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Diskriminierung

US-Pfadfinder schließen Achtjährigen wegen Transsexualität aus

Nach dem Streit um Schwule bahnt sich bei den "Boy Scouts" nun der nächste Konflikt an. Eine Umfrage zeigt zudem: Noch heute hält weniger als die Hälfte der US-Bürger Transsexualität für natürlich.


Schwule werden zwar von den "Boy Scouts" inzwischen zähneknirschend akzeptiert, allerdings kämpft die Führung jetzt gegen Trans-Kinder (Bild: Karol Olson / flickr)

  • 2. Januar 2017, 11:42h 13 3 Min.

Einen Monat lang durfte Joe Maldonado bei der Pfadfindergruppe "Cub Scout Pack 87" in Seacaucus (US-Bundessstaat New Jersey) mitmachen, bevor ihm die Teilnahme wegen seiner Geschlechtsidentität verboten wurde. Die Eltern des transsexuellen Achtjährigen haben vergangene Woche den Rausschmiss scharf kritisiert. Im Lokalblatt "The Record" wird Joe mit den Worten zitiert: "Was erlauben die sich, mich zu verurteilen? Ich brauche nicht erklären, warum ich so geboren wurde."

Joes Mutter erklärte, dass ihr Sohn seit einem Jahr als Junge lebe und es keine Probleme mit anderen Pfadfinderkindern gegeben habe. Erst als sich Eltern beschwerten, hätte die Pfadfinderleitung entschieden, ihren Sohn auszuschließen.

Der Streit sorgte für nationale Schlagzeilen, da sich derzeit in den USA der Kulturkampf nach der Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben im Jahr 2015 vor allem um Trans-Rechte dreht. Ein Beispiel ist das Gesetz HB 2, das in North Carolina Transsexuellen unter anderem verbietet, Toiletten an öffentlichen Gebäuden zu nutzen, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen (queer.de berichtete).

Nur "biologisch männliche" Pfadfinder erwünscht

Eine Sprecherin der "Boy Scouts of America" verteidigte den Ausschluss: Effie Delimarkos erklärte in einer Pressemitteilung, dass Joe nicht die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft bei den Pfadfindern mitbringe. Zum Zeitpunkt seiner Registrierung sei nicht bekannt gewesen, dass das Kind "nicht biologisch männlich" gewesen sei. Sie sagte aber nicht, ob ein Trans-Mädchen bei den "Boy Scouts" mitmachen dürfe.

Die US-Pfadfinder hatten erst 2015 nach langjährigen Auseinandersetzungen entschieden, dass künftig Homosexualität kein Ausschlussgrund mehr ist (queer.de berichtete). Allerdings betreffe dies nicht Transsexuelle, so Delimarkos. "Kein Jugendlicher sollte wegen seiner sexuellen Orientierung ausgeschlossen werden. Aber Geschlechtsidentität ist etwas anderes als sexuelle Orientierung." Sie verwies auf eine mehrere Wochen alte Mitteilung der "Boy Scouts of America", nach der Trans-Kinder nur in Programmen willkommen seien, die für Mädchen und Jungen bestimmt seien. Wenn aber nur Jungen erlaubt seien, dürften Trans-Jungs nicht teilnehmen.

- w -

Weniger als Hälfte der Amerikaner halten Transsexualität für "natürlich"

Der Ausschluss zeigt, wie zerrissen die US-Gesellschaft noch heute über das Thema Transsexualität ist. Eine aktuelle Umfrage des "Willams Institute" in 23 Ländern (PDF) kommt etwa zu dem Ergebnis, dass weniger als die Hälfte (46 Prozent) der US-Bevölkerung Transsexualität für "natürlich" hält. In Deutschland sind es dagegen 63 Prozent, in Spanien und Indien jeweils sogar 67 Prozent.

Mit der Wahl von Donald Trump, der viele erklärte Trans-Gegner in sein Kabinett geholt hat, dürfte sich die Auseinandersetzung um das Thema noch verschärfen. Eines der Streitpunkte ist etwa das von Barack Obama erlassene LGBTI-Diskriminierungsverbot.

Auch von der Justiz gibt es Attacken gegen die Anerkennung von Transsexualität: Erst am Samstag hatte der konservative Bundesrichter Reed O'Connor in Texas entschieden, dass Ärzte die Behandlung von Transsexualität verweigern dürfen, wenn sie dies mit ihrem religiösen Glauben begründen. Der Fall kommt nun in die nächste Instanz.

O'Connor, der 2007 vom damaligen Präsidenten George W. Bush zum Bundesrichter ernannt worden war, hatte bereits vor vier Monaten eine Obama-Anordnung zum Toiletten-Zugang von Transsexuellen an Schulen blockiert (queer.de berichtete). Er argumentierte damals wie heute, dass es religiösen Menschen nicht zugemutet werden könne, Transsexuelle zu tolerieren, da dies die Religionsfreiheit von Christen verletzen könne. (dk)

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-w-

#1 PatroklosEhemaliges Profil
#2 JustusAnonym
  • 02.01.2017, 14:59h
  • Sehr schlimm!

    Hier werden Kinder ausgeschlossen, nur weil sie den falschen Körper haben. Wie sollen solche Kinder sowas denn ohne Schäden für die Psyche überstehen können?!

    Das zeigt, dass auch in den USA dringend mehr Aufklärung nötig ist. Und dass man rechtliche Regelungen braucht, die sowas verhindern.

    Aber von beidem ist man unter dem neuen Präsidenten wohl meilenweit entfernt... Und ausbaden müssen es wieder mal die Schwächsten...
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#3 Jadughar
  • 02.01.2017, 18:27hHamburg
  • Antwort auf #1 von Patroklos
  • Die Religionsfreiheit der Christen und Anderer, die gegen sexuelle Minderheiten vorgehen, muß extrem und sehr massiv eingeschränkt werden, solange sie andere Menschen aufgrund ihre Natur diskriminieren oder hetzen. Der Versuch einer Diskriminierung als auch einer Hetze sollte drakonisch bestraft werden. Der religiöse Glaube gehört in den Privatbereich! Missionierung sollte mit hohen Strafen belegt werden. Stellen in den religiösen Schriften, welche gegen Minderheiten gerichtet sind, gehören ausgemistet und entfernt.
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