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Britische Staatskirche
Anglikanische Synode lehnt überraschend "homophoben" Bericht ab
Ist die gleichgeschlechtliche Ehe unchristlich oder nicht? Die Bischöfe wollten am Ehe-Verbot für Schwule und Lesben festhalten, bei der Synode fand ihre Position aber keine Mehrheit.

Protestaktion mit Peter Tatchell (re.) während der Synode (Bild: Twitter / @PeterTatchell)
- 16. Februar 2017, 15:05h 2 Min.
Die britische Staatskirche hat bei ihrer Synode am Mittwoch in London überraschend einen Bericht der Bischöfe (PDF) abgelehnt, in dem die Beibehaltung des innerkirchlichen Verbots der Eheschließung für Schwule und Lesben gefordert wurde. Nur 93 Geistliche der "Church of England" befürworteten den homofeindlichen Bericht, 100 lehnten ihn ab. Demgegenüber stimmten die Laien mit 106 zu 83 Stimmen für den Bericht. Wegen der Ablehnung der Geistlichen gilt er aber als nicht angenommen.
LGBTI-Aktivsten begrüßten das Ergebnis: "Diese Ablehnung des bischöflichen Berichts ist ein Sieg für die Liebe und die Gleichberechtigung", erklärte Peter Tatchell, der bekannteste Menschenrechtsaktivist für LGBTI-Rechte auf den britischen Inseln. Der 65-Jährige hatte mit anderen Aktivisten vor der Synode gegen den Bericht protestiert. "Das ist die größte Niederlage für die anglikanische Führung seit Jahrzehnten. Die Synode wollte nicht die Anti-LGBT-Resolution absegnen und Diskriminierung festschreiben."
Redner: Bericht ist homophob
Während der Debatte hatten viele Teilnehmer der Synode scharfe Kritik geübt. Immer wieder erklärten Redner, der Bericht würde die Kirche als "grausam" und "homophob" erscheinen lassen.
Kirchenchef Justin Welby, der Erzbischof von Canterbury, warb dagegen für den von ihm mitverfassten Bericht, da er auch homofreundliche Passagen enthalte und nicht "das Ende der Geschichte" darstelle. In dem Bericht wird etwa eine innerkirchliche "Unterstützungs- und Willkommenskultur für lesbische und schwule Menschen" gefordert. Daher erntete der Bericht vereinzelt auch Kritik von konservativen Kirchenmitgliedern, die keinerlei Konzessionen gegenüber sexuellen Minderheiten zulassen wollen.
Der Streit um die Gleichbehandlung von Homosexuellen schwelt bereits seit Jahren in der anglikanischen Kirche, die weltweit rund 80 Mitglieder hat, davon über 30 Millionen in der "Church of England". Obwohl die Ehe für Schwule und Lesben in Großbritannien bereits 2014 geöffnet wurde, weigerte sich die Staatskirche, gleichgeschlechtliche Paare zu vermählen.
Die weltweite anglikanische Auseinandersetzung hatte sich 2003 entzündet, als der offen schwule und nicht-zölibatär lebende Theologe Gene Robinson zum anglikanischen Bischof von New Hampshire gewählt wurde (queer.de berichtete). Daraufhin drohten insbesondere afrikanische Bischöfe mit der Abspaltung, es gab aber auch Proteste unter Anglikanern aus westlichen Ländern.
Wegen der homofreundlichen Haltung der Amerikaner beschloss eine Mehrheit der 38 Kirchenprovinzen vor einem Jahr Sanktionen gegen die US-Kirche (queer.de berichtete). In Nordamerika setzten die Anglikaner aber ihre Liberalisierung fort: Mitte vergangenen Jahres stimmte die kanadische Kirche für die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht (queer.de berichtete). (dk)















Wenn Liebe nicht zu deren Ideologie passt, sagt das mehr über ihre Ideologie aus als über liebende Menschen...