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Bundestags-Wahlkampf

Volker Kauder bleibt stur: Kein vollständiges Adoptionsrecht für Homo-Paare

Der Unions-Fraktionschef im Bundestag kritisierte bei einem Evangelikalen-Kongress zudem Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt. Auch NRW-Spitzenkandidat Armin Laschet erneut gegen Gleichstellung.


CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder gilt als enger Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)

  • Von Norbert Blech
    26. Februar 2017, 12:34h 40 4 Min.

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, hat sich am Samstag beim "Kongress christlicher Führungskräfte" in Nürnberg gegen mehr Rechte für schwule und lesbische Paare ausgesprochen. Das berichtet die evangelikale Nachrichtenagentur Idea von dem von ihr ausgerichteten mehrtägigen Kongress.

In seiner Rede, zu der bislang kein Mittschnitt vorliegt, hatte der 67-Jährige auf die von der "heute"-Redaktion verbreitete (und in dieser Form zum jetzigen Zeitpunkt von der Partei nicht bestätigte) Meldung reagiert, die SPD wolle mit ihrem designierten Spitzenkandidaten Martin Schulz die Ehe für alle zu einem Wahlkampfthema machen. "Schwule und Lesben würden dann auch Kinder adoptieren können", beklagte Idea. "Ich bin nicht für das volle Adoptionsrecht von homosexuellen Partnerschaften. Daraus mache ich keinen Hehl", sagte Kauder laut dpa.

"Kauder wandte sich in seiner Rede auch gegen die Frühsexualisierung von Kindern in Schule und Kindergarten", fasste Idea die Rede weiter zusammen. Dagegen müssten "wir Christen Stopp-Schilder aufstellen", sagte Kauder demnach. Erziehung sei in erster Linie die Aufgabe der Eltern und nicht des Staates. Kinder müssten "behutsam und altersgerecht" aufgeklärt werden und dürften nicht "in eine Richtung gedrängt werden, die Eltern und Kinder nicht wollen".

Die bisherigen Medienberichte lassen unklar, ob Kauder, wie es auch kath.net nahelegt, den rechten Kampfbegriff "Frühsexualisierung" selbst verwendet hat. Die dpa schreibt: "Ferner kritisierte Kauder, dass in vielen Schulbildungsplänen eine frühe Auseinandersetzung mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten vorgesehen ist. Dies sei nicht an den Interessen der Kinder, sondern an denen 'einiger Ideologen' ausgerichtet, sagte er. 'Wir sind nicht gegen Aufklärung und Toleranz. Aber wir wollen, dass das kindgerecht geschieht.'"

Der Medienverein Idea steht der evangelikalen Evangelischen Allianz nah und lehnt immer wieder LGBT-Rechte ab oder bewirbt "Homo-Heiler"-Organisationen wie "Wüstenstrom". Vor wenigen Jahren zeichnete er Hedwig von Beverfoerde, die als Chefin der "Demo für alle" gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben und gegen Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität kämpft, als "Christin des Jahres" aus.

Vor vier Jahren widersprachen die Sozialdemokraten noch Kauder

Kauder hatte sich immer wieder gegen LGBT-Rechte ausgesprochen. So hatte er bereits im letzten Wahlkampf, damals gegenüber dem christlichen Medienmagazin "pro", betont, dass es mit der Union keine Ehe und kein Adoptionsrecht für Homo-Paare geben werde: "Ein volles Adoptionsrecht kann mit der Union in keiner Koalition vereinbart werden. Darauf können sich Christen, die uns wählen, verlassen." Lediglich eine "Weisung" vom Bundesverfassungsgericht könne dazu führen (queer.de berichtete).

Die Aussagen vier Wochen vor der Bundestagswahl hatten für scharfe Kritik der Opposition geführt. "Ein so diskriminierender und realitätsferner Standpunkt, wie ihn Herr Kauder vertritt, ist für Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten nicht hinnehmbar", kritisierten etwa der damalige Bundesvorsitzende der Schwusos, Ansgar Dittmar, und der Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für die Belange der Lesben und Schwulen, Johannes Kahrs. "Für die SPD kann es keine Koalition geben, in der die Gleichstellung von Lesben und Schwulen nicht durchgesetzt wird" (queer.de berichtete).

Die SPD stehe "für die hundertprozentige Gleichstellung von Lesben und Schwulen" und die Öffnung der Ehe, so die beiden schwulen Politiker damals. "Beides ist für uns nicht verhandelbar." Wenige Wochen später setze sich die Haltung Kauders bei den Koalitionsverhandlungen durch.

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Laschet bekräftigt Nein zur Gleichstellung


Armin Laschet will in NRW Nachfolger von Hannelore Kraft (SPD) werden (Bild: Landtag NRW / Bernd Schälte)

Am Samstag hat sich derweil auch der CDU-Bundesvize und Spitzenkandidat zur Landtagswahl in NRW im Mai, Armin Laschet, gegen weitere Rechte für Homo-Paare ausgesprochen, als er in der "Welt" zur Haltung seiner Partei zur angeblichen Forderung von Martin Schulz zur Ehe für alle befragt wurde.

"Er fordert jetzt ein umfassendes Adoptionsrecht für alle. Für die CDU ist die Ablehnung jeder Form von Diskriminierung klar", so Laschet. "Beim Adoptionsrecht steht aber prinzipiell das Kindeswohl und nicht das Interesse von Paaren im Mittelpunkt."

Laschet hatte bereits vor wenigen Wochen im queeren NRW-Magazin "Fresh" die Ablehnung der Ehe für alle durch seine Partei bekräftigt, da das Grundgesetz die Ehe als Verbindung aus Mann und Frau definiere und nicht "jede Unterscheidung Diskriminierung" sei (queer.de berichtete). Das hatte zu Kritik von Opposition und den Lesben und Schwulen in der Union geführt, zumal das Grundgesetz keine solche Definition enthält.

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#1 Johannes90Anonym
  • 26.02.2017, 14:16h
  • Lieber Armin Laschet. Natürlich steht bei der Adoptionsfrage nicht der Familienwunsch homosexueller Paare, sondern das Kindeswohl im Vordergrund. Und da alle repräsentativen wissenschaftlichen Studien hier zu dem Ergebnis kommen, dass das Kindeswohl in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung NICHT gefährdet ist, können Sie dieses Argument, welches Ihre ideoligischen Gründe für Ihren Standpunkt nur verschleiern, getrost in den Mülleimer werfen.
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#2 Lübbers-WatchAnonym
  • 26.02.2017, 14:33h
  • Muss man noch großartig diskutieren, welche Konstellation in NRW nicht wählbar ist?!?
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#3 stromboli
  • 26.02.2017, 14:57hberlin
  • Antwort auf #1 von Johannes90
  • "... Natürlich steht bei der Adoptionsfrage nicht der Familienwunsch homosexueller Paare, sondern das Kindeswohl im Vordergrund. "
    Ich finde es müsste heißen:
    Natürlich steht bei der Adoptionsfrage nicht der Familienwunsch heterosexueller wie auch homosexueller Paare, sondern das Kindeswohl im Vordergrund.

    Das muss einfach auch gesagt sein.. hetenpaare denken da nämlich durchaus sehr eigennützig...;
    kultureller überbau hat man dass mal genannt.. heute heteronormiertes genderbefinden.
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