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Geldanlage
"Christliche" Investmentfonds werben um Homo-Hasser
Wer Homo- und Transsexuelle verabscheut, erhält neue Investmentmöglichkeiten: Zwei US-Fonds wurden gezielt auf Gegner des "LGBT Lifestyle" zugeschnitten.

Homo-Gegner bei einer Demonstration im Jahr 2013 gegen die Ehe-Öffnung in Minnesota (Bild: Fibonacci Blue / flickr)
- 2. März 2017, 11:36h 2 Min.
Ein kalifornisches Unternehmen hat am Dienstag zwei börsengehandelte Fonds (ETFs) herausgegeben, die sich insbesondere an konservative Christen richten, die Homo- oder Transsexuelle ablehnen. Inspire Investing will mit den Fonds "mehrere hundert Millionen Dollar" einsammeln.
Die Firma wirbt damit, kein Unternehmen in die Fonds aufzunehmen, das "biblische Werte" missachte. Dazu werden sechs Kriterien definiert, die für Christen eine No-Go-Area seien: Abtreibung, Glücksspiel, Alkohol, Pornografie, der "LGBT Lifestyle" sowie bestimmte Menschenrechtsverletzungen, speziell die "schwerwiegende Diskriminierung von Christen". Diskriminierung von Muslimen oder anderen Minderheiten oder auch Themen wie Waffenproduktion sind dagegen für die "christlichen" Fonds kein Problem.
Investmentsfonds, die nur wertebasiert in bestimmte Firmen Geld stecken, sind an sich nichts Ungewöhnliches. So sind etwa Ökofonds populär. Die Credit Suisse startete 2013 zudem einen Aktienindex, in den nur LGBTI-freundliche Unternehmen aufgenommen wurden (queer.de berichtete).
Gezielt um Homo-Hasser zu werben, ist allerdings neu: Auch die katholische Bischofskonferenz der USA hatte in ihrem vor zwei Jahren herausgebrachten "wertebasierten" Fonds auf eine LGBTI-feindliche Ausrichtung verzichtet. Der katholische Fonds schloss stattdessen beispielsweise Unternehmen aus, die mit biologischen und nuklearen Waffen oder auch Landminen Geld verdienten oder von Kinderarbeit profitierten.
Apple oder Starbucks sind für die christliche Zielgruppe tabu
Inspire-Chef Robert Netzly erklärte gegenüber der britischen "Financial Times", es gebe eine "riesige Nachfrage" nach "biblischen" Fonds. Den Ausschluss von LGBTI-freundlichen Unternehmen verteidigte er: "Wir lieben unsere Nachbarn in der LGBT-Community, aber unsere Investoren wollen in Übereinstimmung mit ihren konservativen Werten ihr Geld anlegen." Unternehmen wie Apple oder Starbucks, die scharfe Antidiskriminierungsrichtlinien auch nach den Merkmalen sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität eingeführt haben, seien daher nicht akzeptabel.
Mark Snyder von der LGBTI-Organisation Equality Federation glaubt allerdings nicht, dass der Fonds erfolgreich sein wird: "Wenn radikale Organisationen oder Aktivisten versucht haben, Boykotte gegen LGBTI-freundliche Firmen zu starten, war das in der Regel nicht effektiv. Ich denke mal, diese Fonds werden wahrscheinlich nicht viel Interesse wecken." (dk)













