Kurski, hier bei dem umstrittenen Radiointerview vom Mittwoch, war schon früher durch Homo- und Transphobie aufgefallen
Der umstrittene Direktor des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Polen, der frühere PiS-Abgeordnete Jacek Kurski, hat sich in einem Radio-Interview gegen die Teilnahme homosexueller Paare an einem Dating-Format ausgesprochen, da die Verfassung die Ehe als Verbindung aus Mann und Frau definiere.
In einer Radiosendung wurde der 51-Jährige am Mittwoch gefragt, ob seine Anstalt TVP bei der Übernahme des britischen Formats "First Dates", bei dem Kameras ein Blind Date in einem Restaurant verfolgen und das im Original auch Homo-Paare zeigte, ebenfalls auch schwule und lesbische Paare einbeziehen werde. "Ich denke nicht, dass gleichgeschlechtliche Paare in der Sendung auftauchen werden", so Kurski.
"Wir sind öffentlich-rechtliches Fernsehen und wir müssen bestimmten Regeln folgen, die fest sowohl in unserer Verfassung als auch im Recht festgelegt sind. Die Verfassung besagt, dass Familie die Verbindung aus Mann und Frau ist." Daraus entwickelte der Sender-Chef eine neue Rechtsfolge: "Weil Dating dazu dient, eine Familie zu gründen oder eine Ehe, und die Auffassung des Gesetzes, der polnischen Tradition und der Moral es ist, dass dies Verbindungen aus Mann und Frau sind, ist es einleuchtend, dass es sich dabei (beim Dating) um verschiedengeschlechtliche Paare handeln muss."
Spott über angebliches Dating-Verbot
Die Organisation "Stonewall" kommentierte die Äußerungen des TVP-Chefs auf Facebook belustigt: "Jungs, wir müssen unsere Dates canceln". Die polnische "Kampagne gegen Homophobe" rief in sozialen Netzwerken schwule und lesbische Paare dazu auf, Bilder von sich sowohl an TVP und Kurski zu schicken als auch in sozialen Netzwerken zu posten mit dem Spruch/Hashtag "unverfassungsgemäßes Dating" (#niekonstytucyjnarandka). Etwas ernster kommentierte die Organisation: "Keine Liebe ist illegal und erst Recht nicht gegen die Verfassung!"
Die spontane Kampagne der "Kampagne gegen Homophobie" kann noch etwas Unterstützung gebrauchen
Polens LGBTI-Organisationen haben bereits Erfahrung im Umgang mit Kurski: Als dieser im Januar 2016 von der Regierung im Rahmen des umstrittenen neuen Mediengesetzes als Direktor ernannt worden war, beteiligten sie sich an den Großprotesten in vielen Städten (queer.de berichtete). 2014 hatte er Conchita Wurst als "kulturelle Aggression des Westens" bezeichnet – der Sender, den er inzwischen leitet, ist der polnische ESC-Partner.
2008 hatte Kurski einen TV-Spot verantwortet, mit dem der frühere Präsident Lech Kaczynski die EU-Grundrechtecharta attackierte. Dazu nutzte er u.a. Bilder eines schwulen Paares und spielte mit der vermeintlichen Sorge der Bürger, die EU können ihnen eine Homo-Ehe aufzwingen. Auf Kritik des dargestellten amerikanischen Paares meinte Kurski: "Bei Schwulen entschuldige ich mich nicht!"
Und wieso dürfen überhaupt Politiker (egal welcher Partei) einen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender leiten? Gerade öffentlich-rechtliche Sender sollten ausschließlich nach journalistischen Kriterien geleitet werde und nicht nach politischen, ideologischen, religiösen, oder was auch immer.