Ignacio Arsuaga hat mit dem Bus eine große Aufmerksamkeit für seine ultrareligiöse Truppe erzielt
"Jungen haben einen Penis, Mädchen eine Vulva. Lass Dich nicht täuschen!" – mit dieser großflächigen Warnung tourt derzeit ein großer oranger Bus einer erzkatholischen Organisation durch Spanien und sorgt für einigen Medienwirbel und Widerstand.
"Wenn Du als Mann geboren wurdest, bist Du ein Mann. Wenn Du eine Frau bist, wirst Du immer eine Frau bleiben", heißt es weiter. Verantwortlich dafür ist die erzkatholische Gruppe "HazteOir.org" ("Verschaffe Dir Gehör"), die angeblich 7.000 Mitglieder zählt und mit der Kampagne ein Zeichen gegen die vermeintliche "Gender-Ideologie" setzen will.
Diese sah die Gruppe unter anderem in Plakaten mit der Aufschrift "Es gibt Mädchen mit Penis und Buben mit Vulva" gegeben, mit der u.a. im Baskenland für das Thema Transsexualität sensibilisiert werden sollte. Gegen sie war die Gruppe bereits mit einer Unterschriftenaktion vorgegangen.
"Einige Kinder verstümmeln sich. Jungen sagen: 'Ich bin eine Frau' und schneiden sich den Penis ab", kritisierte der Direktor der Gruppe, Ignacio Arsuaga, laut SWR. Man wende sich auch gegen "Gender"-Unterricht in Schulen, der der Biologie widerspreche.
Madrid bekämpft den "schädlichen" Bus
Die bereits in zwei Auflagen erschienene Broschüre von HazteOir.org gegen "sexuelle Indoktrination": "Wisst ihr, was sie eurem Kind an der Schule unterrichten wollen?"
Der Bus sollte in diesen Wochen durch mehrere Städte Spaniens ziehen, fand am Dienstag aber einen vorläufigen Stopp in Madrid: Die linke Stadtverwaltung ließ ihn nach der ersten Tour durch die Innenstadt verbannen, da er gegen die städtische Werbeverordnung verstoße. "Wir glauben, dass diese Botschaft schädlich für Kinder ist", sagte Stadtsprecherin Rita Maestre.
Während die Staatsanwaltschaft in Madrid Vorermittlungen wegen eines möglichen Hassdelikts angekündigt hat, äußerte auch die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, sie wolle den Bus verhindern. Die Stadt wäre einer von noch sieben geplanten Stopps.
HazteOir.org blieb allerdings zunächst in Madrid und hielt am Mittwoch einen Protest gegen das Verbot mit einigen dutzend Teilnehmern in der Innenstadt ab. Während Direktor Arsuaga ein Interview nach dem anderen gab, startete seine Organisation eine Online-Kampagne zur Unterstützung der Organisation "gegen die LGBT-Diktatur".
Verbindungen zur "Demo für alle"
HazteOir wurde vor allem mit Demonstrationen gegen Abtreibungen bekannt, aber auch der Widerstand gegen LGBTI-Rechte gehört zu dem Programm der Organisation. So publizierte sie kürzlich einen fast 50-seitigen Band gegen Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt durch "die Lobbys radikaler Feministinnen und LGBTQ". In ihr wird u.a. beklagt, dass die "Bewerbung" der "Konvertierung" von Menschen in Homosexuelle gefördert, "Therapien" in die Gegenrichtung aber bekämpft und verboten würden.
Ihr Autor, Antonio Velázquez, ist der spanische Ansprechpartner der europäischen Bürgerinitiative "Vater, Mutter, Kind", die sich für eine rein heterosexuelle Ehen- und Familiendefinition der EU einsetzt und deren deutsche Organisatorin Hedwig von Beverfoerde ist (queer.de berichtete).
Verbindungen zu Beverfoerdes "Demo für alle" und der "Initiative Familienschutz" der AfD-Politikerin Beatrix von Storch und ihres Ehemanns gibt es auch über die europaweite Kampagnenplattform "CitizenGo". Sie wurde 2013 aus der Gruppe HazteOir, der Verbindungen zur rechtsextrem-katholischen Geheimorganisation El Yunque aus Mexiko nachgesagt werden, gegründet und ist inzwischen "eigenständig". Ihr Direktor ist allerdings Schatzmeister von HazteOir, deren Chef zugleich im Vorstand von CitizenGo sitzt.
Aktuelle Unterschriften-Kampagne der deutschen "Demo für alle" auf dem Portal der spanischen Ultrakonservativen
Die Homohasser reklamieren für sich immer das Recht auf freie Rede, aber die haben nicht verstanden, dass Freiheitsrechte die eigene Freiheit schützen sollen, aber nicht die Freiheit anderer einschränken dürfen.
Freiheitsrechte finden ihre Grenzen immer dort, wo andere in ihren Freiheiten eingeschränkt werden.
Bei einem Motiv, das Kinder zeigt, die vor der Regenbogenflagge den Hitlergruß machen müssen, wird Homo-, Bi- und Transsexualität als faschistische Ideologie dargestellt, die Welt unterjochen will und Heterosexuelle vernichten will.
Das ist purer Hass und reinste Hetze. Sowas gehört verboten.
Und wenn man schon die Motive und Sprüche als solches nicht verbieten kann (ich kenne die spanische Rechtslage nicht), dann sollte man zumindest die Plakatierung dieser Motive, die Durchfahrt solcher Hetz-Busse, etc. verbieten. Denn genauso wie die dann für sich die Freiheit für sowas rausnehmen, ist es dann eben auch Freiheit der Städte und Provinzen solchen Motiven keinen öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen.