Die Kölner Polizei gab erst am Sonntagmittag weitere Details zu dem Vorfall im "Iron" bekannt (Bild: Maik Meid / flickr)
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In der Nacht zum Samstag ist es in einer bei Lesben wie Schwulen beliebten Bar in der Kölner Schaafenstraße zu einer Gewalttat gekommen. Wie der Kölner "Express" berichtet, habe gegen ca. 4.30 Uhr ein Mann mehrfach auf einen Türsteher eingestochen.
Ein Mann sei mit einem Gegenstand, wahrscheinlich einem Messer, verletzt und in ein Krankenhaus gebracht worden, bestätigte ein Polizeisprecher am Samstag gegenüber queer.de. Die Verletzungen seien aber nicht lebensgefährlich.
Der Täter konnte fliehen, vor Ort wurden Zeugen vernommen. Am Sonntag wollen die Beamten eine Pressemitteilung zum Ermittlungsstand herausgeben. Eine nähere Täterbeschreibung machte die Polizei zunächst nicht.
Bei der Bar soll es sich um das "Iron" handeln. Diese war am Samstagnachmittag zunächst nicht zu erreichen, auf der Facebook-Seite der von einem Frauenpaar betriebenen Kneipe finden sich noch keine Hinweise auf den Vorfall. (nb)
Update 20.35h: "Iron" bestätigt Angriff auf Mitarbeiter
Das "Iron" hat inzwischen eine Botschaft auf Facebook veröffentlicht: "Liebe Freunde, leider ist Milad (ihr kennt Ihn alle, unser Mann an der Tür) gestern angegriffen worden. Weil er eine Person nicht rein lassen wollte, hat dieser Mensch 2x mit einem Messer zugestochen. Wir sind erschüttert und uns fehlen hier die richtigen Worte."
Der Mitarbeiter sei nicht lebensbedrohlich verletzt worden, aber "dennoch so schlimm, dass er erstmal im Krankenhaus bleiben muss. Wir möchten Euch alle bitten, aufeinander aufzupassen und dennoch von großen Ausschmückungen abzusehen!"
Milad wünsche man eine schnelle Heilung. "Leider ist der Beruf an der Türe nicht ohne Risiko und weil es immer mehr Leute gibt, die meinen sie sind stark und können machen was sie wollen, haben wir einen Schutz an der Türe, um nicht jeden herein zu lassen und um unsere Gäste zu beschützen." So traurig es sei, dass dies auf der Schaafenstraße notwendig geworden sei, bitte man dennoch, "von Hetze und Rassismus abzusehen", so die Bar. "Davon haben wir zur Zeit zu genüge in den Nachrichten, davon braucht es nicht mehr und es hilft niemanden."
Mehr über die Betreiberinnen des "Iron" bietet dieser Bericht der Kollegen von inqueery aus dem Jahr 2012.
Das "Iron" ist bekannt für seine große Auswahl an Cocktails (Bild: Iron Bar)
Update 29.01., 07.30h: Rechte missbrauchen Tat für Hetze gegen Flüchtlinge
Ein Mitarbeiter der Bar schrieb am Abend in einem weiteren Facebook-Thread, dass die Tat in dieser Form in "jeder anderen Bar (egal ob Homo oder nicht)" hätte passieren können. "Der Türsteher wollte den Täter nicht hineinlassen, um die Gäste und den Laden zu schützen." Man könne die Tat nicht kategorisieren, etwa nach der Herkunft des Täters: "Es gibt einfach Hirnverbrannte da draußen und leider nicht abnehmend."
Damit reagierte der Mitarbeiter auf einen Beitrag des rechten schwulen Publizisten David Berger, der die Handlung des bislang unbekannten Täters schon Stunden zuvor mit den Themen Flüchtlinge und Islam in Verbindung gebracht hatte. Als Beleg diente ihm dazu ein Facebook-Eintrag des u.a. für AfD-Politiker tätigen Rechtsanwalts Ralf Höcker, der von einem "Mordversuch in der Kölner Innenstadt" schrieb und behauptete, der Täter habe "nach Zeugenangaben nordafrikanisches Aussehen" besessen.
Sich offenbar ebenfalls darauf stürzend, hat auch der "Express" seine Meldung inzwischen mit Auslassungen über "Nafris" ergänzt. Hoecker selbst veröffentlichte unterdessen als Kommentar zu seinem eigenen Post eine unauffällige Korrektur: "Update: Täter war nach Auskunft der Türsteher ein Kurde, der auf seinen Rausschmiss reagierte."
Eine der beiden Inhaberinnen des "Iron" schrieb auf Facebook, dass sie selbst als Flüchtling nach Deutschland gekommen sei. "Das Opfer ist auch als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Ich finde es immer schade, wenn die Leute ohne nachzudenken versuchen, emotional irgendwelche Kommentare zu posten, um sich wichtig zu machen! So etwas passiert leider immer und überall und das hat nichts mit Herkunft der Menschen zu tun, sondern mit der Persönlichkeit eines jeden Menschen. (…) Man kann sich vornehmen, die Probleme aufzudecken, und versuchen, diese zu lösen. Aber eine pauschale Verurteilung aller Flüchtlinge oder aller Südländer ist nicht hilfreich und hat noch nie geholfen."
Update 11.45h/12.30h: Mutmaßlicher Täter stellt sich Behörden
Am Sonntagvormittag berichtete die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf die Polizei, dass sich der mutmaßliche Täter zwischenzeitlich den Behörden gestellt habe. Die Polizei bestätigte diese Information am Mittag. Demnach habe eine Polizeibeamtin den aus dem Irak stammenden Angreifer noch am Sonntagmorgen vernommen. Der 21-Jährige muss sich in einem Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung für seine Tat verantworten. Ihm und zwei 17 und 21 Jahre alten Begleitern war zuvor der Besuch des "Iron" verweigert worden.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand habe der Abgewiesene den Bar-Angestellten von vorne angegriffen. In dem entstandenen Gerangel habe er ein Messer gezogen und seinem Gegenüber zweimal in den Rücken gestoßen. Anschließend flüchtete er in Richtung Habsburgerring. Auf dem Fluchtweg habe die Polizei die mutmaßliche Tatwaffe sichergestellt.