Der CSD in Taipeh ist eine der größten Pride-Events Asiens (Bild: Taiwan LGBT Pride)
Die Regierung von Taiwan plant ein Verbot von "Therapien", mit denen Menschen von ihrer Homo- oder Transsexualität "geheilt" werden sollen. Wie die nationale Nachrichtenagentur CNA berichtet, hat das Gesundheitsministerium am Freitag einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt, über den nun öffentlich beraten werden soll. "Sexuelle Orientierung ist keine Krankheit", begründete Ministeriumssprecher Shih Chung-liang den Entwurf.
Nach dem Willen des Ministeriums soll Homo-"Heilung" auf die Liste der verbotenen Therapien gesetzt werden. Ärzten, die sich nicht an diese Anordnung halten, droht ein Bußgeld zwischen 100.000 und 500.000 Taiwan-Dollar (3.000 bis 15.000 Euro). Außerdem könnte ihnen bis zu ein Jahr lang die Lizenz entzogen werden.
Auch Ehe-Öffnung könnte 2017 kommen
Taiwan setzt damit seine fortschrittliche Politik gegenüber LGBTI fort. Derzeit wird in dem Land auch über die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben beraten. Am Montag der vergangenen Woche hatte das Parlament in erster Lesung bereits einem entsprechenden Gesetzentwurf zugestimmt (queer.de berichtete). Taiwan könnte damit das erste Land in Asien werden, das Schwule und Lesben im Ehe-Recht gleichstellt.
Am Samstag machte auch Präsidentin Tsai Ing-wen Hoffnung, dass das Gesetz bald beschlossen wird. Derzeit entwickle sich die Debatte von einer "Konflikt-Phase" in eine "Dialog-Phase", sagte Tsai. Wie über dieses Gesetz beraten werde, sei ein Test, wie das politische System mit "Herausforderungen, die durch neue Themen entstehen", umgehen könne. "Ich glaube, wir können das Thema rational behandeln", sagte die Chefin der liberalen Demokratischen Fortschrittspartei.
Keine Mehrheit für Verbot der Homo-"Heilung" in Deutschland
Während Taiwan ein Verbot der Homo-"Heilung" debattiert, steht dieses Thema derzeit in Deutschland nicht auf der Agenda. 2012 hatte die damalige schwarz-gelbe Koalition einen Antrag der Grünen abgelehnt, zumindest die versuchte "Heilung" von minderjährigen Schwulen und Lesben unter Strafe zu stellen (queer.de berichtete). Auch die aktuelle Bundesregierung sieht keinen Grund für ein Verbot (queer.de berichtete). In anderen europäischen Ländern sind Konversionstherapien ebenfalls weiterhin legal. Immerhin: Als erstes Land des Kontinents untersagte Malta im Dezember die "Heilung" von Homosexuellen (queer.de berichtete).
Ärzteverbände warnen bereits seit Jahren vor derartigen "Therapien". 2013 verabschiedete der Weltärztebund eine Stellungnahme, nach der Konversionstherapien "die Menschenrechte verletzen und nicht zu rechtfertigen" seien. "Es gibt [für diese Methoden] keine medizinische Indikation und sie stellen eine ernste Gefahr für die Gesundheit und die Menschenrechte von denen dar, die behandelt werden", so die Argumentation der internationalen Vereinigung, der mehr als 100 nationale Ärzteverbände angehören (queer.de berichtete). (dk)