Der Name der einzigen Gay-Bar im Staate Vermont sorgt für Aufregung in der Szene (Bild: Screenshot WPTZ)
Eine kürzlich eröffnete amerikanische Provinz-Gay-Bar an der Grenze zu Kanada sorgt für Aufregung: "Mister Sister" öffnete am vergangenen Freitag in der Kleinstadt Winooski in Vermont die Türen, also im Heimatstaat von Bernie Sanders und "Ben & Jerry's".
Es handelt sich dabei um die erste LGBTI-Bar seit über einem Jahrzehnt in Vermont. Aufregung in der LGBTI-freundlichen Region verursachte allerdings der Name: "Mister Sister" sei transphob, beklagten mehrere LGBTI-Aktivisten. Kritisiert werden negative Assoziationen, die der Name hervorrufe.
Der Transsexuelle Wiley Reading, der nur wenige Kilometer von der Bar entfernt wohnt, sagte etwa gegenüber der Lokalzeitung "Burlington Free Press", der Name sei "sehr besorgniserregend". "'Mister Sister' ist ein trans- und frauenfeindlicher Ausdruck", so Wiley. Wiederholt sei diese Wortkombination als Schimpfwort für transsexuelle Frauen verwendet worden, oft während gewalttätiger Übergriffe. "Der Begriff verärgert einen großen Teil der Community und schließt diesen aus – speziell diejenigen, die in der Vergangenheit sogar innerhalb der Community einen schweren Stand hatten und marginalisiert wurden."
Auf der Facebook-Seite der Bar äußerten ebenfalls mehrere Menschen Zweifel daran, ob der Name geeignet ist. Eine Nutzerin kritisierte etwa den Besitzer dafür, dass er als Schwuler andere Erfahrungen mit Diskriminierung habe als Lesben oder Transpersonen und sich für einen allumfassenden Namen besser mit diesen Gruppen abstimmen hätte sollen.
Bei der Organisation "Pride Center of Vermont", die sich um LGBTI-Belage im Bundesstaat kümmert, führte der Streit um den Bar-Namen zu Verwerfungen. Zwei Vorstandsmitglieder traten aus dem Verein aus, weil er sich zunächst nicht von dem Namen distanzieren wollte.
Barbesitzer: Name schließt niemanden aus
Der Barbesitzer – ein schwuler Mann, der zuvor einen Weinladen betrieben hatte – kann die Aufregung nicht verstehen. Der Begriff "Mister Sister" zeige an, dass man offen sei "für Männer und Frauen, für Menschen, die sich als beides identifizieren und für jeden dazwischen", so Craig McGaughan. "Offiziell sind wir eine Gay-Bar für ihn, für sie und für alle." Er habe bewusst einen Namen gesucht, der sowohl weibliche als auch männliche Assoziationen habe.
Der Streit erinnert um eine Auseinandersetzung um die schwule US-Realityshow "RuPaul's Drag Race", in der Kandidaten im Fummel darum kämpfen, "America's Next Drag Superstar" zu werden. In der Sendung, die in diesem Monat in die neunte Staffel geht, wurden über Jahre Worte wie "Tranny" oder "She-Male" benutzt, die von manchen transgeschlechtlichen Aktivisten als beleidigend empfunden werden (queer.de berichtete). Moderatorin RuPaul, die über Jahre die Nutzung der Worte verteidigt hatte, lenkte schließlich im Jahr 2014 ein, nachdem der ausstrahlende Sender bereits damit anfing, die Worte aus den Folgen herauszuschneiden. Die Dragqueen erklärte scherzhaft, dass sie das Wort "Tranny" durch "Granny" ersetzen werde (queer.de berichtete). (dk)
Mittlerweile nutzt es jeder ohne negativen Hintergrund.
Man sollte ggf. wieder anfangen Begrifflichkeiten von *feindlichen Menschen durch Aneignung zu positiv zu besetzen.