Michael Adam galt als Hoffnungszeichen für die bayerische SPD, machte aber auch mit Skandalen und politischen Querelen von sich reden (Bild: Pressefoto)
Überraschung in der bayerischen Politik: Der Regener Landrat Michael Adam hat am Freitag angekündigt, bei der Wahl im September nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. 2011 war der SPD-Politiker in dem niederbayerischen Landkreis Regen mit 57,3 Prozent der Stimmen in das Amt gewählt worden – als jüngster Landrat Deutschlands überhaupt (queer.de berichtete).
Der heute erst 32-Jährige hatte bereits 2008 für Schlagzeilen gesorgt, als er als schwuler, evangelischer und "roter" Kandidat und 26-jähriger Neuling zum Bürgermeister in Bodenmais gewählt wurde, in der Stichwahl gegen den amtierenden CSU-Bürgermeister (queer.de berichtete).
"Ich habe mich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, bei der Landratswahl am 24. September 2017 nicht für eine weitere Legislaturperiode als Landrat des Landkreises Regen zu kandidieren", so Adam am Freitag in einer Pressemitteilung. "Mein Amt hat mir in den letzten Jahren sehr viel Freude bereitet." Er habe jedoch stets darunter gelitten, dass er seit Übernahme der politischen Ämter sein Politik- und Volkswirtschafts-Studium nicht habe abschließen können. "Ich bin nun mit 32 Jahren in einem Alter, in dem ich gerade noch relativ unkompliziert einen berufsbefähigenden, akademischen Abschluss nachholen kann. Nach einer möglichen weiteren Legislaturperiode als Landrat wäre dies sicher nicht mehr der Fall."
Sein Amt als Landrat wolle er bis zur Wahl weiterhin "mit ganzer Energie" ausfüllen, so Adam. Während seine Wahl in die Ämter und seine Amtsführung zunächst vor Ort und auch in regionalen bis nationalen Medien mit Interesse und Lob aufgenommen wurden, hatte er die letzten Jahre auch einige Kritik einstecken müssen.
Adam 2013 mit Partner Tobias Eckert. Bild: Langer / Archiv Landratsamt Regen
2013 räumte der Politiker, der 2012 mit seinem langjährigen Freund Tobias Eckert eine Lebenspartnerschaft eingegangen war (queer.de berichtete), nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" ein, dass er sich in der Zeit als Bürgermeister und als Landrat insgesamt sechs Mal zum schnellen Sex mit anderen Männern in Diensträumen verabredet hatte (queer.de berichtete). Dabei habe er auch Poppers konsumiert. Im letzten September meldete er sich aus einer Kurklinik und berichtete von seiner Alkoholsucht, der er sich stellen wolle (queer.de berichtete).
Für Schlagzeilen sorgte er auch mit Kritik an der eigenen Partei. So bekundete er 2013 öffentlich, bei der letzten Bundestagswahl mit der Zweitstimme die CSU gewählt zu haben, weil er die führenden Köpfe der SPD-Landesliste für "nicht wählbar" hielt. Nach dem Rückzug von Adam aus dem Landratsamt kündigte die SPD am Freitag an, gemeinsam mit ihm einen Nachfolger für die Kandidatur im Herbst zu suchen. (nb)
Vielleicht wird man ihn ja danach auch nochmal in der Politik erleben.
Und vielleicht haben auch die "Enthüllungen" dazu beigetragen, dass er nicht mehr so im Fokus der Öffentlichkeit stehen will. Was auch wieder die Situation in Deutschland beleuchtet: hätte ein heterosexueller Landrat in seinen Diensträumen Sex gehabt, hätten alle geschmunzelt und mit zwinkerndem Auge "Jo mei, des is halt menschlich" gesagt. Aber bei einem Schwulen ist das gleich ein Skandal. Dabei hat der ja nichts verbotenes getan. Es wurde niemand zu Sex gezwungen und war alles einvernehmlich. Die einzigen, die das zu interessieren hat, sind er selbst, seine Sexdates und sein Partner.
Aber so ist das halt im bigotten Deutschland...
Ich wünsche ihm für sein weiteres Studium und den weiteren Lebensweg alles Gute...