Die Bundeswehr bietet laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung am 31. Januar das Seminar "Umgang mit sexueller Identität und Orientierung in der Bundeswehr" an. Damit solle die Integration von LGBTI in der Truppe verbessert werden. Die Veranstaltung sei an Abgeordnete, Mitglieder des Beirats für Fragen der Inneren Führung und an Führungspersonal der Teilstreitkräfte gerichtet.
In der Einladung betone Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) laut "Bild", dass Vielfalt eine Chance für die Truppe biete und wichtig für die Zukunft der Bundeswehr sei. Die deutschen Streitkräfte seien laut ihrem Ministerium ein "wettbewerbsfähiger, flexibler und moderner Arbeitgeber".
Die Zeitung berichtet auch, dass laut Verteidigungsministerium in der Bundeswehr rund 17.000 LGBT arbeiteten. Das entspreche 6,6 Prozent aller Mitarbeiter.
"Bild" spricht von "Sex-Seminar"
In ihrer Berichterstattung erweckt "Bild" den Eindruck, dass es bei dem Seminar schlüpfrig zugehe. So lautet die Überschrift: "Das gab's noch nie – Sex-Seminar bei der Bundeswehr." Darunter heißt es: "Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (58, CDU) lässt die Truppe für ein Sex-Seminar strammstehen!"
Bereits im Oktober wurde bekannt, dass von der Leyen die Bundeswehr für schwule und lesbische Soldaten attraktiver machen wolle: Sie rief daher das zehnköpfige Team "Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion" ins Leben, dass Karrierehürden für sexuelle Minderheiten gezielt abbauen soll (queer.de berichtete). Von der Leyens Vorgänger Thomas de Maizière (CDU), der heute das Innenministerium anführt, hatte dagegen 2013 noch bestritten, dass schwule und lesbische Soldaten in der Bundeswehr überhaupt Benachteiligungen erfahren würden (queer.de berichtete).
Bis zum Jahrtausendwechsel hatte die Bundeswehr noch offen gegen Homosexuelle diskriminiert. So durften Schwule bis 2000 nicht Berufssoldaten werden und weder als Vorgesetzte noch als Ausbilder arbeiten (queer.de berichtete). (dk)
Update 20h: AfD hetzt gegen "Sex-Seminar"
Die Bundes-AfD hat den "Bild"-Begriff von einem "Sex-Seminar" übernommen und zu einer Karikatur mit rosa Panzer und homophoben Auslassungen bei Facebook genutzt. Mehr dazu in diesem Artikel: Berliner AfD: Haben nichts gegen Transgender, aber… (12.01.2017).
Update 23h: Kritik auch aus CSU
"Ich habe bisher nicht den Eindruck gehabt, dass diese Fragen unseren Soldatinnen und Soldaten besonders auf der Seele brennen", sagte CSU-Wehrexperte Florian Hahn zu der geplanten Veranstaltung gegenüber der "Schweriner Volkszeitung". "Es gibt wichtigere Themen in der Truppe." Auch der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, General Harald Kujat, zeigte sich verwundert: "Es ist mir nicht klar, was der Sinn dieser Veranstaltung ist. Mir ist nicht bekannt, dass Homosexuelle in den Streitkräften diskriminiert werden." Die Bundeswehr sei "offen für alle".
"Von der Leyen ordnet buntes Sexseminar an", schrieb natürlich auch das rechte Hetzportal "Politically Incorrect" zu der Veranstaltung – als Anlass für Hasskommentare wie "Manchmal wünscht man sich den Islam schon wieder fast herbei", "eine verweiblichte, verweichte, verschwulte Bundeswehr ist nicht kampffaehig", "Analverkehr wird der neue Volkssport, jetzt auch in Uniform" oder "In jedem ordentlichen Staat wüßte jeder anständige Offizier, was zu tun ist".