Nach einigen Wirrungen haben die Schützen nun einen zeitgemäßen Umgang mit der Vielfalt der Gesellschaft gefunden – zumindest in den Vereinen, die das wollen (Bild: flickr / Dick Aalders / by 2.0)
Die Bundesvertreterversammlung des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) hat am Sonntag in Leverkusen mit großer Mehrheit neue Richtlinien verabschiedet, die es den rund 1.300 Mitgliedsvereinen erlaubt, künftig auch schwule Königspaare oder muslimische Schützen zuzulassen.
Der katholische Schützenbund, der etwa 400.000 Einzelmitglieder umfasst, war in den letzten Jahren unter Modernisierungsdruck geraten. Die Diskussion um eine Öffnung hatte vor rund sechs Jahren begonnen: Im Jahr 2011 war der BHDS deutschlandweit in die Schlagzeilen geraten, als er einen Schützenkönig aus Ostwestfalen wegen dessen Homosexualität aus dem Verband ausschließen wollte (queer.de berichtete). Später beschloss der Dachverband, dass Schwule zwar Schützenkönige werden könnten, aber ihnen bei offiziellen Anlässen immer eine Anstandsdame zur Seite gestellt werden müsse (queer.de berichtete). Dieser Beschluss, der später nicht mehr angewandt wurde, ist nun offiziell aufgehoben.
2014 war der Verband auch unter Kritik geraten, weil er einem muslimischen Schützenkönig in Werl die Anerkennung versagte. Diesen Beschluss nahm er später "ausnahmsweise" zurück. Mit den neuen Richtlinien sind Diskriminierungen oder Ablehnungen allerdings weiterhin möglich: Die einzelnen Vereine können selbst entscheiden, wie sie mit diesen Fragen umgehen.
Öffnung zur Gesellschaft hin
Man gebe den Schützen ein "lebensnahes Profil", freute sich der Verband am Sonntag in einer Pressemitteilung, "wie es Papst Franziskus für alle kirchennahen Gruppierungen einfordert". Mit der Mitgliedschaft von Nicht-Christen müssten auch aus der Kirche Ausgetretene "nicht weiter fürchten, die katholische Schützengemeinschaft verlassen zu müssen". Letztlich gehe es darum, "durch gegenseitigen Respekt, Ehrlichkeit und Toleranz ein vertrauensvolles Miteinander mit allen gesellschaftlichen Kreisen zu ermöglichen."
"Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Persönlichkeit und Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich", sagte Bundesschützenmeister Emil Vogt. "Homosexuelle Schützenbrüder und Schützenschwestern haben daher selbstverständlich alle Mitgliedsrechte und Mitgliedspflichten, einschließlich der Möglichkeit, die Königswürde zu erringen."
Zugleich betont der Verband "ein klares Bekenntnis zu den christlichen Wurzeln und Traditionen": So müssten Mitglieder, die Leitungs- und Vorstandsaufgaben übernehmen, in der katholischen Kirche aktiv sein und sich zu ihren Werten bekennen. Zugleich sollen aber auch wiederverheiratete Geschiedene Vorstandsaufgaben übernehmen können – in der Amtskirche ist ihr Schicksal seit Jahren ein großer Streitfall. (cw)