Erzbischof Heiner Koch beharrt darauf, dass die Ungleichbehandlung von Homosexuellen keine Diskriminierung sei
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der "taz" bekräftigt, dass Homosexuelle keine Ehe führen dürften, weil sie keine gemeinsamen Kinder zeugen könnten. Das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben sei keine "Diskriminierung", sondern "Differenzierung", so der Bischof.
Auf die Frage des Journalisten Philipp Gessler, ob gleichgeschlechtliche Paare mit einem Kind nicht ebenso als Familie und Eheleute angesehen werden könnten, antwortete der 62-Jährige: "Es ist keine Ehe, denn in einer homosexuellen Partnerschaft sind Vater und Mutter der Kinder – je nach Konstellation – jemand anderes." Es sei für "ein Kind ist es das Beste, wenn es mit Vater und Mutter groß wird".
Koch erklärte weiter, dass Schwule und Lesben keine "volle Sexualität" leben könnten, da dies ohne Kinderkriegen nicht möglich sei: "Fortpflanzung und Sexualität werde ich nicht trennen. Die Sexualität und die Kinder, die daraus entstehen, gehören zusammen."
Koch: Ehe-Verbot für Schwule und Lesben ist keine Diskriminierung
Zum Begriff Ehe sagte der Bischof: "Es ist doch die Frage, ob ich für unterschiedliche Wirklichkeiten den gleichen Begriff verwende. Oder anders gesagt: Differenzierung ist nicht Diskriminierung. Aber differenzieren werde ich weiterhin."
Trotzdem habe er "Respekt" davor, wie homosexuelle Paare ihre Sexualität lebten, "weil ich davon ausgehe, dass sie es verantwortungsvoll tun". Koch betonte, er wolle einzelnen Homosexuellen nicht mit erhobenem Zeigefinger begegnen: "Ich lasse mich nicht zum obersten Richter über die Sexualität von Menschen machen. Das ist nicht meine Aufgabe."
Katholiken würden sich in der "Homosexuellen-Community" eher diskriminiert fühlen als in der Kirche
Ferner beklagte der Geistliche, dass katholische Schwule und Lesben von der Community ausgegrenzt werden würden: "Die Homosexuellen, mit denen ich vor allem zu tun habe, fühlen sich oft doppelt als Außenseiter: zum einen in der katholischen Kirche, mehr aber noch in ihrer Homosexuellen-Community. Wenn sie sich da als Katholiken outen, was die da zu hören bekommen!"
Koch hatte vor einem Jahr für Schlagzeilen gesorgt, als er sich als erster katholischer Bischof mit LGBTI-Flüchtlingen traf und versicherte, dass man in kirchlichen Einrichtungen "auf die Probleme homosexueller und transgeschlechtlicher Flüchtlinge Rücksicht nehmen" werde (queer.de berichtete).
Während Koch mit seiner relativ gemäßigten Rhetorik versucht, auf Schwule und Lesben zuzugehen, verwenden andere katholische Würdenträger eine deutlichere Sprache: So wetterte Gerhard Kardinal Müller, Präfekt der Glaubenskongregration im Vatikan und damit oberster katholischer Glaubenshüter, vergangenes Jahr gegen "sündige Verhältnisse" von Schwulen und Lesben und verwendete dabei auch das Wort "pervers" (queer.de berichtete).
Besonders in Afrika, wo Homosexuelle in mehreren Ländern strafrechtlich verfolgt werden, schürt die Kirche ganz offen den Hass auf Schwule und Lesben. In Malawi zählen die katholischen Würdenträger Homosexualität etwa zu den "ausländischen Werten" und bezeichnen gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften als "objektiv böse" (queer.de berichtete).
Selbst in westlichen Ländern wehrt sich die Kirche gegen jeglichen Fortschritt beim Diskriminierungsschutz oder der Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren. In Österreich beklagte die Bischofskonferenz etwa im Herbst, dass sich Homosexuelle auf dem Standesamt verpartnern dürften (queer.de berichtete). Zuletzt bekräftigte der Vatikan auch, dass nur heterosexuelle Männer zu Preisterseminaren zugelassen werden würden (queer.de berichtete). (dk)
Aber wenn für die Kirche das Kriterium erfüllt werden muss, dass Mann und Frau Kinder zeugen können, so bleibt nach dieser Definition allen die Heteroehe verwehrt, welche keine Kinder miteinander zeugen können, auf welchem Wege auch immer.
Dabei hat mich mein Glauben gelehrt, dass vor Gott alle Menschen gleich sind...