Auch wenn Homosexualität nicht illegal ist, findet offenbar in der Elfenbeinküste staatliche Verfolgung statt (Bild: Dave Nakayama / flickr)
Bürgerrechtsaktivisten zeigen sich entsetzt über einen neuen Fall von Verfolgung von Homosexuellen in der Elfenbeinküste. Bereits im Oktober 2016 sind laut der Organisation Human Rights Watch der 31-jährige Yann und der 19-jährige Abdoul in der Provinzstadt Sassandra zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, weil ihr Onkel ausgesagt hatte, dass er in ein Zimmer gekommen sei, als die beiden gerade Sex miteinander gehabt hätten. Sie wurden am Mittwoch nach drei Monaten in Haft ohne Begründung wieder entlassen.
In dem 24 Millionen Einwohner zählenden Land in Westafrika ist gleichgeschlechtliche Liebe eigentlich noch nie verboten gewesen, allerdings wurde offenbar ein Gesetz gegen "unsittliches Verhalten" in der Öffentlichkeit gegen die beiden offen schwulen Männer angewandt. Die lokalen Behörden wollten laut den Aktivisten keine Auskunft darüber geben, warum die Männer verurteilt worden sind.
Graeme Green, der Human Rights Watch für LGBTI-Rechte verantwortlich ist, zeigte sich entrüstet über die Verfolgung von Homosexuellen, für die es keine Grundlage gebe: "Ein vages Gesetz, eine willkürliche Festnahme und eine nicht erklärte Verurteilung: Das widerspricht der Rechtsstaatlichkeit." Er forderte die Regierung auf zu erklären, warum zwei Männer ohne ersichtlichen Grund eingesperrt wurden.
LGBTI-Aktivisten erreichen ländliche Gebiete nur schwer
Der Fall zeigt nach Ansicht der Bürgerrechtler, wie außerhalb der Metropolen Homosexuelle im Land auch ohne gesetzliche Grundlage verfolgt werden. Ivorische Aktivisten wurden nur auf den vorliegenden Fall aufmerksam, weil eine Lokalzeitung im November darüber berichtete. LGBTI-Organisationen sind nur in den größten Städten des Landes aktiv.
Menschen aus der Region erklärten, den Männern sei während ihres Verfahrens kein Anwalt zur Seite gestellt worden. Nach ihrer Verurteilung hätten sie sich kleine Zellen mit bis zu 80 weiteren Insassen teilen müssen. Die Aktivisten aus der Elfenbeinküste konnten die Verurteilten demnach wegen der achtstündigen Anreisezeit und begrenzten finanziellen Mitteln nur einmal besuchen. Die beiden Freigelassenen wollten jetzt in die Großstadt Abidjan ziehen, um vor Verfolgung sicherer zu sein.
Die französischsprachige Elfenbeinküste gilt als einer der liberalsten Staaten in der Region, in der die meisten Länder Homosexuellen mit mehrjährigen Haftstrafen drohen. Allerdings hat sich nach der Ehe-Öffnung in Frankreich 2013 laut Aktivisten die Lage für LGBTI verschlechtert, weil Medien eine Hetzkampagne gegen Homosexuelle gestartet hätten. So überfielen 2014 etwa 200 Personen das Büro einer LGBTI-Organisation in Abidjan (queer.de berichtete). Zudem existiert weder ein Diskriminierungsschutz für Schwule und Lesben, noch werden homosexuelle Partnerschaften anerkannt. (dk)
Das sollten sich Union und SPD mal hinter die Ohren schreiben. Aber eigentlich wissen die das ja, aber sie wollen es halt nicht verstehen...