Der CDU-Politiker Daniel Günther erklärte im queer.de-Interview, er habe durch persönliche Kontakte zu Schwulen und Lesben Vorurteile überwunden (Bild: CDU Schleswig-Holstein)
Das am Samstag veröffentlichte queer.de-Interview mit Schleswig-Holsteins CDU-Chef Daniel Günther hat sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Der Oppositionsführer und desiginierte Spitzenkandidat seiner Partei bei der Landtagswahl im Mai hatte darin die rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare gefordert und gemeint, er könne sich dafür auch den Begriff "Ehe" vorstellen.
Sowohl vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) als auch von den Lesben und Schwulen in der Union (LSU) wurde der CDU-Politiker ausdrücklich gelobt. "Bravo, Daniel Günther!", schrieb der LSVD Schleswig-Holstein auf seiner Facebook-Seite. "Es ist in diesen Zeiten und einer bevorstehenden Landtagswahl ein wichtiges Zeichen für queere Menschen, was Sie über unsere Belange in der Öffentlichkeit sagen und welchen Kurs die nördliche CDU dabei einschlagen will."
"Es kommt immer mehr in Bewegung bei der Union", kommentierte der LSU-Bundesverband in einem Facebook-Post. "Danke an die CDU Schleswig-Holstein bzw. an ihren Landesvorsitzenden Daniel Günther für die deutlichen Worte. Ein richtiges und wichtiges Zeichen!"
Grüne: Im Landtag hat sich die CDU immer nur enthalten
Kritik kam dagegen vom grünen Landtagsabgeordneten Rasmus Andresen. "Günther sollte handeln, anstatt Wahlkampfreden zu schwingen", erklärte der schwule Politiker gegenüber queer.de. "Egal ob bei der Öffnung der Ehe, der Einführung des Aktionsplans gegen Homophobie und für sexuelle Vielfalt oder bei einer Resolution für die Rechte von Trans- und Intersexuellen – immer wenn es um konkrete Verbesserungen für LGBTQI in Schleswig-Holstein ging, hat sich Daniel Günther im Landtag enthalten."
Er begrüße es, wenn sich die CDU von ihrem "verkrusteten Gesellschaftsbild der Fünfzigerjahre" verabschiede, meinte Andresen, den konkreten Beweis sei sie im Landtag aber bisher schuldig geblieben. "Anstatt im Wahlkampf rhetorisch den Eindruck zu vermitteln, sich an die Seite von Schwulen und Lesben zu stellen, muss Daniel Günther liefern."
Der Grünen-Politiker forderte die schleswig-holsteinischen CDU-Bundestagsabgeordneten dazu auf, gemeinsam mit Grünen, Linken und SPD in Berlin die Ehe für alle zu beschließen: "Daniel Günther sollte seine eigenen Bundestagsabgeordneten davon überzeugen und zeigen, wie ernst ihm Gleichstellung wirklich ist."
Dass der CDU-Landeschef Homosexuelle in Deutschland gleichstellen möchte, er ihre Lage in Marokko, Tunesien und Algerien durch die Einstufung dieser Länder als "sichere Herkunftsstaaten" jedoch ignoriere, nannte Andresen "zynisch". (mize)