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Täter überführen, Opfer schützen
Homo- und transphobe Übergriffe aufklären – Videoüberwachung hilft
Der Kampf gegen Hass und Gewalt ist nicht nur eine gesellschaftliche Herausforderung, sondern auch eine sicherheitspolitische. Ein Gastkommentar von Stefan Evers.

Trotz einer Welle LGBT-feindlicher Gewalt in Berlin lehnt der rot-rot-grüne Senat eine ausgedehnte öffentliche Videoüberwachung ab – Widerstand gibt es vor allem bei Grünen und Linken (Bild: Mike_fleming / flickr)
- 4. März 2017, 16:12h 3 Min.
Berlin ist eine bunte und vielfältige Stadt, die Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichem Lebensstil eine Heimat bietet. Die größte schwul-lesbische Community Deutschlands ist hier zu Hause und eine Bereicherung für unsere Stadt. Wir sind stolz auf die Vielfalt der Lebensentwürfe, die hier hundertausendfach Tag für Tag gelebt werden und die unsere Stadt so lebenswert und einzigartig machen. Sie sind Ausdruck einer weltoffenen Metropole, in der jeder nach seiner Façon selig werden kann.
Erschreckenderweise erleben wir jedoch immer wieder, dass Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer sexuellen Identität verbal oder körperlich bedroht und angegriffen werden. Wir finden uns nicht damit ab, dass in einer offenen und toleranten Stadt wie Berlin zum Beispiel Lesben und Schwule beleidigt oder angegriffen werden. Der Kampf gegen Homophobie, Intoleranz und Hass ist nicht nur eine gesellschaftliche Herausforderung, sondern auch eine sicherheitspolitische.

Unser Gastautor Stefan Evers ist Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, Generalsekretär der Berliner CDU und Mitglied des LSU-Landesvorstands
Alle Menschen haben das Recht auf ein Leben in Freiheit ohne Furcht vor Straftaten und Gewalt. Dafür braucht es jedoch mehr als nur ein Lippenbekenntnis zur Vielfalt der Lebensweisen in unserer Stadt. Wir stehen für "null Toleranz" gegenüber den Tätern. Neben dem Schutz vor Diskriminierung und besserer Aufklärung, Beratung und Opferhilfe einerseits ist es notwendig, die Sicherheitsbehörden noch besser in die Lage zu versetzen, Gewalttaten aufzuklären und zu ahnden. Dazu zählt nicht nur die notwendige personelle Verstärkung der Berliner Polizei und Justiz, sondern auch die Möglichkeit, verstärkt Videoüberwachung an gefährdeten Orten einzusetzen. Die letzten Wochen und Monate haben eindrucksvoll gezeigt, dass dieses Instrument nachweislich zur Aufklärung zahlreicher Gewaltverbrechen beigetragen hat.
Videoüberwachung schreckt potentielle Täter ab
Videoüberwachung hilft nicht nur dabei, Straftaten aufzuklären, indem durch die veröffentlichen Bilder der Kameras Straftäter identifiziert und festgenommen werden können. Sie schreckt auch potentielle Täter ab, weil schnelle Entdeckung und damit Strafe drohen. Auch eine deutliche Mehrheit von 80 Prozent der Berlinerinnen und Berliner befürwortet einen klugen Ausbau der Videoüberwachung im öffentlichen Raum.

In unserer Wochenumfrage vom 23. bis 30. Januar 2017 hatte sich eine Mehrheit der teilnehmenden User für mehr Videoüberwachung ausgesprochen
Die Dunkelziffer ist vor allem im Bereich der homo- und transphoben Gewalt besonders hoch, da viele Betroffene Übergriffe gegen sie etwa aus Scham oder der Befürchtung, nicht ernst genommen zu werden, nicht anzeigen. Mit der Ausweitung der Videoüberwachung im öffentlichen Raum bietet sich daher insbesondere bei diesen Gewaltdelikten die Möglichkeit, die Anzeigenbereitschaft der Opfer zu erhöhen: Wenn die Chance auf Aufklärung einer Straftat steigt, bringen womöglich auch mehr Opfer homo- und transphober Übergriffe zur Anzeige. Denn erst dann, wenn Straftaten dokumentiert sind, können Polizei, Justiz und Gesellschaft helfend eingreifen. Und nur dann können Täter ermittelt und bestraft werden.
Videoüberwachung ist gewiss kein Allheilmittel. Sie ist jedoch ein wichtiges Unterstützungsmittel, um Übergriffe aufzuklären, Täter zu überführen und Opfer zu schützen. Damit kann sie einen wichtigen Beitrag dafür leisten, dass die Menschen in unserer Stadt auch zukünftig frei und sicher leben können.
Links zum Thema:
» Homepage von Stefan Evers













