öffnung zudem in Grönland. Auch die Cherokee-Indianer vermählen inzwischen gleichgeschlechtliche Paare.

Kolumbien hat sich in einer weiteren Frage vorbildlich verhalten: Im Friedensvertrag mit den FARC-Rebellen hat die Regierung nicht vergessen, LGBTI-Rechte zu etablieren. Der Vertrag wurde Anfang Dezember von den Abgeordneten gebilligt.

10. Italien erkennt Lebenspartnerschaften an
Es war eine schwierige Geburt: Im Mai konnte der italienische Präsident Sergio Mattarella endlich das italienische Lebenspartnerschaftsgesetz unterzeichnen, wenn auch nur eine abgespeckte Version. Italien ist das letzte der westeuropäischen Länder, das diesen Schritt vollzieht. Vorausgegangen war ein jahrelanger Streit, in dem nicht nur die politische Rechte unter Silvio Berlusconi lange eine Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren blockierte, sondern insbesondere der Einsatz der katholischen Kirche.

Bereits 2007 hatte die damalige Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsident Romano Prodi geplant, Lebenspartnerschaften einzuführen. Das Projekt scheiterte aber am Widerstand einer kleinen katholischen Partei, die einer Neun-Parteien-Koalition angehörte. Auch damals hatten katholische Gruppen Massendemonstrationen gegen die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren organisiert.

Am Freitag werden wir die Tiefpunkte des Jahres veröffentlichen. Davon gab es einige…

Wöchentliche Umfrage

» Deine Aussichten fürs neue Jahr: Wie wird 2017?
    Ergebnis der Umfrage vom 26.12.2016 bis 02.01.2017
-w-

#1 Paulus45Anonym
  • 29.12.2016, 13:53h
  • Hier mein LGBT-Ranking 2016:

    Platz 1) Eheöffnung in Kolumbien, Eheöffnung in Grönland (am 1. April 2016 in Kraft getreten); Eheöffnungsbeschlüsse auf den Faröerinseln, Gibraltar, Guernsey und der britischen Isle of Man
    Platz 2) Lebenspartnerschaftsinstitut in Italien und in Estland
    Platz 3) Gesetzentwurf zur Aufhebung der Urteile nach § 175
    Platz 4) Weiterer Rückgang der Homophobie in der einheimischen, deutschen Gesellschaft (bei Zuwanderer schaut es leider anders aus)
    Platz 5) Legalisierung auf den Inselstaaten Seychellen und Nauru sowie in Belize ("dafür aber leider Illegalisierung im Tschad")
    Platz 6) Kirchliche Trauungen werden ermöglicht in der EKD-Landeskirche Rheinland, in der EKD-Landeskirche Baden und in der EKD-Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
    Platz 7) Kirchliche Trauungen werden in der Anglican Church of Canada ("in der anglikanischen Episkopalkirche in den Vereinigten Staaten bereits vor einigen Jahren") und in der Presbyterian Church (USA) erlaubt
    Platz 8) Weitere offen geoutet lebende homosexuelle Bischöfe werden gewählt: Bischöfin Karen Olivieto in der United Methodist Church, Bischof Nicolas Chamberlain in der Anglican Church of England und Bischof Kevin Robertson in der Anglican Church of Canada
    Platz 9) Eine Reihe erfolgreicher offen geouteter LGBT-Profisportler bei Olympia mit Medaillien: LGBT-freundliches Olympia in Rio
    Platz 10) Entertainerin Ellen DeGeneres: Medal of Freedom
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#2 Tommy0607
  • 29.12.2016, 18:07hEtzbach
  • Schaun wir mal , ob die Homophobie und Rassismus 2017 weniger wird .
    Das die Toleranz wird und Minderheiten akzeptiert werden :
    Egal welche Religion , Sexualität oder Herkunft sie haben .
    Das man lieben kann wem man will , egal ob Mann oder Frau.
    Das die Politik in Deutschland endlich die Ehe für alle einsetzt ;
    und es nicht "gewisse " Unterschiede gibt .
    Und das sollen endlich auch mal die konservative , besorgte Menschen verstehen .
    Denn wenn DIE es nicht verstehen ; handeln sie nicht menschlich .
    Und somit auch nicht Christlich oder sonst wie Religiös!
  • Direktlink »
#3 TheDad

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